Warenverkaufskunde Obstbrände - WVK Obstbrände: Teil 3

Obstbrand ist nicht so hip wie Gin. Doch das wird dem deutschen Klassiker unter den Spirituosen mit seiner Vielfalt nicht gerecht. Ihn als Grundlage für Cocktails abseits des Mainstreams einzusetzen, ist nur eine der vielen Möglichkeiten, den Brand neu zu entdecken.

Donnerstag, 08. Dezember 2016 - Warenkunden
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Obstbrände - WVK Obstbrände: Teil 3
Deutsche Tradition

Obstbrände verbindet der gemeine Konsument vielleicht nicht in erster Linie mit Cocktails. Dafür basieren zu viele der bekanntesten Klassiker auf Wodka, Rum oder Whisky. Allerdings werden Destillate aus Obst schon seit Längerem zum Mischen verwendet. Die Geschichte beginnt in den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts, als sich deutsche Barkeeper und Barbesitzer auf den Weg nach Amerika machten.

Die Folge: Fruchtbrände, die in Kombination mit Rum, Gin, Weinbrand und Whisky als Longdrinks die Städte eroberten. Richtig interessant wurde es während des Goldenen Zeitalters der Cocktails (1920 bis 1950). Zu dieser Zeit erhielt insbesondere das Kirschwasser eine neue Rolle als Zutat für ausgefallene Drinks. Ein Beispiel ist der italienische Cocktail „Mille Misture” aus dem Jahr 1936, eine 50/50-Mischung aus Kirschwasser und Vermouth di Torino mit einem Spritzer Bitter. Aber auch in anderen Teilen der Welt wurden Obstdestillate für die Kreation neuer Cocktails genutzt: So erfanden Kubaner den „Black Jack”: eine Mischung aus kaltem Kaffee und Kirschwasser zu gleichen Teilen.

Wasser & Geist

Obstbrände sind eine deutsche Spezialität. Mit Wissen kann man hier beim Kunden punkten. Wichtig: die Unterscheidung von Original und Nachahmer.

Spirituosen aus Obst gibt es in der ganzen Welt. Und dennoch können Obstbrände als so etwas wie eine deutsche Spezialität gesehen werden. Besonders im südwestdeutschen Raum gibt es eine hohe Dichte an Obst-Brennereien. Am bekanntesten ist das Kirschwasser. Die Hochburg für solche Erzeugnisse liegt im badischen Teil des Schwarzwaldes.

Die gesetzlichen Bestimmungen für echte Obstbrände wie „Williamsbirnenbrand“, „Zwetschgenwasser“ oder „Kirschwasser“ sind eindeutig und vergleichsweise streng: Echte Brände erhalten demnach ihr Aroma und ihren Geschmack ausschließlich aus der Frucht, nach der sie benannt sind. Sie dürfen nicht aromatisiert sein, nicht verschnitten werden und müssen einen Mindestalkoholgehalt (37,5 Volumenprozent) aufweisen, dürfen also auch nicht verdünnt werden. Das Obstdestillat, das nach dem Brennen einen Alkoholgehalt zwischen 70 und 80 Volumenprozent hat, wird zunächst einige Zeit gelagert, was mehrere Monate oder auch einige Jahre dauern kann. Obstbrände, die in der Regel wasserklar sind, reifen in Behältern aus Stahl oder Steinzeug, ausnahmsweise auch im Holzfass.

Vor dem Abfüllen werden Obstdestillate mit möglichst weichem Wasser auf die gewünschte Trinkstärke, meistens zwischen 40 und 42 Volumenprozent, herabgesetzt. Laut EU-Spirituosenverordnung ist das Zuckern des fertigen Obstbrandes bis zu einem gewissen, je nach Herstellungsland unterschiedlichen, Grenzwert zulässig. Zu den „Originalen“ zählen Obstwasser und Obstbrand. Den Unterschied kann man sich gut merken, denn die Wässer werden aus Kern- und Steinobst gewonnen. Bei der Herstellung von Obstgeist dienen als Rohstoffe Beeren.

Ein genauer Blick auf das Etikett lohnt sich

Der Bundesverband der Obstverschlussbrenner klärt die Verbraucher auf, wie man einen echten Obstbrand von einem Schnaps, der die strengen Bestimmungen nicht erfüllt, unterscheiden kann. Das Wichtigste ist die Produktbezeichnung. Einen „echten“ Obstbrand erkennt man an den Endungen „-wasser“ oder „-brand“. Diese in Verbindung mit dem Namen der Frucht ist dieVerkehrsbezeichnung, z. B. Kirschwasser, Zwetschgenwasser. „Schnäpse“, müssen als „Spirituose“ bezeichnet werden. Taucht auf dem Etikett also die Angabe „Spirituose“ auf, handelt es sich nicht um einen echten Obstbrand.

Wissen checken

Wer aufmerksam gelesen hat, kann diese Fragen beantworten.

{tab=Fragen}

  1. Wie heißt ein bekannter Birnenbrand?
  2. Welchen Alkoholgehalt dürfen Obstbrände nicht überschreiten?
  3. Nenne zwei geschützte Obstbrände!

{tab=Antworten}

  1. Williams.
  2. Obstbrände dürfen nur bis zu weniger als 86 Prozent vol. destilliert werden.
  3. Schwarzwälder Kirschwasser und Fränkischer Obstler sind zwei Beispiele für eine geschützte Herkunft.

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis. Wir danken der Alfred Schladerer Alte Schwarzwälder Hausbrennerei GmbH für die zur Verfügung gestellten Informationen und Fotos. Das Buch „Bar Obst“ können Interessierte auf der Seite www.schladerer.de kostenlos herunterladen.

Bilder zum Artikel

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Bild öffnen Frische und Zustand des Obstes bestimmten die Qualität des Brandes.
Bild öffnen Beim Brennvorgang werden der Alkohol und die Aromastoffe von den anderen Stoffen der Maische getrennt.
Bild öffnen Das Glas für Obstbrand: langer Stil und bauchiger Körper.
Bild öffnen Mojito mit Waldhimbeergeist, Limonade, Limettensaft, Minze und Rohzucker.
Bild öffnen „Himbeer Smash“ mit u. a. Himbeergeist und Weißwein.
Bild öffnen Kirschwasser mit Zitronensaft und Ginger Ale: „Kirsch Buck“.
Bild öffnen „Le Fleur“: u. a. Mirabell, Vanille Likör und kernlose grüne Trauben.

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