Kühlanlagen Deckel drauf

Modernisierungen von Kühlanlagen im Lebensmittel-Einzelhandel versprechen deutliche Kostenvorteile und damit spürbare Gewinnverbesserungen.

Donnerstag, 06. Oktober 2011 -
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Bildquelle: Mugrauer

In den Super- und Verbrauchermärkten, SB-Warenhäusern und Discount-Märkten hierzulande stehen Normal- und Tiefkühlmöbel, die zusammengerechnet eine Länge von 1.500 km ergeben und damit die Städte Berlin und Marseille in Südfrankreich verbinden könnten. Im Durchschnitt verfügt jeder Super- oder Verbrauchermarkt mit etwa 1.500 qm Verkaufsfläche (VKF) über eine Kühlmöbelfront von 90 m, davon 50 m in der Normalkühlung und weitere 40 m im Tiefkühlbereich. Bei einem SB-Warenhaus (6.000 qm VKF) sind es knapp 100 m im Normalkühlbereich und 150 m bei Tiefkühlkost. Die Discounter bringen es pro Filiale auf durchschnittlich 62 m Kühlmöbel, davon 22 m Normal- und 40 m Tiefkühlung. Angesichts des Ausbaus der kühlungsrelevanten Frische-Abteilungen muss von einem weiter wachsenden Kühl-Volumen ausgegangen werden.

Die von diesen Anlagen jährlich emittierten Treibhausgase aus Energieverbrauch und Kältemittelverlusten beziffert das Institut Ecofys Germany in Nürnberg auf jährlich etwa 7,6 Mio. t CO2-Äquivalent. Hiervon entfielen etwa zwei Drittel auf indirekte (5,06 Mio. t) und ein Drittel auf direkte Emissionen (HFKW-Kältemittel-Verluste in Höhe von 2,54 Mio. t). Vor diesem Hintergrund unterstützt die Bundesregierung im Rahmen ihres Konzeptes zur Einsparung von Primär-Energie auch Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs und der Kühlmittel-Emissionen von Kälteanlagen. Zudem seien in diesem Bereich auch neue Vorgaben der EU-Kommission zu erwarten. Wie der beim Bundesumweltamt vor drei Jahren eingerichtete „Runde Tisch Supermarktkälte“ bei seiner dritten Zusammenkunft im vergangenen Februar konstatierte, entweichen jährlich etwa 10 Prozent der noch verbreitet eingesetzten Kühlmittel FCKW, H-FCKW und HFKW aus den Kälteanlagen des LEH in die Atmosphäre und begünstigen damit den gefürchteten Treibhauseffekt, der zur Erwärmung der Erdatmosphäre beiträgt. Gleichzeitig sei aber zu beobachten, dass sich natürliche und umweltfreundliche Kältemittel allmählich etablierten. Speziell für die unter ökologischen Aspekten besonders favorisierten CO2-Anlagen sei das notwendige Know-how für die Installation und Wartung jedoch im Bundesgebiet noch nicht flächendeckend etabliert. Abschließend kommt das Experten-Gremium zu dem Schluss, dass bei der Bewertung der Umwelt-Bilanz von Kälteanlagen im LEH die Kühlmittel-Emissionen und der Energieverbrauch immer einer gemeinsamen Betrachtung unterzogen werden müssten.

Ecofys Germany hält es für möglich, dass sich die Kühlmittel-Verlustquote von ursprünglich 11,6 Prozent (2006) bis zum Jahr 2016 auf unter 3 Prozent senken lässt. Hier seien primär die Hersteller von Kühlmöbeln gefordert. Aber auch der Handel könne dazu beitragen, dass Kühlanlagen weniger Kühlmittel verlieren.

Ein Verbrauchermarkt setzt nach Berechnungen von Michael Kauffeld, Professor an der Hochschule Karlsruhe und Experte für Kälte-, Klima- und Umwelttechnik, gegenwärtig etwa 100 kg Kältemittel pro Jahr frei. Allein 80 Prozent davon gingen auf das Konto undichter Rohrleitungen. Eine Maßnahme zur Reduzierung von Leckagen sei der Ersatz von mechanischen Rohrverbindungen durch Löt- und Schweißverbindungen. Kleine Lecks an Kälteanlagen sind häufig die Vorstufe für größere Leckagen. Durch regelmäßige Wartung könnten kleinere Undichtigkeiten frühzeitig erkannt und durch sofortige Reparatur größere Leckagen verhindert werden. Nach der EU F-Gase Verordnung müssen Kälteanlagen mit HFKW ohnehin regelmäßig technisch überprüft werden, je nach Kältemittel-Füllmenge bis zu viermal jährlich. Große Kälteanlagen müssen zudem mit einem Leckagen-Erkennungsgerät ausgerüstet sein, das automatisch vor Kühlmittelverlusten warnt.

Laut Kauffeld gibt ein durchschnittlicher Supermarkt 1 bis 2 Prozent seines Umsatzes für Energie aus. Und 40 bis 60 Prozent der von einem Supermarkt benötigten elektrischen Energie werden allein von Kühlanlagen verbraucht. Nach Ecofys-Erhebungen in Märkten von Aldi, Lidl, Real, Rewe, Tegut und Tengelmann sind dies jährlich zwischen 3.000 und 3.300 kW pro m Kühlmöbel, daher stehe dieser Aspekt deutlich mehr im Fokus möglicher Einsparungen als die direkten Emissionen durch Kältemittelverluste. Bis zu 40 Prozent der Energie lässt sich allein schon dadurch einsparen, wenn Kühlmöbel mit Glasdeckeln bzw. Glastüren ausgestattet sind.

Der Arbeitskreis „Energie-Effizienz von Kälteanlagen“ beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hat ein Programm zur Bewertung der Energieeffizienz von Supermarktkälteanlagen entwickelt. Es ist unter der Internet-Adresse des VDMA online verfügbar. Der Nutzer des Quick-Check benötigt zur Beurteilung der Energie-Effizienz einer bestimmten Kühlanlage nur die Höhe des bisherigen Jahresenergieverbrauch der zu bewertenden Kälteanlage und die Größe der Kühlmöbel-Displayfläche. Die eingegebenen Daten werden zu einer Gesamtübersicht zusammengefasst, aus der letztlich zu erkennen ist, wie es um die Effizienz der individuellen Kühlanlage zum Durchschnitt aller analysierten Anlagen steht.

{tab=Kühlmöbel: Kostenspar-Tipps}

  • Aus- oder Nachrüstung von Kühlregalen, -schränken und -truhen mit Glastüren bzw. Glasdeckeln
  • Rollos zur Abdeckung offener Kühlmöbel für die Zeiten außerhalb der Ladenöffnung (nachts und Wochenende)
  • spezielle Schutzschirme und Baldachine über den Kühlmöbeln zur Reflexion von UV-Licht
  • LED statt Leuchtstoffröhren für die direkte Beleuchtung
  • Gewährleistung eines ungehinderten Luftstroms durch korrekte Warenbefüllung der Kühlmöbel
  • Luftfeuchtigkeit im Raum von konstant 40 Prozent
  • regelmäßige Reinigung und bedarfsgesteuertes Abtauen des Verdampfers

{tab=Bild}

Effizient: Mit Glastüren ausgerüstete Kühlregale bringen eine Energie-Ersparnis von bis zu 40 Prozent.

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