Ein Jahr nach der Auszeichnung Diese Supermärkte haben den Titel "Supermarkt des Jahres" noch immer verdient

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Der Einkauf in einem „Supermarkt des Jahres“ ist meist eine Freude. Das zeigt unser fünfter Bestentest ein Jahr nach der Auszeichnung. Einen üblen Ausreißer gibt es aber auch.

Mittwoch, 10. Juli 2024, 06:06 Uhr
Reiner Mihr, Silvia Schulz
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Bildquelle: Moskopp

Supermärkte sind Orte mit Atmosphäre und Ambiente, wo Einkaufen ein Erlebnis ist. Das bestätigt der fünfte Teil des Bestentests. Zwei Märkte begeisterten, ein dritter schlug sich besser als erwartet. Und der vierte? Was die Tester hier erlebten, war beschämend.

Es ist gut, wenn Architektur und Außendarstellung in die Gestaltung einbezogen werden. So bei Edeka Prechtl: ein eindrucksvolles Gebäude mit viel Holz und einer Parkplatzge­stal­tung, die einer Parkanlage ähnelt. Ein guter erster Eindruck wie auch das Zusammengehen von Alt und Neu überzeugen in der Berliner Ackerhalle. Auch das lichtdurchflutete E-Center Angerbogen nimmt mit dem gelungenen Außengelände für sich ein. In drei von vier Märkten fühlen sich die Tester durch Ladengestaltung, Großzügigkeit, Übersichtlichkeit und Ambiente im Markt gut aufgehoben.

Service und Kundenfreundlichkeit zählen

Ein Markt steht und fällt mit seinen Mitarbei­tern. Die Präsenz ist gut. In einem Markt so gut, dass das Gespräch unter Kollegen wichtiger ist als Kunden, die suchend um sich blicken. Den LP-Testern bleibt nichts anderes übrig, als die Verkäufer anzusprechen. Mit warenkundlichen Kenntnissen glänzt keiner. Vielmehr heißt es: „Das müssen Sie mal googeln.“ Doch sind die Mitarbeiter erst einmal aus der Reserve gelockt, wachsen viele über sich hinaus und schaffen es mit Freundlichkeit und Empathie, Kunden zu gewinnen. Da wiegt das fehlende Fachwissen gleich weniger, es gibt ja Google.

Service macht nach wie vor den Unterschied. Große Mankos: fehlende Hinweise auf den Lieferservice, verdeckte Schilder mit Öffnungszei­ten, kundenunfreundlich platzierte Leergutauto­maten, kein WC und/oder Möglichkeit, sich die Hände zu säubern, so gut wie keine Parkmöglichkeiten, Regallücken ohne Ende, zugestellte Gänge mit nicht verräumter Ware, herumstehende Pappensammler (kein Mitarbeiter in Sicht), Kartons vor den Regalen, zusätzliche Enge in den Gängen durch platzierte Ware oder Displays, hohe Regalgondeln. Gut, dass die Tester auch Märkte mit breiten Gängen, Übersichtlichkeit, einladender Ladenführung und Präsenz erlebten.

Ware und Sortiment als Visitenkarte

In allen besuchten Märkten sind die Bedientheken das Aushängeschild. Präsent, gut sortiert und appetitlich platziert haben sie Magnetwirkung. Auch andere Frischsortimente wie Backwaren und Blumen sprechen an. Mit regionalen Produkten, internationalen Spezialitäten, Besonderheiten wie einer veganen Theke (Ackerhalle), einer Pop-up-Theke mit Wurstspezialitäten (Edeka Prechtl) mitten in der Obstabteilung ziehen Märkte Kunden und Tester an. Das Gegenteil ist der Fall, wenn ein Markt ein Notizbuch namens „Moments“ zum Verkauf anbietet, das laut Hersteller ein unverkäufliches Muster ist (Meßmer Tee). Sicher eine Ausnahme und nur eine Momentaufnahme, denn zum Glück überwiegen Auswahl, Frische und Präsenz. Das überzeugt Kunden wie Tester.

Gut einkaufen geht anders

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Rewe München
Schleißheimer Straße 137, 80797 München
Kategorie: Filialisten bis 2.000 qm

Ein Rewe in einem Wohngebiet ohne Parkplatz. Hinter einer wehenden Fahne liest der Kunde von der Auszeichnung. Die Obstabteilung präsentiert sich mit frischer und appetitlicher Ware. Doch das war’s auch schon mit dem wohligen Einkaufsgefühl. Der Markt platzt vor Displays aus allen Nähten. Das erinnert an Guerilla­mar­keting dort, wo es keiner erwartet. Dazu Out-of-Stocks, eine Kundenführung, für die der Kunde einen Kompass braucht, und viel Abgestelltes (Ware, Pappensammler). Positiv: die vielen Mitarbeiter auf der Fläche. Das Beste ist die Kassiererin: freundlich, empathisch.


+++ Mitarbeiterin an der Kasse
--    Enge, Enge, Enge
--    Out-of-Stocks ohne Ende im 
ganzen Markt

Markthallenflair reloaded

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Rewe Ackerhalle
Ackerstraße 23, 10115 Berlin
Kategorie: Filialisten über 2.000 qm

Die Berliner Ackerhalle ist seit 1888 ein beliebter Handelsstandort. Die Architektur lässt dank Oberlichter viel Tageslicht ins Innere, was der Atmosphäre dienlich ist. Der Markt lädt mit breiten Gängen und Übersicht zum entspannten Einkauf ein. Das Sortiment überrascht immer wieder, unerwartete Bausteine sind ansprechend platziert. Beeindruckend die Präsentation von Wein, Sekt und Hochprozentigem, die an einen Weinkeller erinnert, oder die Bedientheke mit veganen Artikeln (leider gar nicht präsent). Störend wirkten Regallücken (ein Gondelkopf ganz leer) und die teils zu lauten Mitarbeitergespräche.


+++ Blumenabteilung am 
Haupteingang
++  Besonderes auf Gondelköpfen
---  Nebeneingang ohne Ausgang

Hier geht’s ­Kunden gut

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Edeka Prechtl
Nußdorfer Straße 35, 83098 Brannenburg
Kategorie: Selbstständige bis 2.000 qm

Die Blumenabteilung am Eingang sorgt für Entschleunigung. Genau wie die Pop-up-Theke mit fränkischen Spezialitäten in der Obst- und Gemüseabteilung. Gekonnt wird der Kunde durch den Markt geführt. Niedrige Regale, breite Gänge, ein Sortiment mit vielen Highlights erfreuen. Wer etwas sucht, muss nur den Blick heben und sieht Hinweise. Das A und O sind die Bedientheken. Hier wird die Verbundenheit zur Region zelebriert. Die Weinverkostung in SB und an einer mobilen, personell besetzten Theke sorgt für Zusatzverkäufe. Die Reaktionen auf die Testerfragen sind eine Freude genau wie der Check-out.


+++ die Blumenabteilung
++  Übersicht, Kunden­führung
--  „Notverkauf“ von Getränke-Kistenware wegen Umbaus

Der Name 
ist Programm

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E-Center Angerbogen
Düsseldorfer Landstraße 361, 47259 Duisburg
Kategorie: Selbstständige ab 2.000 qm

Die gelungene Außendarstellung macht gute Laune. Fassaden von Markt und Getränkemarkt sind aus Glas und sorgen für Tageslicht im Innern. Ladenlayout, Möblierung und Übersichtlichkeit überzeugen. Niedrige Regale und Schilder sorgen für Durch- und Überblick. Die Kundenführung ist nicht wie gewohnt geradlinig, sondern im Bogen – Angerbogen eben. Die Highlights: Frischetheken, Blumenabteilung, die Obst- und Gemüseabteilung. Besonderes gibt es in vielen Warengruppen. Das Personal ist von A (Anfang) bis Z (Zeitungskauf) präsent. Es ist freundlich, hilfsbereit und dem Kunden zugewandt.


+++ Saisonale Dekoration außen
++  Händlergeschichte transportiert
---  Schilderzuordnung an der Theke (Frontscheibe) ist schwierig

TEST DER BESTEN - So wurde geprüft

Der Bestentest besteht aus vier Rubriken: Look & Feel, Personal, Service und Sortiment. In jeder Rubrik gibt es zehn Unterpunkte, sodass alle Rubriken gleichwertig in das Ergebnis einfließen.

Look & Feel: Ladenlayout, Ambiente, Einrichtung und Einrichtungsstil, Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit, Verweilmöglichkeiten und gastronomische Angebote, Aufenthaltsqualität, Atmosphäre und Erlebnis

Personal: Erscheinungsbild, Präsenz, emotionale Kompetenz, fachliche Kompetenz, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Hilfe (wo nötig), Aktivität (wie schnell und wie lange), Kundenhinwendung und Privatgespräche

Service: Zufahrt & Zugang, Parkplätze, Leergutannahme (Standort), Öffnungszeiten, Hygienestation/WC, Kundenführung, Übersichtlichkeit, Wartezeiten, Servicepunkt/Kundeninfo, Bring- und Lieferdienst/Click and Collect

Sortiment: Gesamtheit, Vielfalt, Besonderheiten/Spezialitäten, Verfügbarkeit, Präsentation, Preisauszeichnung, Qualität, Frische, Hygiene, Zugänglichkeit

Fragen, um die fachliche und emotionale Kompetenz der Mitarbeiter bewerten zu können.

Das Wertungssystem:

10 Punkte pro Kategorie. Ist alles bestens, können Märkte das Maximum, 100 Prozent, erreichen.

Die Prozente werden in Sterne umgemünzt:

100 % = 6 Sterne
90 % = 5 Sterne
80 % = 4 Sterne
70 % = 3 Sterne
60 % = 2 Sterne
50 % = 1 Stern

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