Ausbilder des Jahres 2014 Wegweisende Projekte für die ganze Branche - Praktische Hilfe für die Ärmsten

Wer außergewöhnlich gut ausbilden will, braucht ausgefallene Ideen. Anregungen zum Nachmachen geben die diesjährigen Kreativ-Cups des „Ausbilder des Jahres“.

Freitag, 12. Dezember 2014 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Wegweisende Projekte für die ganze Branche - Praktische Hilfe für die Ärmsten
Die Macher des Frische-Spezialisten.
Bildquelle: Peter Eilers

Praktische Hilfe für die Ärmsten
Idee: „Es gibt nicht Gutes, außer, man tut es“, das sagte schon Erich Kästner. Jenny Esslinger,Ausbilderin im Kaufland Bad Dürrheim, hat gemeinsam mit Hausleiter Dietmar Grießinger ein soziales Projekt ins Leben gerufen. Ausgangspunkt war die 30-Jahr-Feier des Kauflands, an der auch 20 Gastazubis aus andere Filialen mitwirkten. Frau Esslinger, die sechs eigene Azubis betreut, ist bei ihrer Recherche auf die Wärmestube der AWO in Villingen-Schwenningen gestoßen. Hier bekommen wohnungslose und bedürftige Menschen ein günstiges Essensangebot. Die Ausbilderin hat einige Tage selbst dort als Freiwillige gearbeitet.

Konzept: Die jungen Menschen sollten eine soziale Aktion durchführen, bei der sie etwas Besonderes lernen, das sie später im privaten Leben begleitet.

Umsetzung: An drei Tagen haben zwei Azubis geholfen, das Mittagessen bei der AWO zuzubereiten. Sie haben dazu Lebensmittelspenden von Kaufland mitgebracht. Die Nachwuchskräfte waren nicht nur betroffen vom Leid und der Hoffnungslosigkeit einiger Hilfesuchenden, sondern haben anschließend eine Spendenkasse gebastelt, die sie am Eingang des Marktes aufgestellt haben. Dort haben sie Kunden von ihren Erfahrungen in der Wärmestube berichtet und 200 Euro eingenommen. Der Hausleiter hat über eine weitere Spendenaktion die Sammlung aufgestockt (insgesamt 3.000 Euro). Auch der Geschäftsführer der Region, Stefan Hoppe, war vor Ort. Kaufland Dürrheim will einen „sozialen Tag“ einrichten, in der Mitarbeiter der Zentrale karitativ arbeiten. Zudem wird ein Azubi pro Monat in der Wärmestube mit mitgebrachten Lebensmitteln kochen. Die Maßnahme bewirkt zwei Lerneffekte: soziale Kompetenz erwerben und Achtung vor Lebensmitteln (man will keine Lebensmittel vernichten ).

 

Sensibilisieren für Umweltthemen
Idee
: Wie bekommt man Jugendliche dazu, sich intensiv und nachhaltig mit dem Thema Ökologie auseinanderzusetzen? Die Antwort lautet: Indem man sie selbst Projekte entwickeln lässt – nicht etwa, fertige Konzepte liefert. Eva-Maria Eckart (Bereichsleitung Ausbildung) und AusbildungsreferentBernhard Vey aus der Tegut-Zentrale haben ihre Nachwuchskräfte motiviert, Projekte zu entwickeln, die den ökologischen Fußabdruck verringern. Besonders beachtet wurden die Aspekte Abfall und Luftverschmutzung. Die Lernenden (so heißen die Auszubildenden bei Tegut) sollten sich nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch mit den Problemen beschäftigen.

Konzept: Die Jugendlichen wurden sensibilisiert für Umweltthemen. Zwei Aspekte wurden besonders beachtet: Abfall und Luftverschmutzung/CO2. Innerhalb der Projekte sollten sich die Azubis theoretisch und praktisch mit den Problemen beschäftigen.

Umsetzung: Hier sind nur einige der zahlreichen Aktionen aufgeführt. Das Problemfeld Abfall wurde mit einem Projekt zu Stiften (Kugelschreiber, Filzstifte etc.) bearbeitet. Die Lernenden sammelten ausgediente Stifte. Unbrauchbare Stifte werden recycelt, das Recyclingunternehmen TerraCycle spendet dann zwei Cent pro Stift, der Erlös wurde von Tegut an die SOS Kinderdorf weitergegeben (bislang 250 Euro, 11.000 Stifte). Im Zusammenhang mit der Vermeidung von Abfall beteiligten sich elf Lernende an der Kampagne „Sauberhaftes Hessen“, sammelten und entsorgten Abfall rund um die Tegut-Zentrale. Thema gute Luft: Eine Projektgruppe hat 55 Apfelbäume gepflanzt, in einem Neubaugebiet in Fulda. Dabei hatten sie Unterstützung von zwei Gärtnern der Stadt. Das Ganze war mit einem Theorieteil unterfüttert, in dem ein Referent des „Global Marshall Plans“ über die Umweltsituation referierte.

 

Karriere-Check bei der Rewe Mitte
Idee
: Aufgrund rückläufiger Bewerberzahlen hat die Rewe Markt GmbH in Rosbach einen „frischen“ Weg gesucht, um Azubis zu rekrutieren. Man will die jungen Menschen für eine Ausbildung begeistern – auf originelle Weise, mit einer Sprache und Maßnahmen, die tatsächlich die Zielgruppe erreichen.

Konzept: Die Personalentwickler der Rewe Mitte haben den richtigen Dreh gefunden: Schon zum dritten Mal haben sie eine Veranstaltung mit Namen Karriere-Check durchgeführt, zuletzt im Februar 2014. Als prominentes Gesicht tobte sich Detlef D! Soost (Moderator und Star-Choreograph) auf der Bühne aus. Genauso wichtig ist, dass zahlreiche Rewe-Auszubildende (2014 waren es 35) bei dieser Veranstaltung als Ansprechpartner für die potenziellen Neueinsteiger zur Verfügung stehen.

Umsetzung: Eine Besonderheit, die man erwähnen sollte: Direkt vor Ort werden Praktikums- und Ausbildungsverträge vergeben. Die Schüler, nehmen an handelsbezogenen Spielen teil (in der Sprache der Zielgruppe heißt das dann „Challenges“). Hier nur einige Beispiele aus dem letzten Karriere-Check: Schüler räumen ein Regal nach bestimmten Vorgaben ein, puzzeln Transportwege aus, probieren den Kassiervorgang oder setzen sich mit verschiedenen Sortimenten auseinander. Außerdem können sie sich selbst weiterentwickeln: Sie profitieren, wenn sie vor Ort einen Eignungstest machen oder Gespräche mit Verantwortlichen aus der Personalentwicklung führen. Nicht zuletzt steht ein Fotograf samt Studio zur Verfügung, damit man ansprechende Bewerbungsfotos schießen kann. Was der Karriere-Check bringt? Immer mehr Abschlüsse: Im Jahr 2014 allein 32 Ausbildungsverträge, 107 Praktikumsplätze, 30 Interessenten. Die Bewerberzahlen bei der Rewe Mitte steigen w ieder, wie Dieter Göwel, Leiter der Personalentwicklung, betont.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Carolin Pfau, Hieber’s Frische Center, und LP-Chefredakteur Reiner Mihr.
Bild öffnen Die Macher des Frische-Spezialisten.
Bild öffnen Jenny Esslinger, Kaufland, (r.) und LP-Redakteurin Heidrun Mittler.
Bild öffnen Tanja Heim und Dieter Göwel, Karriere-Checker der Rewe Mitte.
Bild öffnen Eva-Maria Eckart und Bernhard Vey, Tegut
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Bild öffnen Praktischer Unterricht für angehende Frische-Spezialisten, hier die Zubereitung von Wraps.
Bild öffnen Einen ganzen Tag lang haben Schulklassen die Möglichkeit, Handel mit praxisnahen Spielen live zu erleben. Zudem beraten Personalentwickler individuell vor Ort.
Bild öffnen Tegut-Lernende pflanzen Apfelbäume, um die CO2-Bilanz zu verbessern. Das Besondere: Sie haben die Projekte nicht nur ausgeführt, sondern selbst entwickelt.
Bild öffnen Ausbilderin Jenny Esslinger (Mitte) hat mit Azubis für Obdachlose in der AWO-Wärmestube gekocht. Das karitative Projekt ist Inspiration für andere soziale Aktionen.