Wein Sortierter Umsatz

Das Weinregal nach Farbe zu sortieren stieß lange auf Ablehnung. Dabei hat die Idee Potenzial – vor allem für den Umsatz.

Freitag, 26. Februar 2021 - Management
Elena Kuss
Artikelbild Sortierter Umsatz
Bildquelle: Sascha Venturi

Wein ist ein emotionales Thema. Und die Sortierung auch! Normalerweise – also in fast jeder anderen Abteilung – spiegelt die Sortierung im Regal den Entscheidungsprozess des Kunden wider. Die Krux in der Weinabteilung ist jedoch: Dieser Prozess ist je nach Standort völlig unterschiedlich.

Die Hochschule Geisenheim ist der Frage auf nationaler Ebene nachgegangen. Das Ergebnis: Der wichtigste Faktor für die Kaufentscheidung ist der Geschmack. Die Rebsorte und das Anbaugebiet stellen nur für das obere Drittel der stark Weininteressierten ein relevantes Kaufkriterium dar. Rebsorten sind aus Sicht der Mehrheit der Verbraucher noch am ehesten in der Lage, Auskunft zum sensorischen Profil zu geben. Spricht das also für eine Sortierung nach Farbe?

Pro
„Ja“, sagt Karl Heinz Hohmeier, zuständig für die Weinabteilung bei Edeka WEZ. Der Kaufmann wollte es aber genauer wissen und hat deshalb einfach zwei gleich alte Märkte mit unterschiedlich sortierter Weinabteilung gegeneinander getestet. In einem Markt wurde der Wein nach Farbe sortiert und innerhalb der Farbe nach Ländern. Im Vergleichsmarkt wurde nach Ländern sortiert und innerhalb der Länder nach Regionen. Beide Märkte liegen in der Mindener Region, eine Angabe, die immer, wenn es um Wein geht, eine elementare Rolle spielt.

Die Zahlen des kleinen Versuchs sind vielversprechend, sagt Hohmeier. Im Februar wurde die Weinab‧teilung nach Farbe umsortiert. Die Zahlen wurden dann für den Zeitraum von April bis Juli ausgewertet. Die Absatzsteigerung sei beträchtlich, so der Kaufmann. Die Färbung durch den veränderten Weinkonsum während der Corona-Pandemie ließ sich zwar nicht herausrechnen, sollte aber bei beiden Märkten annähernd gleich sein. Ebenfalls positiv: Nach Hohmeiers Beobachtung bewirkte die Farbsortierung eine Entwicklung hin zu hochpreisigen Weinen.

Die Idee ist natürlich nicht neu. In Hamburg-Wandsbek ist das Rewe Center bereits seit 2015 nach Rot, Weiß, Rosé sortiert. Genauso das Frischeparadies in Hürth. Marktleiterin Alina Kremer erklärt: „Wir haben uns für diese Sortierung entschieden, da dem Kunden im Vorhinein immer bewusst ist, ob er Rot- oder Weißwein möchte, und somit gezielt an das passende Regal gehen kann.“

Kontra
Jan Rose, Marktleiter des Wasgau-Markts in Annweiler am Trifels, sagt: „Der Kunde sieht doch nur noch ‧Rosé! Wenn er vor einer Farbfläche steht, muss er Experte sein, um eine Entscheidung treffen zu können.“ Sobald das Sortiment Tiefe bekomme, sei die Farbfläche überfordernd – nicht andersherum. Auch der Hersteller Henkell bevorzugt eine Sortierung nach Herkunft. „Die Marke Freixenet genießt als Markenabsender eine hohe Bekanntheit bei den Verbrauchern und sorgt im Weinregal, besonders mit den etablierten Markenweinen, für einen hohen Wiedererkennungswert im LEH“, erklärt Jan Rock, Marketingleitung bei Henkell Freixenet.