Schlecker Sanierung hat Priorität

Donnerstag, 09. Februar 2012 - Management
Bettina Röttig
Artikelbild Sanierung hat Priorität
Bildquelle: Belz

Für die Drogeriemarktkette Schlecker sieht der vorläufige Insolvenzverwalter noch eine Chance. Die Inhaber-Familie hat keine Reserven mehr .

Lieferantenschulden in niedriger zweistelliger Millionenhöhe waren der Auslöser für die Schlecker-Insolvenz im Januar. Diese zieht einiges nach sich. Wenige Tage, nachdem das Unternehmen das Plan-Insolvenzverfahren für die Anton Schlecker e.K. sowie die Schlecker XL GmbH und die Schlecker Home Shopping GmbH beantragt hatte, folgte der Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens für das Tochterunternehmen Ihr Platz beim Amtsgericht Ulm. „Ihr Platz befindet sich in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zu Schlecker, so dass jetzt eine gemeinsame Lösung für den Konzern gesucht werden kann“, erklärt Arndt Geiwitz, der mittlerweile zum vorläufigen „starken“ Verwalter der Anton Schlecker e. K. ernannt wurde und damit mehr Befugnisse erhalten hat. Die Auslandsgesellschaften sind nicht in die Insolvenz einbezogen, sie seien wirtschaftlich eigenständig und profitabel, heißt es.

Die erste Einschätzung von Geiwitz: „Aus meiner Sicht gibt es einen guten Kern.“ Das Gros der unrentablen Filialen sei nun geschlossen. Die hohe Kundennähe sei ein wichtiger Wert, eine Sanierung habe daher Priorität. Geiwitz gab auch aktuelle Zahlen bekannt: Derzeit betreibe Schlecker mehr als 6.000 Filialen in Deutschland mit rund 32.000 Mitarbeitern. Zudem schreibt nach Angaben von Schleckers Finanzchef Sami Sagur der größte Teil der Verkaufsstellen in Deutschland schwarze Zahlen. Zu Umsatz und Ausmaß der Verluste macht das Unternehmen nach wie vor keine Angaben.

Schlecker Organigramm
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Nach Einigung mit der Markant-Gruppe sowie rund 140 Lieferanten, darunter Procter & Gamble, Beiersdorf, Unilever und Henkel, ist die uneingeschränkte Betriebsführung bei Schlecker mittlerweile „im Wesentlichen“ wieder hergestellt. Die Einigung sei nicht zeitlich befristet.

Anton Schlecker stehe jedoch vor dem persönlichen Ruin. Es gebe in der Familie keine wesentlichen privaten Vermögen mehr, dementierte Meike Schlecker, Tochter des Firmengründers, entsprechende Gerüchte. Hier seien die Mittel in den vergangenen Jahren ebenfalls in das Unternehmen reinvestiert worden.

Das Amtsgericht Ulm hatte eine „vorläufig starke Verwaltung“ angeordnet. Dies bedeutet, dass die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über das Vermögen des Schuldners auf den Insolvenzverwalter, in diesem Fall Arndt Geiwitz, übergeht. Wesentliche Pflichten sind die Sicherung des Vermögens des Schuldners und die Fortführung der Unternehmung bis zur Eröffnung des eigentlichen Verfahrens (voraussichtlich Ende März/Anfang April). Geiwitz will zunächst unter anderem die Mietzahlungen für die Läden sichern. Zum Redaktionsschluss bestanden in der baden-württembergischen Landespolitik nach wie vor Unstimmigkeiten darüber, ob der Staat Schlecker finanziell unter die Arme greifen sollte. Zwischenzeitlich bekundete Rossmann-Inhaber Dirk Roßmann sein Interesse an bis zu 80 Filialen des zahlungsunfähigen Konkurrenten – vor allem große Verkaufsflächen an guten Lagen wie in Bahnhöfen. Er will zunächst aber abwarten, wie es mit dem Insolvenzverfahren weiter geht. Von konkreten Kaufabsichten sei Rossmann jedoch weit entfernt, hieß es aus der Unternehmenszentrale in Burgwedel.