Die Zeiten, in denen Kunden im Einzelhandel beim Check-out umständliche Münzen und Scheine aus dem Portemonnaie fummelten, sind lange vorbei. Verbraucher in Deutschland nutzen immer häufiger die Girocard zum bargeldlosen Bezahlen. Mehr als 6,7 Milliarden Bezahlvorgänge mit der Plastikkarte zählte die Frankfurter Einrichtung Euro Kartensysteme im vergangenen Jahr. Das waren 13,4 Prozent mehr als im Rekordjahr 2021. Einen weiteren Schub gab es für das kontaktlose Bezahlen. Vier von fünf Bezahlvorgängen erfolgten zuletzt kontaktlos.
Bei so viel Wandel ist es kein Wunder, dass das Thema Payment eine wichtige Rolle bei der Euroshop in Düsseldorf spielen wird. Allein dem Thema Zahlungssysteme widmen sich 67 Aussteller. Von Kartenterminals über kontaktlose Zahlungssysteme und mobiles Bezahlen bis zu biometrischen Lösungen gibt es zahlreiche Neuheiten zu begutachten.
Check-out-Spezialist Diebold Nixdorf beispielsweise hat sich nicht weniger vorgenommen, als mit seiner DN-Series-Easy-Plattform den Check-out zu modularisieren. „Der DN Series Easy One ist ein Gamechanger. Er wurde entwickelt, damit Händler den sich wandelnden Kundenanforderungen stets einen Schritt voraus sein können – eine ihrer größten Herausforderungen“, sagt Matt Redwood, Vice President Retail Technology bei Diebold Nixdorf. Die Kunden profitierten von einer höheren Effizienz beim Check-out mit kürzeren Wartezeiten und mehr Optionen. Im Lebensmittelhandel kann der Easy One Unternehmensangaben zufolge beispielsweise als Self-Service-Terminal eingesetzt werden, bei Bedarf lässt er sich aber auch schnell auf ein PoS-System umstellen, wenn mehr bemannte Kassen benötigt werden. Kostspielige Anpassungen sollen dem Händler auf diese Weise erspart bleiben. Das System lässt sich mit vielen Peripheriegeräten kombinieren, etwa Kunden- und Mitarbeiterbildschirme, Drucker, Scanner oder Bezahlterminals.
Gerade bei Letzteren verlangt der Kunde heute ein breiteres Angebot, wie Michael Schulte, Vice President Product Management Retail Software bei Diebold Nixdorf erklärt: „Neben Debit- und Kreditkarten spielen kontaktlose Verfahren und hier vor allem Digital Wallets eine zunehmend starke Rolle.“ Die neue Plattform von Diebold Nixdorf kann zudem leicht in bestehende IT-Umgebungen integriert und mit zusätzlicher Software erweitert werden, etwa dem digitalen Kassenbeleg.
Im Vorbeigehen bezahlen
Den Weg in die kassenlose Zukunft können die Messegäste in Düsseldorf am Stand von VR Payment selbst beschreiten. Der Zahlungsdienstleister der Genossenschaftsbanken präsentiert auf der Euroshop Payfree, einen kassenlosen Check-out auf RFID-Basis (Radio Frequency Identification Technology). Die Messegäste werden das Einkaufen mit Payfree am Messestand von VR Payment selbst testen können. Nachdem das Unternehmen bereits 2020 einen Prototypen auf der Messe vorstellte, ist das System inzwischen im Markt gestartet. Der Vereinsshop von Eintracht Frankfurt und der französische Kosmetikspezialist L’Oréal setzen Payfree in der Praxis ein.
Das System funktioniert wie folgt: Die Artikel im Geschäft werden mit einem RFID-Etikett versehen. Der Kunde füllt seine Einkaufstasche mit den gewünschten Waren. Am Ausgang wartet keine Kasse auf ihn, sondern eine Scaneinheit. Der Kunde muss nur seine Einkaufstüte durch die Scaneinheit führen, die alle Artikel blitzschnell erfasst. Anschließend wird kontaktlos per Karte oder App bezahlt. „Bag Fast Track“ nennt VR Payment das System für Multiprodukt-Scanning für das Bezahlen im Vorbeigehen. Payfree sei „ein echter Gegenentwurf zu ‚Grab and go‘-Konzepten mit aufwendiger Sensorik und Kameratechnik“, heißt es von VR Payment. Es sei nicht nur schneller und kostensparender einzuführen, sondern ermögliche es Händlern auch, Warenlogistik, Bestandsverwaltung und Produktsicherungssysteme nahtlos mit der Check-out-Lösung zu verknüpfen.
Die Technik dürfte für Lebensmittelhändler interessant sein, die ganz ohne Kassen auskommen wollen. Die großen Supermarktketten und Discounter experimentieren bereits mit entsprechenden Konzepten. So eröffnete Aldi im vergangenen Jahr einen kassenlosen Supermarkt im niederländischen Utrecht. Allerdings ist diesem Versuch bisher kein Erfolg bei der Kundschaft vergönnt.