Rüschens Kolumne Eher Potenzial oder Eher Risiko?

Wie interessant sind City-Lagen? Welches Potenzial bieten Lebensmittelgeschäfte in der Innenstadt?
Dazu die Meinung von Stephan Rüschen.

Dienstag, 20. Juli 2021 - Management
Dr. Stephan Rüschen
Artikelbild Eher Potenzial oder Eher Risiko?
Bildquelle: Getty Images

Die Innenstädte waren schon vor Corona in der Krise, aber jetzt wird die Situation für Fußgängerzonen und Einkaufszentren ernst. Die Leerstände nehmen zu.
Bei der Suche nach neuen Konzepten wird der „Mixed Use“ aus Nonfood-Handel, Coworking Spaces, Gastronomie, Entertainment, Wohnbebauung und auch wieder verstärktem Food-Handel von Stadtplanern favorisiert.

Lange hatte der Lebensmitteleinzelhandel die teuren Innenstadtlagen gemieden. Erst in den letzten Jahren kehrte aufgrund der zunehmenden Urbanisierung ein Umdenken ein, das sich durch die Leerstände und die damit sinkenden Ladenlokalmieten beschleunigen dürfte.

So sind in der Innenstadt von Düsseldorf (rund um die Prachtstraße Kö und in der Altstadt) dreimal Aldi, zweimal Lidl und ein Edeka Zurheide hinzugekommen.
Aber Standorte in der Innenstadt bleiben eine Herausforderung, da eine „Copy & Paste“- Strategie nicht funktioniert. Die Bedürfnisse in Lauflagen unterscheiden sich deutlich von Auto-Standorten. Somit müssen die Sortimente an die jeweiligen Lagen angepasst werden. Die Baukörper entsprechen häufig nicht dem gewohnten Standard des Händlers, sodass die Layouts und teilweise auch die Regale individuell erstellt werden müssen.

Die Durchschnittsbons sind deutlich geringer, da der typische Wochenendkauf in der Innenstadt nicht getätigt wird. Die Kauffrequenz ist schwer vorhersehbar, und somit sind die Bestands- und Personalplanungen von Unwägbarkeiten geprägt.

Das Nonfood-Aktionsgeschäft hat für Discount-Kunden in den Innenstädten eine deutlich geringere Relevanz. Dies wiederum hat nicht nur Auswirkungen auf das Umsatzpotenzial und die Bestandssteuerung, sondern auch auf den Margen-Mix des realisierten Umsatzes.

Diese dargestellte Komplexität lässt sich nur wirtschaftlich meistern, wenn das Preisniveau in den Innenstädten höher ist. Die Händler und die Kunden müssen daher eine Preisdifferenzierung zwischen den unterschiedlichen Standorten akzeptieren.

Innenstädte sind für Lebensmitteleinzelhändler wieder attraktiver geworden, aber die Herausforderungen müssen mit Bedacht gemeistert werden. Die richtige Standortwahl ist entscheidend, damit Innenstadt-Standorte nicht zu wirtschaftlichen Abenteuern werden. Einfach ist es nicht.

Prof. Dr. Stephan Rüschen Professor für Lebensmittelhandel Duale Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn
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