Rewe Green Teltow Fledermäuse inklusive

Das 50. Green Building der Rewe steht in Teltow. Kaufmann Christian Krüger und sein Marktleiter Fabian Valentin führen den nachhaltigen Supermarkt im Berliner Speckgürtel mit einer gesunden Ruhe und Gelassenheit – das spürt der Kunde vor allem im Service. Auch Sortiment und die großzügige Ausstattung sind überzeugend.

Montag, 10. Oktober 2016 - Ladenreportagen
Andrea Kurtz
Artikelbild Fledermäuse inklusive
Gelbe LEDDeckensegel schaffen Atmosphäre und signalisieren: „Hier gibt‘s frische Produkte.“
Bildquelle: Santiago Engelhardt
Daten und Fakten
  • Rewe Christian Krüger, Mahlower Straße 142, 14513 Teltow
  • Öffnungszeiten: Mo. – Sa., 7 – 22 Uhr

An diesem Mittag wirkt der neue Rewe-Markt von Christian Krüger besonders bestechend. Daran ist nicht nur der strahlende Sonnenschein schuld, der die 1.870 qm Verkaufsfläche durch das umlaufende Fensterband und die Dachkuppeln mit Tageslicht bestrahlt. Gerade weil es sehr leer ist – um 13 Uhr ist die Mittags-Snack-Zeit vorbei, die Bauarbeiter und Schüler, die sich dann gern im Deli einfinden, sind wieder „an der Arbeit“ –, kommen die breiten Gänge, die Übersichtlichkeit der Abteilungen und das klar gegliederte Sortiment voll zur Geltung. Farbige, rund gefasste LED-Deckensegel sorgen zusätzlich für Übersichtlichkeit: grüne Kreise über der O+G-Abteilung, gelbe über der Frische, blaue über dem TK-Bereich. „Das ist mehr als reine Deko; es gibt positive Energie“, sagt Rewe-Planungsmanager Florian Nain. Übrigens gibt es auch in allen Nebenräumen Tageslicht.

Aus recyclebaren Baustoffen
Auch von außen ist das 50. Green Building der Kölner ein Highlight. Komplett aus leicht recyclebaren Baustoffen erstellt, lassen die vorgebauten Stützen aus Lärchenholz, die Hauptdachtragkonstruktion aus Fichte, die zurückgesetzten Fronten aus dunkelgrauer Faserzementplatte, das Fensterband sowie die Steinkörbe (Gabionen) das Gebäude leicht und luftig wirken. Letztere sind eigentlich als Begrenzung zwischen Eingangsbereich und Parkplatz gedacht, erfüllen aber jetzt hauptsächlich optische Aufgaben. Das Pflanzensortiment direkt am Haupteingang wirkt so fast wie ein Steingarten. Ein zweiter, ebenfalls gläserner Eingang führt direkt ins Deli.

Fakten im Fokus
  • Gesammtfläche: 8.100qm
  • Gebäudefläche: 2.400qm
  • Verkaufsfläche: 1.870qm
  • Mitarbeiter: 45n (40 auf vollzeit gerechnet
  • Parkplätze: 90

In Anlehnung an traditionelle Markthallen ziehen sich die vorgebauten Stützen nach innen als Deckenträger in den Markt und überspannen ihn weiträumig. Die DHL-Packstation begrenzt den Markt, auf dem Parkplatz gibt es eine Ladesäule für Elektroautos. Diese werden von Allego betrieben und sind über eine RFID-Karte freischaltbar oder über die App des jeweiligen Anbieters. Als Kooperationsprojekt und auf Wunsch des Teltower Bürgermeisters Thomas Schmidt ziert eine zur Buch-Tausch-Station umgebaute Telefonzelle in leuchtendem Rewe-Rot den Platz.

Alle Parkplätze sind auf rund 3 m ausgelegt, die für Mutter und Kind oder Behinderte sind sogar 3,5 m breit. Selbstredend ist auch der ganze Markt barrierefrei, einschließlich Kunden-WC.

Fokus I: Licht und luft
Hell ist es aber nicht nur bei Sonnenschein. Draußen und drinnen wird komplett mit LED beleuchtet; 142 Strahler und 185 Lampenelemente sind im Einsatz. Diese ziehen sich an dünnen Lichtschienen innen durch den Markt, beleuchten die breiten Gänge oder sind punktuell auf Highlights im Sortiment ausgerichtet.

Deckenbefeuchter sorgen für angenehmes Raumklima: 19 Grad sind im Winter Durchschnitt und selbst an heißen Tagen nicht mehr als 24 bis 26 Grad. Die Qualität der Raumluft wird permanent automatisch überwacht. Bei Bedarf wird die Lüftungsanlage automatisch ein- bzw. wieder ausgeschaltet, sie ist aber auch manuell steuerbar. „Das ist praktisch, wenn doch mal eine Flasche Bier hinfällt“, erläutert Krüger. „Dann kann ich durchlüften.“


Green Building – was heißt das?

Seit 2009 hat die Rewe allein in Berlin und Brandenburg zwölf„grüne“ Supermärkte eröffnet. Insgesamt sind derzeit 91 Green- Building-Projekte in Planung. Alle eigenen Supermärkte werden nach und nach grün; bei den Mietflächen wird soviel wie möglichvon diesem Konzept umgesetzt. Im Vergleich zu herkömmlichen Märkten werden rund 40 Prozent weniger Energie verbraucht. Gebaut wird mit umweltverträglichen Baustoffen, geheizt wird per Wärmerückgewinnung, der Strom ist zu 100 Prozent grü und ein Viertel kommt nur aus Kraftwerken, die jünger als drei Jahre sind. Alle Kühlregale sind verglast, viele davon können mittels Lichtschranke geöffnet werden. Das alles spart 40 bis 50 Prozent Energie ein. Markt und Parkraum sind komplett mit LED-Leuchtanlagen ausgestattet. Für die Kühlung werden ausschließlich natürliche Kältemittel eingesetzt. Mit der Abwärme aus der Kälteanlage werden mehr als 80 Prozent der notwendigen Heizenergie abgedeckt. Das Regenwasser wird auf dem Dach gesammelt, in eine Zisterne geleitet und für Toilette, als Putzwasser und zur Bewässerung der Außenanlagen verwendet. Insgesamt wird der Markt weitestgehend CO2-neutral betrieben. Geprüft und zertifiziert wurden die Märkte von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Mit den Green Buildings zahlt der Kölner Konzern auf sein Klimaziel ein, nachdem die Treibhausgas- Emissionen 2022 im Vergleich zu 2006 halbiert werden sollen.

Fokus II: Frische und Convenience
Rund 15.000 Artikel präsentiert Christian Krüger. Ein Fokus liegt dabei auf Frische und Convenience – allein sechs Convenience-Truhen, mit zumeist selbst zubereiteten Salaten oder Säften, stehen in der 280 qm großen Obst- und Gemüseabteilung bereit. Salate und andere Gemüse werden mit Luft befeuchtet, um noch mehr Frischecharakter zu schaffen. Die Frischetheke für Fleisch, Wurst, Käse und Feinkost ist gut bestückt und ergänzt die 1,60 m hohen Mira-Gondeln sowie die Wandkühlregale, die hier mit Thermoglas versehen sind und das Fleisch auf 1 Grad halten. Frischfisch gibt es abgepackt in SB. Zum Frische-Schwerpunkt passt auch das selbst- entwickelte Gastrokonzept mit Deli und der Ready-to-go-Ecke, wo es auch Brot- und Backwaren sowie die frische Salattheke gibt. Rund 1.000 Artikel finden sich allein hier in diesem Bereich. „Unsere Kernkompetenz ist Frische“, betont Verkaufsleiter Norbert Richartz. Noch zehn weitere Märkte in der Region würden in diesem Jahr beispielsweise mit einer Salattheke ausgestattet.

Ein weiterer Fokus liegt auf regionalen Produkten – das reicht vom Bier aus Templin bis zum Apfel aus Werder. „Regionale Produkte ergänzen das Bio-Sortiment optimal – und mehr Geld dafür auszugeben, ist für meine Kunden selbstverständlich“, weiß Krüger, der ein paar Straßen weiter, ebenfalls in Teltow, noch einen zweiten Supermarkt betreibt.

Schnell gelesen

Rewe Christian Krüger
Mahlower Strasse 142, 14513 Teltow

  • Der Markt liegt an einer Ausfallstraße, die vom Berliner Grenzstädtchen Teltow weiter ins Umland führt.
  • Die S-Bahn aus Berlin ist knapp 200 m entfernt, in unmittelbarer Nachbarschaft gibt es zahlreiche Wohnblocks und Einfamilienhäuser (Teltow hat viele Pendler, die in Berlin arbeiten) sowie eine Schule.
  • Der Markt ist das 50. Green Building der Rewe und eröffnete am 20. Juli 2016.
  • Die Vorkassenzone mit Deli sowie Sitzplätzen innen und außen betreibt Kaufmann Krüger selbst.
  • Das Deli ergänzt den Convenience-Bereich mit Salattheke, Brot/Backwaren sowie To-go-Klassikern.
  • Für den zügigen Check-out gibt es 4 Sitzkassen, 2 Expresskassen plus eine zusätzliche Kasse beim Deli.

Regionale Produkte betont
Kommentieren Kunden den nachhaltigen Auftritt des Marktes? „Aber ja“, bestätigt Kaufmann Krüger. „Sie fragen nach allem, was diesbezüglich erlebbar ist.“ Besonders stolz ist Krüger, dass er den ersten Markt führt, bei dem noch nie eine Plastiktüte verkauft worden ist. „Wir halten viele mehrfach verwendbare Alternativen wie Kartons aus Pappe, kleine und große Papiertüten sowie Stoffbeutel für unsere Kunden bereit“, erläutert Krügers Marktleiter Fabian Valentin. Gemeckert habe dazu bisher erst ein Kunde.

Ach ja, die eingangs erwähnten Fledermäuse: An der Außenwand zur Laderampe hin wurden Nistkästen in rötlichem Ton für diese fliegenden Säugetiere angebracht. Noch weiß Bauleiter Nain zwar nicht, ob die Tiere auch schon auf der Mah-lower Straße eine neue Heimat gefunden haben, aber in anderen Märkten hat die Rewe schon gute Erfahrungen damit gemacht.


Drei Fragen an Florian Nain, Planungsmanager Bauwesen, und Heiko Bannier, Energiemanager Bauwesen

Ein Markt, der rund 40 Prozent Energie einspart. Wie machen Sie das?
Florian Nain: Unsere Märkte der Generation Green Building sind weitgehend CO2-frei. Wir setzen auf ein nachhaltiges Baukonzept, das modernste Heizungs-, Lüftungs- und Beleuchtungstechnik und energieeffiziente Kälteanlagen nutzt. Das Gebäude hat überall Tageslicht und ist perfekt gedämmt.

Die helle Atmosphäre ist bestechend.
Nain: Das sehen unsere Kunden auch so. Das umlaufende Fensterband sowie die Lichtkuppeln lassen Licht in Verkaufs- und Nebenräume fallen. Der Sonnenschutz wird dank Helligkeitssensoren über innenliegende Rollos automatisch gesteuert. Das sorgt für ein angenehmes Raumklima und schafft hohen visuellen Komfort für Mitarbeiter und Kunden.
Heiko Bannier: Zusätzlich wird die energieeffiziente Beleuchtungsanlage über Helligkeitssensoren tageslichtabhängig geregelt. Dabei wird nur so viel künstliches Licht zugeschaltet wie nötig. Diese freundliche Einkaufsatmosphäre spart zusätzlich Energie.

Hauptenergie-Räuber im Supermarkt ist die Kühlung. Die haben Sie im Griff?
Bannier: Ja, denn wir nutzen durchgängig geschlossene Kühlmöbel. Die entspiegelte Verglasung an den Wandkühlregalen sowie die Antifog-Beschichtung an den Tiefkühlschränken sichern den freien Blick. Dabei werden bei der Kühlung nur natürliche Kältemittel eingesetzt, um der Umwelt keine ozonschädigenden Emissionen zuzuführen. Das Kältemittel CO2 hat ein ein Treibhauspotenzial von eins, andere heute noch verwendete Kältemittel liegen bei circa 3.900. Außerdem deckt die Abwärme aus der Gewerbekälteanlage mehr als 80 Prozent der notwendigen Heizenergie ab.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Frischepäpste: Rewe-Kaufmann Christian Krüger (l.) und sein Marktleiter Fabian Valentin.
Bild öffnen Gelbe LEDDeckensegel schaffen Atmosphäre und signalisieren: „Hier gibt‘s frische Produkte.“
Bild öffnen Auch im Berliner Umland geht nichts ohne die vielfältigen Wurstspezialitäten.
Bild öffnen Regionale Produkte ergänzen das Bio- Sortiment. Darauf legen die Teltower besonderen Wert.
Bild öffnen Rechts vom Eingang findet sich der großzügige Convenience Bereich mit frischer Salattheke und Übergang ins Deli.
Bild öffnen 4 Sitz- plus 2 Expresskassen und eine im Deli: Das reicht auch für den samstäglichen Ansturm.
Bild öffnen Von oben gesehen luftig: Lichtschienen und Strahler samt Lüftungsanlage.
Bild öffnen Wechselstrom- Ladesäule für Elektroautos: Kooperation von Rewe und Allego.
Bild öffnen Aus Fichtenund Lerchenholz: der warme Hintergrund fürs Pflanzsortiment.
Bild öffnen Von Süßwaren übers Obst bis zum Bier: Regionale Artikel sind in allen Sortimentsbereichen zu finden.
Bild öffnen So wünscht sich das der Kunde in der Stadt: Brot und Backwaren sowie schnelle Menüs.
Bild öffnen Neue Heimat: So sehen die Fledermausnistkästen an der Außenwand aus.

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