Kennen Sie die Haskap-Beere? Nein? Macht nichts, denn die EU-Kommission hat diese Frucht erst im Jahr 2019 als neuartiges Lebensmittel, sogenanntes Novel Food, offiziell zugelassen. Keine Sorge, die Beere (lat. Lonicera caerulea) stammt nicht aus dem Lebensmittellabor, sondern sie wächst ganz normal am Strauch. Zugegeben, zurzeit handelt es sich bei der Haskap-Beere noch um ein Nischenprodukt. Es gibt hierzulande erst ein paar Betriebe, die sie anbauen. Doch seit ihrer Zulassung macht sie immer mehr von sich reden.
Was hat es mit der Haskap-Beere auf sich? Beheimatet ist die mehrjährige Pflanze in Ost-Sibirien auf der Halbinsel Kamtschatka und soll erstmals im 13. Jahrhundert in Japan kultiviert worden sein. Dort erhielt sie ihren Namen: Haskap (japanisch) bedeutet übersetzt sinngemäß „Beere des ewigen Lebens und der guten Sehkraft“. Im deutschsprachigen Raum bezeichnet man sie auch als Maibeere, Honigbeere, Blaue Heckenkirsche oder Sibirische Blaubeere.
Dass sie ursprünglich aus Ost-Sibirien stammt, bringt gewisse Vorteile mit sich: Sie blüht schon im März, und Spätfröste bis circa -4 Grad Celsius können den Pflanzen nichts anhaben. Ihre Erntezeit dauert von Anfang Mai bis Juli. Außerdem warten sie mit reichlich Vitaminen, Mineralstoffen und Anthozyanen auf. Das sind sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben. Sie sollen zum Beispiel vor Zellschäden und Infektionen schützen.
Vielfach genießen
Die Früchte erntet man in der Regel von Hand. Einfacher und schneller geht es mit speziellen Maschinen, die die Sträucher schütteln und die Beeren auffangen.
Reife Exemplare erkennt man daran, dass sie sich von Hand leicht vom Strauch abzupfen lassen und eine weiche Konsistenz haben. Die dunkelblauen, länglichen, ein bis zwei Zentimeter langen Beeren haben ein dunkles Fruchtfleisch und sind kernlos. Somit sind sie auch für Kinder ideal, die keine Kerne im Obst mögen. Die Beeren schmecken sehr aromatisch süß mit leicht herber Note. Da die frisch geernteten Beeren sehr druckempfindlich sind, sollten Verbraucher sie innerhalb von ein bis zwei Tagen verzehren oder verarbeiten. Sie lassen sich gut einfrieren, und man kann daraus Fruchtaufstriche, Saft, Sirup, Essig und viele andere Produkte herstellen – wie man es von den meisten Beerenfrüchten gewohnt ist. Bleibt abzuwarten, wann es die Haskap-Beere aus der Nische herausschafft. In anderen Ländern wie in Großbritannien und Polen wird sie bereits in größerem Stil angebaut.
Multitalent Haskap-Beere
DIREKTSAFT
Der Direktsaft schmeckt pur oder mit Wasser oder anderen Säften gemischt. Man kann damit auch dem Müsli einen fruchtigen Geschmack verleihen.
FRUCHTAUFSTRICH
Der Fruchtgehalt beträgt je nach Produkt bis zu 70 Prozent. Man sollte die benötigte Menge nur mit einem sauberen Löffel oder
Messer aus dem Glas nehmen.
BALSAMICO-ESSIGZUBEREITUNG
Sie schmeckt beispielsweise nicht nur zu Feldsalat, Pflücksalat oder Caprese, sondern auch als Aperitif.
TROCKENOBST
Die getrockneten Früchte eignen sich zum Snacken und geben Joghurt und Müsli eine fruchtige Note.
Haskap-Beere – warum sie als Lebensmittel zugelassen werden musste
Laut der Novel-Food-Verordnung (Verordnung (EU) 2015/2283 über neuartige Lebensmittel) müssen alle Lebensmittel, die vor dem 15. Mai 1997 noch nicht in nennenswertem Umfang in der EU für den menschlichen Verzehr verwendet worden sind und bestimmten Lebensmittelgruppen zugeordnet werden können, umfassend gesundheitlich bewertet werden. Verbraucher sollen damit vor eventuellen Risiken geschützt werden. Auch die aus Sibirien stammende Haskap-Beere, genauer gesagt die Sorte Lonicera caerulea, musste sich dieser Bewertung unterziehen. Am 6. Januar 2019 bekam sie grünes Licht: Sie ist als Lebensmittel zugelassen und gilt als sicheres Lebensmittel. Wird die Haskap-Beere verarbeitet, muss die Zutatenliste wie folgt deklariert werden: Haskap-Beeren (Lonicera caerulea). Zu weiteren neuartigen Lebensmitteln zählen zum Beispiel auch Chiasamen und Nonisaft.