Berufsbekleidung Kleider machen Kaufleute

Ein Dauerbrenner – und ein Thema, bei dem man es niemals allen recht machen kann: Berufsbekleidung. Wir haben die wichtigsten Argumente zusammengestellt, die man bei der Auswahl beachten sollte.

Freitag, 28. Januar 2022 - Management
Linda Ewaldt
Artikelbild Kleider machen Kaufleute
Bildquelle: Mirco Moskopp

Zwischen arbeitstauglich und chic: Berufskleidung muss viele Anforderungen auf einmal erfüllen. Zum einen soll sie nicht nur den Berufsstand, sondern auch den individuellen Markt repräsentieren. Zum anderen muss sie zugleich bequem und praktisch sein, schließlich tragen die Mitarbeiter sie bei anstrengender Arbeit viele Stunden am Tag.

Ein Spagat, bei dem es nicht nur die Flexibilität der Kleidung braucht, sondern auch Köpfchen seitens der Marktleitung, weiß Edeka-Kaufmann Stephan Cunäus aus Rostock.

„Ich kann meine Mitarbeiter nicht stundenlang in billigem Polyester schwitzen lassen – vielleicht noch bei heißen Temperaturen. Eine gute, strapazierfähige Stoffqualität und die Atmungsaktivität der Materialien war uns daher besonders wichtig, und wir haben uns für unsere neue Arbeitskleidung verschiedene Stoffe genauer angesehen.“

Inhaber Cunäus betreibt seit Kurzem den „größten Edeka im Norden Deutschlands“ und hat auf der 8.800 Quadratmeter großen Verkaufsfläche unter anderem ein Frischetheater errichtet. Seit Dezember 2021 tragen die Mitarbeiter Arbeitskleidung, die zu dem Bereich passt, in dem sie arbeiten. Der Rostocker Kaufmann hat dafür seinen Markt in die Arbeitsbereiche Frischetheke, Käse, Backwaren, Non-Food und Food sowie Kassen unterteilt.
Rewe-Kaufmann Michael Siebert aus Berlin ist überzeugt von der Kleidung, die mit „Rewe“ gebranded ist: „Wir haben damit einen hohen Wiedererkennungswert und können uns auf einheitliche Arbeitskleidung verlassen.“ Außerdem möchte er auch nach außen zeigen, dass er ein hochwertiges Vollsortiment führt. „Da gehört für mich moderne Arbeitskleidung und in meiner Filiale Schlips oder Fliege für die Männer dazu.“
Rewe-Kauffrau Ines Quermann aus Bielefeld setzt auf eine gekonnte Inszenierung, greift hierfür aber zu anderen Mitteln. Bei ihr im Markt sollen die Waren der Star auf der Bühne sein und wie dieser strahlen. Die Mitarbeiter sind deshalb in dezentem Schwarz gekleidet. „Für unsere Social-Media-Kanäle filmen wir unsere Waren auch gelegentlich. Die Mitarbeiterin, die unsere medialen Auftritte betreut, trägt dann Arbeitskleidung mit einem großen QR-Code auf dem Rücken. Unsere Kunden können diesen dann mit ihrem Smartphone scannen und landen auf unserem Instagram-Profil.“ Einige Kunden abonnieren den Kanal dann – das hebt die Kundenbindung auf das nächste Level.

Edekaner Cunäus will mit seinem Konzept die Kunden ebenfalls modern ansprechen. „Wir möchten mit der Arbeitskleidung unserer Mitarbeiter vor allem Emotionen beim Kunden wecken. Dazu gehört sowohl das ganzheitliche Einkaufserlebnis, das wir durch jeweils passende Arbeitskleidung erreichen, als auch Symbolik. Wir haben uns zum Beispiel entschieden, auf unsere Arbeitskleidung nicht das Edeka-Logo sticken zu lassen, sondern stattdessen unser gelbes Herz.“

Zeichen der Identifikation
Mit seinem Konzept geht Stephan Cunäus definitiv einen neuen Weg, denn noch immer setzen die meisten Kaufleute auf möglichst einheitliche Arbeitskleidung im Markt oder auch über mehrere Märkte hinweg. Dies zeigt sich nirgends so deutlich wie bei Ketten und Discountern. Individualität sucht der Kunde hier vergeblich, dafür fühlt er sich aber auch bei einem Aldi oder Lidl in der Fremde wie zu Hause. Das gibt ein beruhigendes Gefühl und senkt die Hemmschwelle, auch in fremden Städten und im Urlaub schnell einmal etwas für unterwegs zu kaufen.

Und was ist mit den Mitarbeitern? Kann eine Identifikation mit dem Arbeitgeber überhaupt über Arbeitskleidung funktionieren?

Kleidung mit Stolz tragen
„Eine einheitliche Arbeitsbekleidung halten wir aus zwei Gründen für sehr wichtig“, antwortet Edeka-Kaufmann Ralf Honsel, der 2021 den Titel „Supermarkt des Jahres“ für seinen Markt in Dorsten errungen hat. „Erstens natürlich zur Erkennung den Kunden gegenüber. Darüber hinaus dient sie aber auch zur Identifizierung in der Gruppe beziehungsweise mit dem Unternehmen. Gute Mitarbeiter tragen diese mit Stolz!“

„Ja“, sagen auch Kaufleute wie Stephan Cunäus oder auch Discounter-Riese Aldi Süd auf die Frage der Identifikation. Beide haben ihre Mitarbeiter in den Entscheidungsprozess mit einbezogen, als neue Arbeitskleidung anstand. Jeweils mit einer internen Modenschau.

Aldi Süd stellte diese gemeinsam mit der AMD (Akademie für Mode und Design in München) auf die Beine. Zusammen mit dem Designer Thomas Rath wurde ein Wettbewerb unter den Studierenden der AMD ausgerufen. Drei Designs machten schließlich das Rennen und wurden bei einer virtuellen Modenschau den Aldi-Süd-Mitarbeitern vorgestellt. Diese konnten dann bequem von zu Hause aus per Handy oder Telefon für eine der drei Möglichkeiten abstimmen. So stehen heute neben Poloshirts noch eine Softshelljacke beziehungsweise -weste und ein Cardigan zur Auswahl, zusätzlich auch Accessoires wie ein Loopschal und ein Halstuch. Führungskräfte erhalten von Aldi Süd ein graues Hemd und einen Blazer, sofern sie sich nicht ebenfalls für Poloshirt und Cardigan entscheiden.

Gemeinsam entscheiden
Eines ist klar: Mit dem Ergebnis einer demokratischen Abstimmung sind niemals alle zufrieden. Aber schon die gemeinsame Entscheidung hilft, damit sich Angestellte in einem Unternehmen wohlfühlen und sich deswegen viel eher mit ihm identifizieren.

Ines Quermann sieht die Mitentscheidungsrechte der Mitarbeiter ebenfalls als entscheidenden Dreh- und Angelpunkt. In ihrem Rewe-Markt in Bielefeld kann sich jeder die Kleidung aussuchen, die ihm am besten gefällt. Bei manchen ist das die klassische Bluse, bei anderen auch einmal ein gemütlicher Hoodie. Wer Kleidung trägt, die bequem ist, kommt eben gerne zur Arbeit.