Innenstädte Krise im Zentrum

In den Innenstädten bleiben Kunden weg. Es fehlt an Umsatz und Frequenz im stationären Handel. Gleichzeitig kämpfen große Discounter um innerstädtische Eins-a-Lagen.

Freitag, 11. Dezember 2020 - Management
Dieter Druck
Artikelbild Krise im Zentrum
Bildquelle: Aldi Süd

Schließen die Discounter jene Lücken, die Modehandel sowie andere Einzelhandelsgeschäfte in den Innenstädten, laut düsteren Prognosen, nach Corona hinterlassen werden? Die auch für Dezember geltenden Einschränkungen für den Handel beunruhigen unter anderem den Deutschen Städtetag. „Wir machen uns große Sorgen, dass der Einzelhandel nachhaltig geschädigt wird und wir nach Corona in einer Situation sind, wo wir unsere Innenstädte vielleicht gar nicht mehr wiedererkennen an einigen Stellen in unserem Land“, sagte Städtetagspräsident Burkhard Jung in Leipzig.

Eine Blitzumfrage des Handelsverbandes Baden-Württemberg (HBW) Ende November unter 400 Händlern im Südwesten ergab, dass mehr als 40 Prozent der Geschäfte in den ersten Wochen nach dem Teil-Lockdown über einen Umsatz- und Frequenzverlust von 30 bis über 50 Prozent klagten. „Das sind schwierige Zahlen, wenn man bedenkt, wie niedrig die Margen im Handel sind, da bedeuten bereits einstellige Minuszahlen beim Umsatz ein großes Problem“, sagt HBW-Präsident Hermann Hutter und ergänzt, mit Blick auf die Verbraucher: „Die Kunden sind verunsichert, berichten uns die Händler.“

Es fehlen zudem gastronomische Angebote, jetzt vor allem die Weihnachtsmärkte. Und nach der avisierten Schutzimpfung ist nicht alles gleich wieder normal, höchstens „new normal“.

Vielleicht springen Aldi, Penny und Lidl als Frequenzbringer in die Bresche. Die Discounter drängen mit ihren Filialen mehr und mehr in die deutschen Innenstädte. Dort waren sie auch früher, später dann auf der grünen Wiese. „Wo immer es vom Mietpreisniveau her klappt, versuchen die Discounter in die absoluten Eins-a-Lagen zu kommen“, sagte Dirk Wichner, Leiter der Einzelhandelsvermietung Deutschland beim internationalen Maklerkonzern JLL, der Deutschen Presse-Agentur. Lange Zeit waren diese für die Discounter tabu, weil die Mieten dort zu hoch waren. Doch durch den Strukturwandel und die Corona-Krise habe sich das geändert, sagte Wichner.

Die Discounter machen aus ihren Plänen keinen Hehl. Aldi Nord realisiere „mehr und mehr Märkte auch in direkten Innenstadtlagen, Shopping-Centern und Fußgängerzonen an zentralen städtischen Knotenpunkten“, sagte ein Unternehmenssprecher. Aldi Süd betonte, das Unternehmen sei „stadtklar“ und bereit, Lücken in den Innenstädten zu schließen. Allein in Zusammenarbeit mit Galeria Karstadt Kaufhof habe man bereits sieben Innenstadt-Filialen verwirklicht. In Düsseldorf hat Aldi Süd außerdem mittlerweile zwei Läden in der Fußgängerzone, und in Stuttgart öffnet bald eine Filiale auf der Königsstraße.