Einkaufen mit Handicap Barrieren abbauen leicht gemacht

Oft reichen schon kleine Veränderungen aus, um den Markt für Menschen mit Behinderung zugänglicher zu machen. Ein Praxisbeispiel aus Berlin.

Freitag, 29. Januar 2021 - Management
Linda Ewaldt
Artikelbild Barrieren abbauen leicht gemacht
Bildquelle: Rewe Viet Nguyen Duc

Ein Kontraststreifen, der Menschen mit Sehbehinderung das Erkennen einer Schwelle erleichtert, kostet 3 Euro. Und eine Rampe für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen ist ab 5o Euro zu realisieren.

Einen Schritt weiter ist Kaufmann Viet Nguyen Duc gegangen. In seinem Rewe-Markt in Berlin-Tegel bietet er einen speziellen Einkaufswagen für Rollstuhlfahrer an. Dieser wird einfach an den Rollstuhl oder E-Rollstuhl geklemmt. Er bewegt sich automatisch mit, wenn die Räder des Rollstuhls bewegt werden. Eine enorme Erleichterung für gehbehinderte Kunden, die einen herkömmlichen Einkaufswagen vom Rollstuhl aus kaum oder gar nicht schieben können.

„Das Modell gibt es schon lange“, verrät Nguyen Duc. „Aber viele Kaufleute wissen gar nichts von diesem Angebot. Ich selbst habe davon durch den Verein ‚I love Tegel‘ erfahren.“ Der Verein ist aktiv auf alle Supermärkte in der Umgebung zugegangen und hat auf den besonderen Einkaufswagen aufmerksam gemacht.

Für Nguyen Duc war die Anschaffung keine lange Überlegung: „Mit den Anschaffungskosten von 150 Euro fällt der Einsatz für mich kaum ins Gewicht, für die Kunden bedeutet der Einkaufswagen aber viel mehr Selbstständigkeit und auch mehr Zeit im Alltag. Sie müssen nicht mehr jeden Tag eine Kleinigkeit einkaufen, sondern können ihren Einkauf planen.“

Zwischen Hilfe und Selbsthilfe
Um Barrieren abzubauen, sensibilisiert Kaufmann Nguyen Duc auch seine Mitarbeiter dafür, hilfsbereit zu sein und mit offenen Augen durch den Markt zu gehen. „Im Alltag geht es oft hektisch zu, und Effizienz und Umsatz sind wichtig. Trotzdem wissen meine Mitarbeiter, dass unsere Kunden an erster Stelle stehen und sie sich für alle Zeit nehmen dürfen und sollen.“ Wenn jemand nach einem Produkt fragt, wird er zum Regal begleitet. Und wenn die Mitarbeiter den Eindruck haben, ein Kunde braucht Hilfe, um Ware zu erreichen, sprechen sie ihn aktiv an.

Breite Gänge sind wichtig
Vielen Menschen mit Behinderung ist ihre Selbstständigkeit besonders wichtig. Gerade deswegen sind Angebote wie der Einkaufswagen für Rollstuhlfahrer so bahnbrechend.
Auch sonst setzt sich Rewe für Barrierefreiheit ein. Breite Gänge sind im neuen Rewe-Konzept 2020 ein wichtiges Thema. Das hilft nicht nur Rollstuhlfahrern, einfacher zu manövrieren. „Auch die Wahrnehmung aller Kunden für Produkte, Angebote und Sonderaktionen wird dadurch geschärft“, so der Kaufmann.