Round-Table Käse Die Seele des Marktes - Prepack

Die LP hat Experten aus Handel und Industrie zur Diskussion geladen: Warum kann die Branche auch in Zukunft nicht auf die Käse-Theke verzichten?

Donnerstag, 10. März 2011, 23:00 Uhr
Heidrun Mittler, Tobias Dünnebacke
Artikelbild Die Seele des Marktes - Prepack
Die LP hat Experten in Sachen Käse-Bedientheke geladen.
Bildquelle: Geisler, Hoppen

Also wird durch Prepack die Performance der Käsetheke schön gerechnet?
Schäfer: Ja, aber wo der personelle Aufwand liegt, wie Disposition und Verräumung der Ware, da sollte auch der Umsatz gebucht werden.

Kreuzberg: Bei uns ist das nicht der Fall, wir rechnen Prepack zu SB.

Schadet oder nutzt der Prepack-Bereich der Bedientheke?
Roelofs: Meiner Erfahrung nach präsentiert sich Prepack heute oft in der allerschlechtesten Form, viel schlechter als SB-Verpackungen. Ich kann Ihnen auf Anhieb zehn Beispiele nennen, wo Prepack die Bedienungstheke runterstuft.

Schäfer: Der Prepack-Kunde ist nicht der typische Kunde der Käsetheke. Industriell abgepackte Ware ist oft besser als das, was vom Thekenpersonal verpackt wird.
Wenn die Kunden schon unterschiedlich sind, warum wird dann meist auch der billige Gouda in der Theke verkauft?

Vogl: An der Theke habe ich die Chance, auch den typischen 35 Cent-Gouda-Esser für andere Käsesorten zu begeistern. Wir können uns die Arroganz nicht leisten, solche Kunden nicht zu bedienen.

Diehl: Günstiger Gouda ist nach wie vor als Zug-Artikel in den Handzetteln. Käse wurde von uns lange nur stiefmütterlich behandelt. Wir haben das jetzt geändert, die meisten Abteilungen bei Dornseifer haben nun eine eigene Abteilungsverantwortliche. Wo das der Fall ist, machen wir 3 bis 3,5 Prozent Umsatzanteil, ansonsten nur 2 Prozent.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt also beim Personal. Ein kontrovers diskutiertes Thema ist die Ausbildung. Es gibt den IHK-geprüften Beruf „Fleischereifachverkäufer/in". Das Pendant zum Käse jedoch fehlt.
Schäfer: Ein entsprechender Ausbildungsberuf wäre toll. Aber ist er auch umsetzbar? Ich selbst bin Diplom Käse-Sommeliére, den Ausbildungsgang habe ich in drei Wochen vor einigen Jahren in Österreich absolviert, mittlerweile ist dies über einen dreiwöchigen Kompaktkurs inklusive oder mit anschließender Prüfung möglich. Aber ich hatte auch schon sehr gute Vorkenntnisse und langjährige Berufserfahrung. Einen jungen Menschen müsste man mindestens drei Monate lang intensiv schulen, zusätzlich zur herkömmlichen Ausbildung. Das ist für die breite Masse im Handel nicht machbar.

Kreuzberg: Eine Spezialisierung nur auf Käse klappt nicht, das wird es nicht geben. Für die Spezialisierung müssen Trainings vor Ort reichen. Wir stehen in der Verantwortung, wie wir mit den jungen Menschen umgehen.

Diehl: Ich selbst habe Fleisch und Wurst gelernt. Käse, so habe ich festgestellt, ist eine eigene Philosophie für sich. Ich fände eine spezialisierte Ausbildung toll

Vogl: Dem schließe ich mich an. Ich würde diesen Beruf gerne ausbilden. In Frankreich ist das möglich.

Schäfer: Allerdings sollte man bedenken: Schon heute schaffen Sie es leider kaum, in den Berufsschulen die Klassen zum Fleischereifachverkäufer voll zu bekommen. Wir haben nach wie vor ein Nachwuchsproblem.

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen Carina Schäfer hat einen Meistertitel im Fleischerhandwerk und erwarb anschließend den Titel Diplom Käsesommeliére. Sie ist Personaltrainerin bei der Food Trainings-Akademie Wuppertal.
Bild öffnen Konrad Kreuzberg ist seit 17 Jahren Händler und leitet seit drei Jahren bei einem großen E-Center in Koblenz das Geschäft.
Bild öffnen Manuela Diehl ist Käsefachberaterin bei Dornseifer Ihr Frischemarkt.
Bild öffnen Jan Roelofs ist seit 2008 Vertriebsleiter Deutschland bei Cono Kaasmakers.
Bild öffnen Roswitha Vogl ist Inhaberin von Edeka Vogl Bonn und hat 2010 den Käse-Star für die beste Bedientheke im deutschen LEH gewonnen.
Bild öffnen Christian Pelka ist Sales Promotion Manager bei Switzerland Cheese Marketing.
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Bild öffnen Alle Teilnehmer des Round-Table.

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