Konsum in Leipzig Regionalität ist am Zug

In der Gestaltung der neuen Konsum-Leipzig-Filiale spiegelt sich die unmittelbare Nähe zum Hauptbahnhof wider. Die Kunden schätzen dort, bedingt durch die Corona-Krise, eine Stärke der Genossenschaft noch mehr als vorher: die große Auswahl an lokalen Artikeln.

Donnerstag, 18. Juni 2020 - Ladenreportagen
Sonja Plachetta
Artikelbild Regionalität ist am Zug
Bildquelle: Steffen Runke/Konsum Leipzig, Sonja Plachetta, Santiago Engelhardt

Fünf Alltagshelden begrüßen die Kunden der Konsum-Leipzig-Filiale in der Rosa-Luxemburg-Straße derzeit in der Obst- und Gemüseabteilung – mit einem strahlenden Lächeln und, im Gegensatz zu ihren 16 menschlichen Kollegen, ganz ohne Mundschutz. Die lokale Genossenschaft hat für ihre Frühjahrskampagne für frisches Obst und Gemüse Erdbeeren, Äpfel, Spargel, Rhabarber und Mohrrüben auf Plakaten und Deckenhängern zu Alltagshelden gekürt – noch bevor die Bevölkerung den Mitarbeitern im Lebensmittelhandel während der Corona-Pandemie eine neue Wertschätzung entgegengebracht und sie ebenfalls als Alltagshelden gewürdigt hat. Nun ist der Begriff in aller Munde, und die Kampagne wirkt.

Zu Beginn der Krise war das etwas anders. Die Kunden haben auch im neuesten der 61 Konsum-Leipzig-Märkte erst einmal das Übliche wie Toilettenpapier und Konserven gehamstert. „Offene Ware war nicht so gefragt“, sagt Vorstandssprecher Dirk Thärichen. „Der Umsatz an den Theken ist zurückgegangen, und bei Obst und Gemüse haben die Kunden vor allem zu abgepackten Produkten gegriffen.“ Nach den ersten Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen stimmt Filialleiterin Ina Richter die Konsumenten nun wieder mehr auf Frische ein – mit den Alltagshelden bei Obst und Gemüse, mit einem neu eingeführten Bio-Block mit Bio-Fleisch von der Edeka Minden-Hannover in der Frischetheke neben dem Markteingang, die hier „Konsum Kulinarium“ heißt, und mit einem wieder erweiterten Imbissangebot.

Mitten im Brennpunkt
Anfang Januar hat die 550 Quadratmeter große Filiale in einem Neubau eröffnet. Sie liegt etwa 400 Meter vom Leipziger Hauptbahnhof entfernt und grenzt an die Eisenbahnstraße, die einzige Waffenverbotszone Sachsens. „Wir haben uns schon überlegt, ob wir in einen Brennpunkt gehen wollen“, räumt Thärichen ein. Aber die Gegend habe sich sehr gut entwickelt, viele Altbauten seien saniert worden, und es sei ein neues Wohngebiet entstanden, in dem auch viele Studenten wohnten. „Ein Lebensmittelgeschäft hat hier noch gefehlt“, davon ist er überzeugt. Ein weiteres Argument für den Markt am Rande des Leipziger Kriminalitätsviertels: „Wir haben bereits eine Filiale mitten in der Eisenbahnstraße und keine nennenswerten Probleme dort.“ So ist die einzige Besonderheit gegenüber anderen Standorten der Genossenschaft: Der Markt schließt statt um 22 Uhr bereits um 21 Uhr, damit die Mitarbeiter sicher und zeitiger nach Hause kommen. Zudem sind Spirituosen speziell gesichert. Doch der Eingang ist auch hier offen. „Wir wollten auf keinen Fall ein Drehkreuz“, sagt Thärichen.

Zum zweiten Mal nach der Filiale im Westwerk im Szene-Viertel Plagwitz (siehe LP 16/2019) hat Konsum Leipzig einen Markt einem bestimmten Thema gewidmet, hier dem nahegelegenen Hauptbahnhof. „Die Filiale soll sich in den Kiez einfügen, damit sich die Menschen damit identifizieren können“, erklärt Thärichen. Es gibt historische Schwarz-Weiß-Fotos des Haltepunkts, Bilder aus dem Bahnhofsalltag zieren die Spirituosenregale, eine Bahnhofsuhr tickt an der Wand, und die großen Deckenlampen im Eingangsbereich sowie über der Kassenzone erinnern an die Räder von Zügen. In der Obst- und Gemüseabteilung finden sich mehrere Graffiti mit typischen Elementen des Hauptbahnhofs, gestaltet vom lokalen Künstler Peter Freund, und vor der Theke stehen zwei Holzbänke, die denen in einer Bahnhofswartehalle ähnlich sind.

Seit Mitte Mai dürfen die Bänke wieder eingeschränkt genutzt werden. Zwei Personen können mit Abstand jeweils darauf sitzen, das Besteck wird an jeden Kunden separat von der Thekenkraft ausgegeben. Madeleine Ahrens, Leiterin der Theke, hofft, dass nun die selbst hergestellten warmen Speisen wie Suppen, vegetarische Gerichte sowie Hausmannskost und Snacks wie belegte Brötchen, Wraps und Joghurt-Desserts wieder mehr Abnehmer finden als während der Kontaktsperre. Zwar haben sich zahlreiche Hungrige die Tagesgerichte zum Mitnehmen einpacken lassen, doch die Kundenzahl insgesamt ist in dieser Zeit von 1.500 auf 900 am Tag gesunken – auch weil viele Angestellte aus den umliegenden Büros zu Hause gearbeitet haben. „Dafür haben die Menschen gezielt eingekauft mit einem deutlich höheren Durchschnittsbon“, sagt Filialleiterin Ina Richter.

Regionales stärker gefragt
„Wir sind gut durch die Krise gekommen“, bestätigt Vorstandssprecher Thärichen. Er sieht die Genossenschaft gut aufgestellt für die neue Normalität nach dem Corona-Shutdown: „Die Menschen hinterfragen die globalen Lieferketten mehr als früher, und es gibt eine verstärkte Nachfrage nach regionalen Produkten. Da sind wir klar im Vorteil, weil wir deutlich mehr regionale und lokale Produkte anbieten als die nationale Konkurrenz.“ Rund ein Viertel der 13.000 Artikel stammt seinen Angaben nach aus der Region – darunter auch ein Großteil der derzeit beworbenen Alltagshelden bei Obst und Gemüse.

Fakten im Fokus

550 qm Verkaufsfläche
16 Mitarbeiter
13.000 gelistete Artikel
10,31 Euro Durchschnittsbon
900 Kunden am Tag
16 Prozent Umsatzanteil mit Obst & Gemüse
von montags bis samstags: 7 - 21 Uhr


Schnell gelesen
Konsum Leipzig, Rosa-Luxemburg-Str. 35, 04315 Leipzig

  • Die Genossenschaft hat sich bei der Gestaltung der 61. Filiale von der unmittelbaren Nähe zum Leipziger Hauptbahnhof inspirieren lassen. So gibt es etwa historische Fotos oder Streetart-Kunstwerke mit Elementen des Haltepunkts.
  • Offene Decken sorgen für Industrie-Charme.
  • An der Frischetheke, dem „Konsum Kulinarium“, gibt es außer Fleisch, Wurst und Käse auch belegte Brötchen sowie warme Speisen aus eigener Herstellung.
  • Rund ein Viertel der 13.000 Artikel stammt aus der Region.

 

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