Interview mit Daniel und Tobias Breidohr „Wir machen Unterschiede“

Die vierte Generation steht bei der Kaufmannsfamilie Breidohr jetzt am Ruder und ist dabei, mit eigener Handschrift die Geschichte weiterzuschreiben.

Dienstag, 16. Oktober 2018 - Management
Dieter Druck
Artikelbild „Wir machen Unterschiede“
Daniel (v. l.) und Tobias Breidohr  im Austausch mit Dieter Druck, LP.
Bildquelle: Carsten Hoppen

Die Cousins Daniel und Tobias Breidohr führen seit knapp drei Jahren in vierter Generation die drei Edeka-Frische-Center der alteingesessenen Kaufmannsfamilie in Bergisch Gladbach, Rösrath und Hilden. Sie sind Lebensmittelhändler aus Überzeugung und schildern, was ihnen in naher und ferner Zukunft so alles vorschwebt (siehe auch den folgenden Marktrundgang).

Was hat Sie bewogen, in den Lebensmittelhandel und das elterliche Unternehmen einzusteigen?
Tobias: Wir sind mit dem Lebensmittelhandel von klein auf groß geworden und uns stellte sich die Frage gar nicht, etwas anderes zu machen.

Hätten Sie trotzdem die Chance gehabt auszuscheren?
Daniel: Sicherlich, die hätte jeder von uns gehabt.

Die Wurzeln

des Handelsunternehmens reichen zurück bis ins Jahr 1913, als Johann Breidohr und Ehefrau Maria, geb. Krämer, an der Odenthaler Straße 260 in Bergisch Gladbach ein Lebensmittel- und Milchgeschäft gründeten.

Wie haben Sie sich auf die unternehmerische Verantwortung im Familienunternehmen vorbereitet?
Daniel: Nach dem Abitur haben wir beide die klassische kaufmännische Ausbildung begonnen. Ich bei Edeka Czaikowski in Krefeld. Dann folgte das BWL-Studium und verschiedene Stationen bei der Coop Kiel.

Tobias: Bei mir war der Werdegang vergleichbar, mit dem Berufsstart bei Edeka Hövener in Langenfeld. Es folgte das Studium der Betriebswirtschaft und in der Folge dann jeweils zwei Jahre bei Famila in Kiel und in der Hamburger Edeka-Zentrale.

Was reizt Sie an der Selbstständigkeit? Sie hatten gewiss auch andere berufliche Möglichkeiten.
Daniel: Entscheidend für mich sind unter anderem das eigenverantwortliche Handeln und die unternehmerische Freiheit.

Tobias: Auf der anderen Seite, und da spreche ich auch für uns beide, der tägliche Kontakt mit Menschen, sprich Mitarbeitern und Kunden- sowie die Lust am Gesamtthema Lebensmittel

Daniel: . .... nicht zu vergessen auch der besondere Status des Familienunternehmens und das Ziel, dieses in gutem Zustand an die Folgegeneration zu übergeben.

Können Sie jetzt frei schalten und walten, oder sitzt Ihnen die Familie im Nacken?
Tobias: Nein, wir sind die Geschäftsführer, und seit zweieinhalb Jahren stehen wir damit voll und ganz in der Verantwortung.

Daniel: Gleichzeitig haben wir begonnen, das Unternehmen nach unseren Vorstellungen zu modernisieren und weiterzubringen. Wir wollen neue Ideen einbringen und umsetzen.

Vor welchen Aufgaben stehen Sie damit?
Daniel: Ein erster großer Schritt ist die technische und bauliche Modernisierung unserer drei Standorte. In Rösrath sind wir damit weitgehend durch. In Hilden und Bergisch Gladbach steht das Ganze an und wird uns sicherlich für die kommenden drei bis vier Jahre noch beschäftigen. Parallel arbeiten wir an der Optimierung unserer Prozessabläufe mit dem Ziel, uns wettbewerbsfähig für die Zukunft aufzustellen. Das beinhaltet zum Beispiel die durchgängige Digitalisierung sowie die SAP-Umstellung im gesamten Unternehmen, was uns mächtig fordern wird.

Ihr Markt ist gespickt mit besonderen Produkten, die weiß Gott nicht jeder Händler hat. Positionieren Sie sich als gehobener Feinköstler?
Tobias: Nein, das ist ganz und gar nicht unsere Position. Wir wollen möglichst alle Käuferschichten ansprechen. Deshalb führen wir auch Basissortimente und Eigenmarken im Preiseinstieg. Nur sind wir gleichzeitig bestrebt, dazu auch die Spitze abzubilden, was Kunden anzieht und uns Differenzierungsmerkmale zum Wettbewerb liefert.

...auch zu einem Discount, der sich gestalterisch und mit den Sortimenten dem Supermarkt zusehens annähert?
Tobias: Mit Sicherheit, insbesondere über unsere wirklichen Spezialitäten, die Angebotsbreite, über unsere regionalen Erzeuger, über die Eigenproduktion im Markt sowie die Exklusivmarke Breidohr‘s in etlichen Warengruppen und über die Bedienungstheken. Hier vermitteln unsere engagierten Mitarbeiter Aspekte wie Herkunft und Qualität glaubhaft und für den Kunden nachvollziehbar. Das ist schon ein anderes Niveau.

Wie bewerten Sie den Online-Handel als Konkurrenz?
Tobias: Das fällt zurzeit schwer, weil dieser noch nicht richtig entwickelt ist und noch eher punktuell und urban agiert, was die Lieferregionen angeht. Aber er wird sich als ein weiterer Absatzkanal etablieren, nur im welchem Umfang, das ist nicht zu sagen.

Haben Sie in puncto online eigene Ambitionen?
Aus unserer Sicht ist der Online-Handel mit Lebensmittel für einen Selbstständigen eine Nummer zu groß. Der verlangt größere Dimensionen, die ein Familienunternehmen wie wir nicht umsetzen können. Und es stellt sich die Frage, ob dies wirklich ein Profilierungsansatz für uns wäre.

Wie ist Breidohr in den Sozialen Medien präsent?
Daniel: Wir stecken hier noch in den Anfängen, aber die Aktivitäten werden künftig ausgebaut. Das steht bereits auf unserer Agenda. Wenn etwas angegangen wird, wollen wir es direkt richtig machen.

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie? Wie sehen die Expansionspläne aus?
Tobias: Wir wollen zusammen nach vorne gehen, und dazu gehört dann zwangsläufig auch die Expansion über neue Standorte. Aber das ist auch ein sehr langwieriger Prozess.

Daniel: Soweit sind wir aber noch nicht. In nächster Zeit beschäftigt uns die Gegenwart, aber wir schauen voraus.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Die Breidohr-Cousins sind mit dem Lebensmittelhandel aufgewachsen und wollen auch weiter wachsen.
Bild öffnen Daniel (v. l.) und Tobias Breidohr  im Austausch mit Dieter Druck, LP.