Netto Scottie Das Glück kann klein sein

Wie viele Artikel muss ein Lebensmittelmarkt anbieten, damit ein Kunde sich glücklich kaufen kann: 10.000, 20.000 oder 30.000? Fest steht, im kleinsten Netto Scottie sind es 2.400. Eindrücke vom Berliner Kiez, Prenzlauer Berg.

Dienstag, 18. Mai 2021 - Ladenreportagen
Silvia Schulz
Artikelbild Das Glück kann klein sein
Stadtfiliale: Nur der Aufsteller darf vor die Tür.
Bildquelle: Santiago Engelhardt

Der Netto-Markt der Salling Group, Dänemark, befindet sich im Berliner Szenekiez Prenzlauer Berg. Aufgrund der Innenstadtlage gibt es keine Parkplätze. Auch darf der Markt keine Ware vor dem Markt platzieren. Eine Ausnahme ist der Aufsteller für das Treueprogramm. Umgebaut und auf das Marktkonzept 3.0 umgestellt wurde der Markt im Herbst 2020. Erfolgreich. Damit steht fest: Netto kann auch kleine Flächen gekonnt und ladenbaulich ansprechend in Szene setzen. Darüber hinaus überzeugt der Markt mit Neuerungen und Individualität.

Besser geht immer
Skandinavische Ästhetik trifft in Deutschland seit Jahren den Geschmack der Konsumenten. Und die Corona-Pandemie hat – wie jüngste Untersuchungen zeigen – den „Hygge“-Trend befeuert. Der ist Kernbestandteil der dänischen Tradition und bezeichnet nichts anderes als eine gemütliche, herzliche Atmosphäre. Das ist der Kern des Marktkonzepts 3.0.

Der Ladenauftritt ist stimmig und dank Echtholz wertig. Doch ist die Kundenorientierung der Maßstab für die Neugestaltung. Nur ein Beispiel: Für die Tiefkühltruhen wurden die bekannten Überbauten revitalisiert. Ohne sie reicht die Regalfläche fürs Sortiment nicht aus. Damit der Kunde die Orientierung behält, befinden sich an den Stirnseiten Warengruppen-Schilder auf Augenhöhe.

Das konsequent umgesetzte Designkonzept ist Ästhetik pur. Farb- und Ladenkonzept gehen Hand in Hand, es zieht sich wie ein roter Faden durch den Markt. Warengruppenschilder, Einkaufswagen – nichts blieb außen vor. Auch die Neugestaltung des Logos gehört zum neuen Markenauftritt. Wort- und Bildmarke wurden getrennt. Das Erkennungszeichen des Discounters, der Hund namens „Scottie“, wurde aus dem Schriftzug herausgelöst. Letzter wurde neu gesetzt und Großbuchstaben auf eine gemischte Schreibweise umgestellt.

Richtig kommuniziert am PoS
Wie schon in den zuvor umgebauten Märkten findet der Kunde die gemischte Schreibweise überall. Auf den Schildern an der Wand und auf allen anderen Hinweisen. Die Wandschilder sind aus Holz, und Bilder visualisieren die Warengruppen – Kundenorientierung par excellence.

Das Marktkonzept 3.0 verfolgt mehrere Ziele. Ein zentraler Punkt ist, bester Discounter im Bereich Obst und Gemüse zu werden.
Mit einem Obst-und-Gemüse-Anteil von 17 Prozent stehen die Chancen an diesem Standort gut. Ein weiteres Ziel ist die Erhöhung der Frischekompetenz. Der Umsatzanteil dieser Filiale liegt bei 60 Prozent. Wird der Anteil der Aktionswaren – wie angekündigt – weiter zurückgefahren, wächst er weiter. Passend zu den Zielen hier die Beispiele: Das Convenience-Sortiment wurde ausgebaut. In der Obst- und Gemüse-Abteilung lädt ein Wandkühlregal mit leckeren Snacks und gekühlten Getränken zum Sofortverzehr ein. Wurde im Pilotmarkt die Bio-Ware noch gesondert platziert, fügt sie sich nun ins Obst- und Gemüse-Sortiment ein.

Neu ist die Back-off-Station mit frischen Backwaren. Auch die Einführung der neuen Eigenmarke „Meierie“ dürfte der Frischekompetenz in die Karten spielen. Die Käsespezialitäten werden am Kühlmöbel beworben, und die werbliche Gestaltung der Verpackung macht auf die Marke neugierig.

Gut durch den Markt navigieren
Ein Ausdruck der konsequenten Kundenorientierung ist der barrierefreie Marktzugang. Er vermittelt ein Gefühl von Großzügigkeit. Die notwendige Kommunikation der durch Corona bedingten Verhaltensmaßnahmen inklusive Desinfektionsspender ist im Eingangsbereich und im Markt perfekt unauffällig integriert und kein Fremdkörper.

Erwähnt werden muss die Leergutannahme. Für Einweg steht am Kundeneingang ein Automat bereit. Und in der Ecke der Obstabteilung wird das Mehrweg-Leergut wie in längst vergessenen Zeiten händisch angenommen. Eine gelungene Notlösung für die kleinen Fläche. Netto-Kenner vermissen die große Regalinsel für Saisonware, doch wird die in einer runden Regalgondel angeboten.
Überhaupt gibt es mehrere abgerundete Regalgondeln, was dem Ambiente zuträglich ist.

Relativ neu ist das Angebot des Monats. Der Vorteil: Kunden können nachkaufen. Erstaunlich ist, dass der Kunde trotz der Marktgröße auf keinen einzigen Handzettelartikel verzichten muss. Wobei Netto Scottie nicht nur für beworbene Aktionen bekannt ist. Pro Woche kommen gut 30 Artikel – alle unter einem Thema – ohne unterstützende Werbung dazu. Eine clevere Idee, um Artikel auf Listung zu testen. Ein Beispiel ist die gerade ins Sortiment aufgenommene Asia-Range.

Für Artikel, die sich Kunden am PoS wünschen, und für Artikel-Vorschläge von Mitarbeitern können alle Mitarbeiter eine Funktion in der „My Netto“-Mitarbeiter-App nutzen, um direktes Feedback an die zuständigen Abteilungen in der Zentrale zu geben. So geht kein Hinweis verloren, und Netto ist immer up to date was die Kundenansprüche angeht.

Fakten im Fokus

425 qm Verkaufsfläche
17 Mitarbeiter und 1 Azubi
30 Prozent regionale Ware in Bezug auf Umsatz- und Sortimentsanteil
2.400 Artikel, Eigenmarken u.a. Go Öko; Frija, Premieur; Meierie
von montags bis samstags 7 - 21 Uhr

Schnell gelesen
Netto Markt, Belforter Strasse 20, 10405 Berlin

  • Mehr als 500 Artikel kommen aus den Regionen, in denen es Netto- Märkte gibt.
  • 60 Prozent des Umsatzes werden mit Frischeartikeln generiert.
  • 17 Prozent beträgt der Anteil von Obst und Gemüse, 5 Prozent der von Tiefkühlware.
  • Barrierefreier Zugang und zwei Ausgangskassen.
  • Netto ist als erster Discounter mit allen Märkten in der App „Too Good To Go“ vertreten, um Lebensmittelverschwendung besser vermeiden zu können.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Stadtfiliale: Nur der Aufsteller darf vor die Tür.
Bild öffnen Neuzugang und Urgestein: Sven Selzam, Vertriebsleiter (l.), Jens Wagner, Regionalleiter.
Bild öffnen Dufte: Die neue Aufbackstation macht Appetit.
Bild öffnen Herzstück: die O&G-Abteilung, die bestens sortiert ist.
Bild öffnen Auf einen Blick: links die Angebotsware und rechts das Normalsortiment.
Bild öffnen Wein: Abgerundete, niedrige Regalgondeln lockern auf und tragen zur Wohlfühlatmosphäre bei.
Bild öffnen Sparen Platz: überbaute Tiefkühlinseln mit Warengruppenschildern an der Seite.

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