Klar, bei Inkoop will man Geld verdienen – und muss es. Und doch: Der Lebensmitteleinzelhandel hat für Inkoop-Geschäftsführer Bernd Oetken und seine Tochter Gesa, Leiterin von Vertrieb und Einkauf, auch eine soziale Dimension. Das zeigt sich zum Beispiel im neuesten Inkoop-Markt. Er wurde im April 2022 in Harpstedt im niedersächsischen Landkreis Oldenburg eröffnet. Die Fläche des „Marktplatzes“ in der Nähe des Eingangsbereiches ist bewusst so großzügig gestaltet, dass sich hier die Menschen vor oder nach ihrem Einkauf zum Gespräch treffen können und sollen.
90 Prozent der Baumaterialien aus Holz
Harpstedt hat gerade einmal 4.800 Einwohner. In der Nachbarschaft wohnen viele Landwirtsfamilien in kleinen Dörfern. Treffmöglichkeiten sind nicht reich gesät, und viele Menschen sind dafür dankbar, dass sie in „ihrem“ Inkoop nicht nur einkaufen, sondern auch Bekannten begegnen können.
Die Neueröffnung des Marktes mit 2.000 Quadratmetern Verkaufsfläche wurde zum Ausprobieren von weiteren Ideen und Konzepten genutzt. Ein Beispiel ist die Holzrahmenbauweise, die zum ersten Mal in Harpstedt umgesetzt wurde. 90 Prozent der Baumaterialien bestehen aus Holz, vor allem aus Lärche aus Sibirien. „Zuerst habe ich nach diesem Ratschlag des Ladenbauers gezögert“, räumt Bernd Oetken ein. Aber dann habe er grünes Licht gegeben, und die Kunden hätten das von Anfang an geschätzt.
2025 ist für Bernd Oetken Schluss
Im Grunde genommen passe dieses Material ausgezeichnet zum Lebensmitteleinzelhandel, meint der Firmenchef. Denn: „Holz ist Natur – Lebensmittel sind auch Natur.“ Mit Holz wird im Harpstedter Markt zum Beispiel auch in Form von Überdachungen der Bereiche Obst, Gemüse und Wein gearbeitet. Die haben die Form von Häusern. Das soll emotional den Anspruch „nachbarschaftlicher Vollversorgung“ unterstreichen, für die Inkoop stehen will.
„Inkoop“ ist das plattdeutsche Wort für „Einkauf“. In der Region zwischen Bremen und Oldenburg werden elf Inkoop-Märkte betrieben, darunter lediglich zwei in Innenstädten. In Harpstedt sind 80 Mitarbeiter tätig, in und für alle Märkte rund 500. Ausgebildet werden zurzeit knapp 50 der Inkoop-Beschäftigten. Die Kette in Familienhand wurde 1963 gegründet. Im kommenden Jahr will sich Bernd Oetken nach 45 Jahren im Handel endgültig aus dem operativen Geschäft zurückziehen und die Gesamtverantwortung seiner Tochter Gesa übergeben.
Floristik ist ein „Eigengewächs“
Eine andere Premiere, die in dem Harpstedter Markt gefeiert wurde, ist die eigene Floristik-Abteilung. „Zum ersten Mal bei Inkoop ist hier die Warengruppe Blumen und Pflanzen nicht an einen externen Partner ausgelagert“, erläutert Gesa Oetken. „Vielmehr haben wir einen eigenen Shop etabliert, der sich ‚Blütenstand‘ nennt.“ Dieses „Eigengewächs“ ist bis 14 Uhr persönlich besetzt; danach gilt Selbstbedienung.
Eine weitere Neuheit in dem Harpstedter Markt: die „Piazzetta“, ein Inkoop-eigener Stand für den Abverkauf von Pizza und Eis. Die Piazetta ergänzt das handelsgastronomische Angebot des Unternehmens, das sich zum Beispiel in den „Heimvorteil“-Artikeln aus eigener Küche widerspiegelt.
Auch mit Blick auf die Angebote des Bäckers und des Fleischers, die Lottoannahmestelle und Poststation fasst Bernd Oetken zusammen: „Unser Wunsch ist es, möglichst viele Versorger und Dienstleister unter einem Dach zu haben, damit den Menschen unnötige Wege erspart bleiben.“
Inkoop Harpstedt, Wildeshauser Straße 2, 27243 Harpstedt
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 7 bis 21 Uhr
qm Verkaufsfläche
Mitarbeiter, darunter 3 Auszubildende
Artikel
Euro Durchschnittsbon
Kassen
Artikel in der Obst- und Gemüseabteilung
3 Fragen an
Gesa Oetken. Sie ist Leiterin Vertrieb und Einkauf bei den Inkoop-Märkten.Sie arbeiten im Markt mit Traditionshandwerkern zusammen. Welche sind das?
Gesa Oetken: Für den Fleischereibereich wurde der Handwerksfleischer Behrens gewonnen. Dieses 1903 gegründete Unternehmen zieht auf jeden Fall zahlreiche Kunden an, auch durch regelmäßige Events wie etwa Grillabende. Außerdem hat sich die seit 1912 bestehende Bäckerei Weymann bei uns angesiedelt. Sie verfügt über ein Café und Außensitzplätze. Für den Sonntagsverkauf bekam die Bäckerei übrigens einen separaten Eingang.
Wie ist die eher ungewöhnliche Zusammenarbeit mit Aldi zu erklären?
Wir haben neben unserem eigenen Markt das Gebäude für eine Aldi-Filiale errichtet. Aldi hat es angemietet. Dieses Konzept hat sich am Inkoop-Standort in Ganderkesee bewährt. Was gut ist, soll wachsen.
Inkoop ist nach eigener Darstellung ein klimabewusstes Unternehmen. Haben Sie zwei, drei Beispiele aus Harpstedt?
Unser Gebäude verfügt über eine Wärmerückgewinnung und eine große Solarstrom-Anlage sowie über sieben Kühlhäuser für kurze Wege und für mehr Energieeffizienz. Und das sind jetzt wirklich nur Beispiele; die Liste ist viel länger.