Technik Bares bleibt Wahres

Bargeld bleibt vorerst das wichtigste Zahlungsmittel im Handel. Mit neuen Verfahren sind deutliche Kostensenkungen in der Bargeldlogistik erzielbar.

Donnerstag, 09. Februar 2012 - Management
Udo Mett
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So funktioniert CashEDI

Auch wenn die Tendenz aufgrund neuer Bezahlmethoden rückläufig ist: Der wertmäßige Anteil der bar bezahlten Einkäufe im Einzelhandel liegt immer noch bei etwa 60 Prozent. Weitaus höher ist dieser Anteil im Lebensmittel-Einzelhandel: Hier werden nach Zahlen der GfK und der Euro Kartensysteme noch etwa 65 Prozent aller Einkäufe bar getätigt. In den Märkten der Edeka-Gruppe erreicht diese Quote sogar einen Wert von 70 Prozent. Insbesondere bei kleineren Einkäufen bevorzugen die Verbraucher das Bezahlen mit Bargeld: Einkaufsbeträge von bis zu 10 Euro werden in 95 Prozent der Fälle bar bezahlt, und bei Einkaufssummen zwischen 10 und 50 Euro liegt dieser Anteil nach den Zahlen des Handelsverbandes HDE immerhin noch bei 66 Prozent. Auch in den nächsten Jahren bleibt Bargeld also das wichtigste Zahlungsmittel, denn „Deutschland ist traditionell das Land der Barzahler“, sagte Helmut Kalepky, stellvertretender Leiter des Zentralbereichs Bargeld der Deutschen Bundesbank, anlässlich des Bargeldlogistik-Kongresses von GS1 Germany Anfang Februar in Wiesbaden.

Laut Bargeldstudie der Deutschen Bundesbank zahlen etwa 4.000 Einzelhandelsunternehmen unter Einschaltung von spezialisierten Dienstleistern für Geld- und Wert-Transporte ihre täglichen Handelseinnahmen bei der Deutschen Bundesbank ein. Auf diese Unternehmen, zumeist Filialisten und Handelsketten, entfallen rund 30 Prozent der gesamten Einnahmen in Form von Banknoten und Münzen. Allein das Banknoten-Aufkommen im Einzelhandel beziffert die Bundesbank auf etwa 500 Mrd. Euro pro Jahr, wovon ein Großteil über die Kreditwirtschaft wieder ins Bankensystem überführt wird. Angesichts dieser Volumen wird deutlich, dass die Effizienz im Bargeldkreislauf entscheidend davon abhängt, wie diese Bargeldvolumina aufbereitet, bewegt und verrechnet werden. Bedingt durch den Heros-Skandal 2006, der einen Gesamtschaden von 350 Mio. Euro verursacht hat, gibt es nach Einschätzung von Kalepky „im Handel große Vorbehalte gegen ein Recycling von Geldern durch private Wertdienstleister“. Diese Unternehmen seien nun gefordert, wieder Vertrauen zurück zu gewinnen. Einen wesentlichen Beitrag dazu könne das Verfahren CashEDI (Cash Electronic Interchange) leisten. Mit diesem von GS1 Germany und der Bundesbank entwickelten Standard werde eine einheitliche Kommunikation erreicht. Kalepky: „Ab 2013 wird die Nutzung von Cash-EDI verbindlich sein. Das wird zu mehr Sicherheit, mehr Transparenz und auch zu mehr Effizienz im Bargeldkreislauf führen.“

CashEDI bietet die Möglichkeit, Daten des Geldverkehrs zwischen den Beteiligten elektronisch auszutauschen. So können Informationen zum Wert und Status des Geldtransports parallel zum physischen Transport transferiert und in Echtzeit dokumentiert werden; außerdem erfolgt eine schnellere Wertstellung und Gutschrift auf den Konten der Handelsunternehmen. Grundlage für CashEDI sind die klassischen GS1-Standards für die Identifikation von Artikeln und Partnern.

Zunächst werden die Geldbehälter mit den aus Handel und Logistik bekannten EAN-Strichcodes GS1–128 markiert, sodass Geldübergaben scannergestützt und damit effizienter abgewickelt werden können. Voraussetzung für die Barcode-Erstellung sowie für die gesamte Teilnahme am CashEDI-Verfahren ist das Leistungspaket GS1 Complete. Es enthält alle notwendigen Instrumente, um die Beteiligten im Bargeldlogistikprozess zu identifizieren, die Transportmittel zu kennzeichnen und den Status des Bargeldtransports zu überwachen. Dazu erhält jedes beteiligte Unternehmen zunächst eine eigene Globale Lokationsnummer (GLN), die international überschneidungsfrei ist und auf Filialebene mit den Bundesbank-eigenen Kundennummern BMS gekoppelt wird. Die eindeutige Kennzeichnung von Behältern, Safebags und Geldmengen für den Transport geschieht dann mithilfe einer Nummer der Versandeinheit (NVE) und des Serial Shipping Container Codes (SSCC). Beide Kennungen werden in Zuordnung zur GLN des jeweiligen Unternehmens generiert. Parallel erfolgt automatisch eine elektronische Liefer-Avisierung an das Kreditinstitut beziehungsweise an die Bundesbank. Zusammen mit der Übernahmebestätigung und der elektronischen Übermittlung des Ergebnisses der Geldzählung (Finalitätsmeldung) wird der Geldeingang zeitnah bestätigt.

Roadshow: Bundesweite Workshops
Obwohl der Kommunikationsstandard CashEDI bereits seit 2007 verfügbar ist, tun sich gerade beim Handling von Münzen und Banknoten viele Kreditinstitute, Werttransportunternehmen und Einzelhändler schwer mit dem Umstieg auf den elektronischen Datenaustausch. Wie sich der ab 1. Januar 2013 verbindliche Standard fristgerecht in die internen und externen Geschäftsabläufe integrieren lässt, erläutern Experten von GS1 Germany im Rahmen einer Roadshow. Verantwortliche aus dem Bereich Bargeldmanagement können sich in den kommenden Wochen an zentralen Orten im Bundesgebiet über die Möglichkeiten und Vorteile von CashEDI informieren.
Die Orte und Termine der GS1 Workshops:  22. März 2012 , Köln (GS1 Germany Knowledge Center) 18. April 2012 , Frankfurt (Fa. Atos) 26. April 2012 , München (Fa. Atos) 10. Mai 2012 , Hamburg (Fa. Atos) 23. Mai 2012 , Berlin (Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands VÖB)

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