Discount Zurück in die City

Ist Wohnen in Großstädten über dem Discounter das Modell der Zukunft? Nicht zwangsläufig, meint Immobilien-Manager Andreas Borutta.

Montag, 18. Januar 2021 - Management
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Zurück in die City
Bildquelle: DIWG

Herr Borutta, rechnen Sie damit, dass Discounter weiter in die Innenstädte drängen?
Borutta: Ja, tatsächlich. Die Nahversorger-Funktion nimmt zu. Während die Menschen früher beim Discounter ihren Wochenend-Einkauf gemacht haben, decken sie dort heute vermehrt ihren kurzfristigen Bedarf. Deshalb ändern sich die Anforderungen der Betreiber. Heute gibt es auf der Düsseldorfer Kö einen Aldi und einen Lidl, das wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen.

In den Innenstädten ist Parkraum knapp – ein Gegenargument?
Discounter in Innenstädten leben nur zu einem Teil von den Menschen, die in der unmittelbaren Umgebung wohnen. Viel mehr leben sie von den Menschen, die in der Nähe arbeiten und während der Mittagspause einige Artikel einkaufen, ohne aber das Auto zu bewegen. Das gilt übrigens auch für die Vollsortimenter: Wir haben hier in Düsseldorf in der Nähe unseres Büros einen Rewe to go in der Kö-Galerie, das ist eine Eins-a-Lage. Auch hier kaufen die Kunden Dinge für den kurzfristigen Bedarf ein.

In Corona-Zeiten bleiben aber gerade in Innenstädten die Käufer fern …
Stimmt, gerade leiden die Innenstädte, weil viele im Homeoffice arbeiten. Aber das wird meiner Meinung nach nicht so bleiben. Viele Büros haben einen Schichtbetrieb aufgenommen, sodass die Hälfte der Angestellten wieder ins Büro zurückkehren können. Homeoffice wird lange ein fester Bestandteil unseres Lebens bleiben, aber nicht in dem Maß, wie es jetzt der Fall ist.

Aldi Süd geht einen neuen Weg und ersetzt Filialen in zentralen Lagen durch Wohn- und Geschäftshäuser mit Aldi-Markt im Erdgeschoss und darüberliegenden Wohnungen. Ist Wohnen über dem Discounter ein Zukunftsmodell?
Es ist für Neubauten eines der Modelle, aber nicht das Modell. Das Prinzip funktioniert nur auf wenigen Grundstücken. Denn für einen modernen Discounter brauchen Sie eine Grundfläche von 1.700 bis 1.800 Quadratmetern. Im Obergeschoss aber können Sie nicht auf der gesamten Fläche Wohnungen bauen, sonst verfügt nicht jeder Raum über ein Fenster. Allerdings gibt es eine Reihe von kleineren Flächen in Bestandsbauten, von 300 bis 400 Quadratmetern, über denen man wohnen kann. Netto kommt damit beispielsweise gut zurecht.

Sind Discounter ein lohnendes Objekt, um Geld anzulegen?
Ja, wobei es immer auf den Standort ankommt. Es ist aber nicht mehr so lohnend, wie es einmal war. Wenn Sie als Privatinvestor Geld investieren möchten, müssen Sie allerdings gut bei Kasse sein: Für einen neuen Lidl oder Aldi liegen sie jenseits von 2 Millionen Euro.