Im Geschäft Der Fels in der Brandung - Aldi unter Druck

Mit drastischen Preissenkungen will der Wettbewerb Aldi unter Druck setzen. Doch der Discounter bleibt gelassen. Schaden nehmen vor allem die Markenhersteller.

Dienstag, 28. Januar 2014 - Management
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Der Fels in der Brandung - Aldi unter Druck
Bildquelle: Mugrauer/Belz
„Durch die Art der Darstellung wird die Preissenkung von Aldi wie ein Sonderangebot verpackt. Das ist neu.“                                                  Matthias Queck von Planet Retail

Doch nicht nur bei Markenartikeln wird Aldi unter Druck gesetzt. So ließ zuletzt die Einführung einer neuen Eigenmarke bei Real aufhorchen. Der Claim: „Ohne Schnickschnack – ohne Teuer“. Für die in knallgelber Verpacklung präsentierten Säfte, Wurstwaren und Halogen-Lampen habe man sich auf die Fahnen geschrieben, der Billigste zu sein. Wie erfolgreich der Angriff sein wird, bleibt abzuwarten. „Der Preisanspruch von Aldi – der sich ohnehin auf einen Warenkorb bezieht und nicht auf jedes einzelne Produkt zu jeder Zeit – ist derzeit nicht gefährdet“, sagt beispielsweise Handelsexperte Matthias Queck von Planet Retail.

Aldi bleibt bisher bei seiner Dauertiefpreisstrategie und lässt sich nicht von den zeitlich befristeten Angeboten der Konkurrenz aus der Ruhe bringen. Und dennoch sind Veränderungen zu beobachten. So senkte die Handelskette zuletzt die Preise für Eier, Instant-Kaffee und Instant-Tee, dauerhaft versteht sich. Das 10er-Pack Eier aus der Bodenhaltung kostet künftig statt 1,29 Euro nur noch 99 Cent, teilte das Unternehmen mit. Eine Preissenkung um gut 23 Prozent. Den Preis für Instant-Kaffee der Eigenmarke Belmont senkt Aldi um 10 Cent. Überraschend ist aber nicht die eigentliche Preissenkung, sondern die emotionale Bewerbung unter dem Claim „ Preis-Kracher – Dauerhaft billiger “. „Die Dauerpreisstrategie wird nicht geändert, aber durch die Art der Darstellung wird die Preissenkung wie ein Sonderangebot verpackt. Auch die Darstellung am PoS mit dem knalligen Rot, Deckenhängern und Pfeilen ist für Aldi ungewöhnlich“, sagt Queck. Aldi habe gegenüber Wettbewerbern das Problem, dass natürlich nicht jede Woche neue Dauerniedrigpreise beworben werden können, wie bei den Sonderangeboten. „Bei den Eiern haben wir jetzt eine relativ starke Preissenkung, die Aldi auch dementsprechend bewerben möchte, u. a. mit einer Anzeige auf der Titelseite in der Bild-Zeitung.“

Vor dieser Senkung hatte Aldi zuletzt im November ein Signal gesetzt, als das Unternehmen die Preise bei Frischwurst-Aufschnitt, Würstchen und Salami-Produkten zusammenstrich. Aufgrund gesunkener Rohwarenpreise könnten die Ersparnisse beim Einkauf an die Kunden weitergegeben werden, teilten Aldi Nord und Aldi Süd damals mit. Ähnliches gilt für die Eier, denn die Preise sind nach einem Marktüberblick der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft 2013 ins Rutschen geraten, nachdem die durch das Verbot der Käfighaltung ausgelösten Versorgungsengpässe beseitigt wurden. Auch Queck ist der Meinung, man solle die Preissenkung beim 10er-Pack Eier nicht überinterpretieren. Es sei vielmehr Tradition, dass sich am Jahresanfang die Eierpreise ändern – manchmal rauf, manchmal runter. Ob günstigere Rohwarenpreise der alleinige Grund für niedrigere Preise sind, darf bezweifelt werden. Aktuell senkte der Marktführer auch die Preise für verschiedene Frühstücksprodukte um bis zu 10 Cent. Die Strategie der Preisstabilität und sogar Erhöhung im Jahr 2013 scheint bei Aldi zumindest zur Disposition zu stehen. Und auch der Wettbewerber kommt nicht zur Ruhe: Kurz vor Redaktionsschl uss wurde bekannt, dass Lidl alle Coca-Cola-Marken auslisten wird. Man habe sich nicht auf ein Vermarktungskonzept einigen können, sagte Coca-Cola-Sprecher Geert Harzmann.

Preisverhau, wie es ihn noch nie gab
„So viele gute Marken werden im Preis verhauen“, sagt der Handelsinsider, der namentlich nicht erwähnt werden möchte. Ein besonders schmerzhaftes Beispiele sei Hohes C (1 l) für 88 Cent bei Lidl – ein Betrag, der unter dem Discounteinstiegspreis für Orangensaft liege. Sektmarken wie Kupferberg und Rotkäppchen (2,49 beziehungsweise 2,69 Euro) waren zum Jahreswechsel zu Preisen zu haben, die den Herstellern kaum Freude bereitet haben dürften. Auch Champagner unter der 10-Euro-Marke freut die Verbraucher, dürfte dem exklusiven Image des französischen Schaumweins aber sicher schaden. Zum Jahresstart wurden folgende rekordverdächtige Preise gesichtet: 1,25 l Pepsi für 45 Cent, Iglo Fischstäbchen (15 Stück) für 1,59 Euro sowie Wagner Pizza für 1,59 Euro.