Famila Nordost Druck von vielen Seiten

Wie Famila Nordost durch die wilden Zeiten kommt, wo Stärken und Zukunft liegen, verrät Geschäftsführer Christian Lahrtz (Foto).
Das Interview führte Thomas Klaus. Er traf sich mit Lahrtz im „Vorzeige-Markt“ in Ahrensburg.

Montag, 27. März 2023 - Management
Thomas Klaus
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Bildquelle: Frederik Röh

Herr Lahrtz, es sind wahrlich wilde Zeiten, in denen wir leben und in denen Handel getrieben wird, nicht wahr?
Oh ja, und ob! Seit Beginn meiner Geschäftsführungstätigkeit sind das mit Abstand die herausforderndsten Zeiten. Als Unternehmen verspüren wir Druck von verschiedenen Seiten: enorme Preisforderungen der Industrie, stark erhöhte Energiepreise und extrem gestiegene Baukosten – um nur drei große Herausforderungen zu nennen.

Stichwort Druck durch Energiekosten; da würde ich gerne anknüpfen: 2022 haben Sie in den meisten Ihrer Häuser die Öffnungszeiten reduziert. Wie kam dieser Schritt bei den Kunden an?
Wir haben seit November in 75 unserer 90 Standorte eine Stunde am Abend gekappt. Das hat sich in doppelter Hinsicht bezahlt gemacht. Zum einen sparen wir Energie und das ist bekanntlich wichtiger denn je. Zum anderen haben wir die Öffnungszeiten auch mit Blick auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verringert, die dadurch enorm entlastet werden. Sie haben diesen Schritt sehr begrüßt und freuen sich, nach der Spätschicht eine Stunde früher wieder zu Hause bei ihren Familien zu sein.

Und die Kunden, Herr Lahrtz? Wie haben die reagiert?
Die Kundinnen und Kunden haben die Kürzung der Öffnungszeiten durchweg positiv aufgenommen. Das Verständnis ist nicht zuletzt durch die intensive begleitende Berichterstattung in den Medien sehr groß. Dadurch ist den meisten Menschen bewusst, wie kostbar das Gut Energie geworden ist. Genau genommen profitieren die Kundinnen und Kunden sogar davon. Denn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jetzt noch präsenter im Verkauf und im Service.

90

Standorte betreibt Famila Nordost zurzeit.

7.500

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden beschäftigt.

1974

wurde in Eutin das erste Warenhaus eröffnet.

Ich würde gerne noch einmal auf die Beschäftigten zu sprechen kommen, auf deren Entlastung Sie ja eben schon kurz eingegangen sind. Famila Nordost ist zwar ein familiengeführtes Unternehmen. Doch angesichts von 7.500 Beschäftigten können Sie diese „Familien-Karte“ bei der Suche nach Personal doch gar nicht mehr ernsthaft spielen, oder?
Doch, genau das können wir! Sicherlich sind wir ein großes Unternehmen. Aber das ändert nichts an unserem Anspruch, dass sich jede einzelne Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter bei uns zu Hause fühlen und den Teamgedanken leben soll. Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen Anforderungen mit unserer persönlichen und auf den Menschen ausgerichteten Unternehmenskultur gerecht werden. Wir haben als Arbeitgeber ein sehr gutes Image, und das sage ich nicht ohne Stolz. Diesen Ruf haben wir uns vor allem durch Wertschätzung erarbeitet – zum Beispiel dadurch, dass wir den Teams vor Ort aufgrund flacher Hierarchien Mitbestimmungs- und umfangreiche Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Eine gute Bezahlung ist eine Selbstverständlichkeit; da brauchen wir uns auch überhaupt nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil: Wir zahlen mindestens Tarifgehalt sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld und weitere besondere Zuwendungen wie zum Beispiel Corona- und Inflationsausgleichsprämie. Noch mehr Gewicht – und das ist gerade auch bei der Ansprache des Berufsnachwuchses essenziell – haben am Ende des Tages jedoch Anerkennung und Vertrauen sowie ein gutes Miteinander. Es soll ganz einfach Spaß machen, bei Famila zu arbeiten. Zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unser größtes Kapital und im Übrigen bei der Suche nach neuen Kolleginnen und Kollegen bedeutende Multiplikatoren.

Wie viele Auszubildende hat Famila Nordost?
Das sind rund 500 junge Menschen.

Und wie versuchen Sie, an potenzielle Azubis heranzukommen?
Wir kooperieren eng mit den Berufsschulen und Institutionen wie der IHK, sind auf Karriere-Messen präsent und bieten viele Praktika an. Unsere Erfahrungen sind in dieser Hinsicht sehr erfreulich. Zudem spielen soziale Medien zunehmend eine wichtige Rolle bei dieser Zielgruppe. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf Instagram. Seit Dezember 2022 sind wir außerdem auf Tiktok aktiv. Unsere besondere Verankerung in der Region wirkt sich bei der Suche nach Auszubildenden – und auch nach anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – ebenfalls positiv aus.

Was meinen Sie mit dieser Verankerung?
Wir bringen uns in den Ort und die Region ein, in denen wir unsere Häuser betreiben. Zum Beispiel unterstützen wir die lokalen Vereine und Einrichtungen mit ihren kulturellen, sportlichen und sozialen Aktivitäten. Ebenso engagieren wir uns gerne in den örtlichen Interessengemeinschaften der Kaufleute. Verankerung meint ferner, dass wir bei Neu- und Umbauten unsere Aufträge vorrangig an ortsansässige Handwerker und Dienstleister vergeben sowie auf eine attraktive, ins Ortsbild passende Architektur unserer Warenhäuser achten. Das alles spricht sich natürlich positiv herum und unterstreicht die Authentizität und den eigenen hohen Anspruch an die regionale Ausrichtung unseres Unternehmens.

Herr Lahrtz, lassen Sie uns bitte noch in die nähere Zukunft schauen. Man hört, dass Sie einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in aktuelle Bauprojekte stecken.
Das kann ich bestätigen. Wir sind fast immer Eigentümer der Immobilien und müssen uns fortlaufend darum kümmern, diese in jeglicher Hinsicht top in Schuss zu halten. Das erwarten auch unsere anspruchsvollen Kundinnen und Kunden. Nur wenn unsere Kundschaft sich wohlfühlt und gerne bei uns einkauft, werden wir auch langfristig Erfolg haben.

Was haben Sie da zum Beispiel in der Pipeline?
Es stehen diverse Umbauten und größere Bauprojekte auf der Agenda. In Bargteheide und Kiel-Dietrichsdorf beispielsweise bauen wir bis zum Sommer an den bestehenden Standorten neu beziehungsweise um. In Walsrode entsteht ein ganz neues Warenhaus mit angrenzendem Elektrofachmarkt. Im Februar haben die Erdarbeiten begonnen. Es wird das 91. Famila-Haus sein und soll Mitte 2024 eröffnet werden. Mit unserem modernen Ladenbau-Konzept und unserem regional abgestimmten Sortiment in Kombination mit freundlichen, engagierten und zufriedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden wir in unserer Region weiter erstklassig bleiben.

Zur Person

Christian Lahrtz, Bankkaufmann und Volljurist, trat 2000 in das Familienunternehmen Bartels-Langness ein. Hier war er als Famila-Regionalleiter in Mecklenburg-Vorpommern tätig und wurde 2004 in die Geschäftsführung der Famila-Regionalgesellschaften berufen.