Die Mittagssonne brennt auf die Köpfe der Touristen, die sich vor dem Palais Principe in Wien versammeln. Sie bestaunen die Fiaker und vielleicht auch die Ankeruhr, eine der vielen Attraktionen der österreichischen Metropole. Nicht wenige geben auf und betreten den nächsten Supermarkt, um sich ein kühles Getränk zu gönnen. Beim Betreten des Billa Corso am Hohen Markt wird den Kunden aber schnell klar, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Markt handelt. Nach einem Blick auf die riesige Obst- und Gemüseabteilung mit den selbst hergestellten Salaten und der Smoothie-Bar packt den Besucher die Neugierde, was ihn in den zwei weiteren Etagen wohl erwarten mag. Schon im ersten Stockwerk gelangt der Besucher in die lang gezogene Brotabteilung, die von den besten Bäckern Wiens beliefert wird. Konditoren backen hier auf Bestellung Torten, bieten Macarons und andere Köstlichkeiten an.
Ein Gang durch die üppig gefüllten Gänge bestätigt den Eindruck, dass dieser Markt ein riesiges Sortiment bereithält: vor Feiertagen bis zu 47.000 Artikel (sonst 35.000)! Das Angebot lockt Kunden aus dem Wiener Umland und anderen Teilen Österreichs an. Manche kommen wegen der größten Fischtheke Wiens, andere wegen der 35 Sorten Kaviar oder der 75 Sorten Champagner.
Bedienung sorgt für Umsatz
Im zweiten Stock trifft man auf die Frischetheken. Sie tragen die Handschrift von Marktmanager Erich Freund. Bevor er 2022 die Leitung des Billa-Flaggschiffs übernommen hat, arbeitete der gelernte Koch in angesehenen Häusern großer Hotelketten. Freund erzählt, dass der Markt etwa die Hälfte seines Umsatzes an den Theken realisiert. Spitzenreiter ist mit 22 Prozent die Feinkost, die Fisch und Käse umfasst. 12 Prozent kommen von der Fleischtheke, 17 Prozent steuern Obst und Gemüse bei. 25 Mitarbeiter bedienen allein in den Frischebereichen.
Eine Berühmtheit ist die Fischtheke, die größte in der Metropole. 35 Sorten Frischfisch sind täglich in der Auslage, am Wochenende kommen Austern und diverse Muscheln dazu. Die Fleischtheke lockt mit Besonderheiten wie Kobe-Beef, Tauben oder Wachteln.
Absolutes Highlight ist die Weinbar, von der man einen spektakulären Ausblick auf die Einkaufsstraße hat. Wer sich hier an einem Tisch niederlässt, kann alle Weine und sonstigen Getränke verkosten: allein 1.100 Weinsorten, die bis zu 2.000 Euro pro Flasche kosten können. Ältere Jahrgänge wie der „Château Mouton Rothschild 1986“ bilden aber die Ausnahme. Man vermeide Weine, die älter als 20 Jahre seien, da diese bei unsachgemäßer Lagerung auch zu Problemen führen können. Freund berichtet, dass man neue Trends umsetzen möchte. Momentan gebe es zum Beispiel eine erhöhte Nachfrage nach alkoholfreien Weinen und Naturweinen.
Für Begeisterung dürften ebenfalls die 210 Sorten Sekt und Champagner sorgen. Wer seinen Dom Pérignon gleich vor Ort genießen will, kann sich aus der Speisekarte noch kalte Speisen direkt aus der Feinkostabteilung bringen lassen, etwa Räucherlachs, handgeschnittenen Schinken, eine gemischte Antipastiplatte oder Käseteller.
Zustellservice zum kleinen Preis
Wenn die Kunden ihren Einkauf abgeschlossen haben, lassen sie sich die Ware von Bikern gern nach Hause liefern. Dieser Service wird mit 5 Euro berechnet, ab einer Einkaufssumme von 50 Euro ist die Lieferung sogar kostenlos. Marktmanager Freund erläutert, dass so mancher nach dem Einkauf erst seine Lieferung aufgibt und sich danach in die Weinbar zurückzieht. Wenn er oder sie danach durch die Straßen Wiens zurückgeschlendert ist, warten zu Hause schon die Einkäufe, sodass man gleich weiterkochen oder weiternaschen kann.
Billa Corso, Am Hohen Markt 12, 1010 Wien
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.40 bis 20.00 Uhr, Samstag bis 18 Uhr
qm Verkaufsfläche (auf drei Stockwerke verteilt)
Mitarbeiter
Euro beträgt der Durchschnittsbon
Artikel (bis zu 47.000 vor Feiertagen)
Kassen
- 4 normale Kassen
- 4 SB-Kassen
4 Fragen an
Erich Freund, Marktmanager. Er hat schon in Restaurants in London, Rom und Paris gekocht.Sie sind gelernter Koch. Wie war für Sie der Wechsel in den Lebensmitteleinzelhandel?
Freund: Ich fand’s recht witzig. In meiner Küche war ich auf mein Sortiment, das auf mein Konzept abgestimmt war, begrenzt. Hier bei Billa haben wir viel, viel mehr Produkte, zum Beispiel 25 verschiedene Qualitätsstufen von Olivenöl. Beim Kaviar haben wir nicht zwei Sorten, sondern zehn verschiedene Lieferanten.
Was sind die Herausforderungen in diesem Markt?
Wir haben ein kleines Lager. Das macht es für unsere Logistik natürlich herausfordernd: Wenn wir Ware bekommen, müssen wir sie schnell in den Verkaufsraum bringen.
Warum kaufen die Kunden bei Ihnen im Geschäft ein, statt online zu bestellen?
Der große Vorteil, den uns unsere Kunden nennen: „Ich sehe, was ich kaufe, ich habe mir das Produkt selber ausgesucht.“ Wenn man zum Beispiel einen Taleggio-Käse bei uns kauft, kann man ihn vorher kosten.
Auf welche Abteilung im Haus sind Sie besonders stolz?
Ich bin auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und aufs gesamte Haus stolz. Besonders stolz aber bin ich auf die Fischabteilung, die eine tolle Sortimentstiefe hat. Und auch auf die Fleischabteilung sowie Obst und Gemüse, das sich jeden Tag aufs Neue tipptopp präsentiert.