Der rote Teppich liegt aus, die hohen Türen sind geöffnet, der Chef steht zur Begrüßung am Eingang. Im Edeka-Neukauf von Stefan Ladage in Hessisch Oldendorf ist alles bereitet für den großen Empfang. König Kunde kann kommen.
Auf der Suche nach Anregungen für eine echte Wohlfühlatmosphäre hat der selbstständige Einzelhändler drei Jahre lang Laden um Laden im In- und Ausland besucht. Weil sein Mieter Aldi auszog, konnte Ladage Anfang 2009 die Fläche seines Marktes auf 1.750 qm erweitern. Es war die vierte Veränderung in drei Jahrzehnten. „Das beweist, dass auch ein bestehendes Objekt eine tolle Entwicklung nehmen kann", sagt er
Sein Ziel ist es, die Einkaufenden zu begeistern. So ließ er den Eingang im Stile eines roten Teppichs rot pflastern, stellte eine Pappfigur von sich auf, die die Kunden in fünf Sprachen begrüßt, und verzichtete bei den Glastüren auf die in etwa zwei Metern Höhe üblichen Querriegel. „Wenn König Kunde kommt, werden bei mir wie in Schlössern die hohen Türen geöffnet", hebt er die Wertigkeit der Konsumenten hervor
Die hohen Glastüren suggerieren auch Offenheit – was Ladage generell wichtig ist. Deshalb stehen am Eingang weder Blumenerde noch Grillkohle, die den Weg in den Markt behindern könnten, deshalb gibt es nirgends Deckenhänger, die das angenehme Raumgefühl stören würden, deshalb sind Theken sowie Schnippelküche einsehbar, und deshalb begnügte er sich mit 320 laufenden Regalmetern und verzichtete auf 30 weitere, weil sonst die Gänge zu schmal geworden wären.
Großen Wert legt der Edekaner auf eine harmonische Wirkung seines Marktes, die er mit Linde Ladenbau mit Liebe zum Detail entwickelt hat. So zieht sich durch das gesamte Geschäft eine Holzverkleidung in der Farbe „Eiche Milano", die sich auf Regalverkleidungen, an den Frischetheken, den Kühltruhen und den Kassenmöbeln wiederfindet. Sie passt gut zu den grauen Fliesen, die das Auge des Kunden inmitten des „Produktflimmerns" beruhigen, und zu den braunen Holzfliesen, die es in der Weinabteilung oder der Schäfers-Bäckerei gibt. Letztere führt Ladage als einer von sieben Händlern in der Edeka Minden-Hannover testweise seit Juni 2010 in Eigenregie.
Orientierung findet der Verbraucher zudem durch das Farbleitsystem und die in großen Lettern angebrachten Abteilungsbezeichnungen. Schönheit ist Ladage bis ins kleinste Detail wichtig. Wenn Holzpaletten vonnöten sind, nutzt er graue Kunststoffumrahmungen, auf denen der Edeka-Slogan „Wir lieben Lebensmittel" prangt. So fügen sich die Sonderaufbauten besser ins harmonische Ganze ein. Das gleiche gilt für die Preisständer, die die Angebote anstelle von Werbeplakaten anpreisen.
Bei der Gestaltung der Bedientheken achtete er auf Funktionalität und die Bedürfnisse der Kunden. Mit den Standard-Glasplatten gab er sich nicht zufrieden. Die vertikale Platte sollte 12 cm höher, die horizontale 6 cm länger sein, um dem Kunden einen großzügigen Blick auf die Ware zu gewähren. „Damals war das eine Sonderanfertigung, heute hat Carrier diese Maße als Standard im Programm", erzählt Ladage.
Die Regalhöhen variieren zwischen 1,60 und 1,80 m, damit der Kunde einen guten Überblick über Markt und Ware erhält. An den Kassen, über denen große Lampenschirme warmes Licht verbreiten, sind die Regale nur 1,20 m hoch. „Wichtig ist ein früher Blickkontakt mit der Kassiererin, so erscheint die Wartezeit kürzer", erklärt Ladage. Denselben Effekt sollen die langen Auflegebänder haben. Den Geschmack der Kunden hat er offenbar getroffen. „Manche sagen mir, dass sie einen Einkauf bei uns wie Urlaub oder nach einem stressigen Bürotag als entspannend empfinden", berichtet er. „Wir haben sogar viele ehemalige Discount-Kunden, die uns treu geblieben sind."
Nicht verwunderlich also, dass andere Händler Teile von Ladages Ladenkonzept kopiert haben. Das treffe auf die apfelgrüne Farbe in der O&G-Abteilung und auf die großformatigen Fotos zu, sagt er. Auch Ladage schaut sich weiter um, denn er möchte die Beleuchtung verbessern, besonders in den Frischeabteilungen. Bei der Einrichtung des Ladens vor gut zwei Jahren hat er sich bewusst gegen LED entschieden: „Damals hat mich LED von den Farben her nicht überzeugt." Seine Ware wird mit Leuchtstoffröhren und mehr als 200 Spots angeleuchtet. Nun überlegt er, wegen der Energiekosten auf LED umzurüsten. Aus demselben Grund will er das höchste Mopro-Regal verglasen.