Aldi Kühltechnik Vorteile dank Skalierungs-Effekten

Auch bei der Filial-Technik sind die Discounter im Vorteil: Standardisierte Elemente bringen Kostenvorteile. Jetzt setzt Aldi auf CO2 als Kühlmittel für sein Filialnetz. Thomas Bader, Kälte-Experte, zu den Hintergründen.

Mittwoch, 08. September 2010 - Management
Lebensmittel Praxis

Der Diplom-Ingenieur Thomas Bader ist Spezialist für kältetechnische Filialeinrichtung. Sein Unternehmen, die Tebeg in Würzburg, wurde 2002 gegründet, zwischenzeitlich hat sich das Leistungsspektrum um den Bereich Energiemanagement erweitert. Mit der datentechnischen Aufschaltung der Filialen bietet Tebeg informationsgestützte Beratung für die strategische und konzeptionelle Auslegung von Anlagen. Mit Aldi Süd arbeiten die Berater von Tebeg nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Slowenien, Ungarn, Griechenland und Schweiz zusammen.

Herr Bader, was macht die Kältetechnik eigentlich so teuer?
Thomas Bader: Teuer ist relativ. Die Anforderung, jedes Produkt an jedem Punkt der Kühlkette bei der richtigen Temperatur aufzubewahren und die Verantwortung, dem Kunden erstklassige Qualität letztendlich im Kühlregal zu bieten, erfordert leistungsfähige Kältetechnik. Dass wir darüber hinaus die Technik auch unter ökologischen Aspekten auswählen, kostet dann zusätzlichen Aufwand.

Haben Discounter hinsichtlich der Optimierung ihrer Kälte-Anlagen große Vorteile?
Durch eine Standardisierung der Ausstattung von Filialen ergeben sich Skalierungseffekte, die sicherlich ein große Rolle in der Optimierung und dann in der Multiplikation der Maßnahmen haben.

Bewegt sich der übrige LEH technisch gesehen auf Augenhöhe mit den Discountern?
Diese Frage kann so nicht gestellt werden, da sie voraussetzt, dass im Discount alle auf gleichem technischen Niveau sind. Richtig ist vielmehr, dass es im Lebensmittelhandel Unternehmen mit gleichen qualitativen und ökologischen Zielen gibt, die sich letztendlich in der Technologie abbilden.

Wo steht der deutsche LEH im internationalen Vergleich?
Kältetechnisch gesehen bestimmen zunächst die gesetzlichen Bestimmungen die eingesetzte Technologie. Pauschaliert ist diese Aussage nicht zu treffen, da es detailliert betrachtet werden muss. Unter diesem Aspekt kann man feststellen, dass Deutschland im internationalen Vergleich sicherlich im vorderen Drittel liegt.

Wo lassen sich am schnellsten spürbare Einsparungen bei der Kälte-Technik realisieren?
Die Optimierungen der vergangenen Jahre konzentrieren sich auf die Kälteerzeugung und die -verteilung. Spürbare Einsparungen werden wir in naher Zukunft an den Kühlstellen, also den Kühlmöbeln, erzielen können. Entscheidend ist jedoch, dass Maßnahmen für die unterschiedlichen LEH-Formate differenziert betrachtet werden müssen.

Warum ist das CO2-Thema von so großer Bedeutung?
Die heute eingesetzten Kältemittel haben ein immenses Schädigungspotenzial und tragen zum Treibhauseffekt bei. CO2 bietet eine ökologische Alternative, da bei einem Entweichen das Gas klimaneutral ist. Mit CO2-Kälteanlagen haben wir eine serienreife Lösung für eine technische Aufgabe. Die große Bedeutung hat nicht CO2, die große Bedeutung hat der Klimawandel.

Wird CO2 zum Standard-Kühlmittel im LEH?
CO2 hat das große Potenzial, zum Standardkältemittel zu werden. Es fehlen jedoch die Lenkungsfunktionen des Gesetzgebers, die Klimarelevanz von Kältemitteln für den Betreiber von Kälteanlagen deutlich zu machen.

Über welchen Zeitraum amortisieren sich große Investitionen wie CO2-Anlagen?
Das ist abhängig davon, wie man Amortisation definiert. Auf Basis der energetischen Betrachtung ist eine Amortisation derzeit nicht zu erwarten. Allerdings rechnet sich unter allen anderen Aspekten der Einsatz von CO2 als Kältemittel.

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Thomas Bader, Kälte-Experte bei der Tebeg

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