Ein echter „kölsche Jung“: René Irrgang verkörpert viele positive Eigenschaften, die man den Domstädtern zuschreibt: locker, frech, immer einen witzigen Spruch auf den Lippen. Schon wenn man den Nahkauf-Markt im Kölner Vorort Hürth-Berrenrath betritt, spürt man die gute Laune, die Irrgang versprüht. Mit der steckt er nicht nur sein Team, sondern auch die Kunden an. Er grüßt jeden, hält mit den Käufern ein Schwätzchen, während er gleichzeitig Ware im Regal vorzieht.
Der Fußball-Fan (Anhänger des „FC Berrenrath“ und natürlich des „FC Köln“) hat bei der Rewe gelernt und sieben Jahre lang in der Expansionsabteilung für den Nahkauf gearbeitet. Er wusste also genau, worauf er sich einlassen würde, als er 2019 seinen ersten eigenen Markt eröffnete. Ein Jahr später hat er einen zweiten übernommen, ebenfalls in Hürth.
Sein Stamm-Markt in der Wendelinusstraße umfasst gut 360 Quadratmeter Verkaufsfläche. Ist er damit konkurrenzfähig? Seine Antwort ist klar: Ja – „aber für den Porsche reicht es nicht“. Er ist mit seinem alten Auto zufrieden und kümmert sich um die Dorfgemeinschaft.
Der 35-Jährige pflegt seine „Fangemeinde“: So dreht er – unter der Regie seiner Schwester – Videos, in denen er humorvoll Themen aus dem Marktalltag aufgreift und auf seinem Youtube-Kanal zeigt. Außerdem unterstützt er die ortsansässigen Vereine, mit einem Kinderfest oder dem Sankt-Martins-Singen. Seine Familie ist in den Markt eingebunden, Mutter, Stiefvater und Schwester arbeiten hier.
Preislich gut mithalten
„Der Markt ist so klein, hier geht kein Kind verloren“, scherzt Irrgang. Trotzdem führt er doppelt so viele Artikel wie ein üblicher Discounter. Die Frischware wird täglich angeliefert, die Ware stammt aus dem Lager, das auch die Rewe-Märkte versorgt. Auch in Sachen Preise kann der Nahkauf mithalten, er vermarktet einen Großteil der Angebots-Ware, die auch die Rewe-Märkte bekommen.
Jeden Mittwoch macht ein Metzger aus dem Nachbarort mit seiner mobilen Theke Station auf dem Nahkauf-Parkplatz. Der eingegliederte Bäcker hat ein paar Tische vor dem Eingang aufgestellt, sodass Kunden einen Kaffee trinken können.
Was hält Irrgang vom Konzept der Smart-Stores, die ohne Personal auskommen? „Das ist auf jeden Fall nichts für mich“, erwidert der junge Unternehmer. „Wir sind hier ein Ort der Begegnung, wo sich die Menschen treffen wollen.“ Die „Josefs Nahkauf Box“, die die Rewe Group testet, hält er für ein „spannendes Projekt“, aber in einem wenig besiedelten Raum. Seine Zukunft liegt im persönlichen Nahkauf: „Eine ‚Renés Box‘ wird es nicht geben.“