Berufliche Netzwerke in Deutschland Xing steckt 
in der Krise

LinkedIn setzt Xing unter Druck. Auch andere Portale heizen ein. Dabei sah sich Xing erst kürzlich fast schon als Marktführer.

Mittwoch, 17. April 2024 - Social Media
Thomas Klaus
Artikelbild Xing steckt 
in der Krise
Bildquelle: Getty Images

Droht das Job-Netzwerk Xing immer mehr den Anschluss zu verlieren? Zurzeit tüftelt der Mutterkonzern New Work, übrigens zugleich Eigentümer der erfolgreichen Arbeitgeber-Plattform Kununu, an den Einzelheiten einer neuen Organisationsstruktur. Unter anderem sollen 400 der 1.600 Stellen abgeschafft werden, davon rund die Hälfte am Hauptstandort in Hamburg. Im März 2023 hatte die Welt noch anders ausgesehen. Damals hatte Xing angekündigt, das Unternehmen wolle mit seinen 1,4 Millionen Jobangeboten zum Marktführer aufsteigen. Eine Neuerung, die dazu verhelfen sollte: Auch nicht registrierte Nutzer können sich bei Xing nach Stellenangeboten umsehen.

Eindeutige Google-Trends
Als Zeichen der Konzentration auf die berufliche Orientierung anstatt auf das Netzwerken wurden im vergangenen Jahr alle Gruppen mit zum Teil mehreren Zehntausend Mitgliedern geschlossen und der Eventmarkt eingestellt.

Geholfen haben die Einschnitte anscheinend vorläufig nicht viel. Der Wert des Unternehmens sank von 2 Milliarden Euro Mitte 2019 auf knapp 300 Millionen Euro Anfang 2024.

Obwohl LinkedIn mit seinem Mutterkonzern Microsoft viel internationaler ausgerichtet ist als Xing, wird dieses Karrierenetzwerk mit US-Zentrale oft hierzulande als größte Konkurrenz wahrgenommen. Noch hat Xing in der Bundesrepublik anscheinend die Nase vorn. Zusammen mit Österreich und der Schweiz erfasste das Statistische Bundesamt für 2022 bei Xing 21,5 Millionen und bei LinkedIn 19 Millionen Nutzer. Auch die vom Digitalverband Bitkom Ende 2023 befragten Unternehmen in Deutschland vertrauten eher Xing als LinkedIn: 48 Prozent von ihnen waren auf Xing und 39 Prozent auf LinkedIn aktiv.

Allerdings ist das kein Garant für Attraktivität. Zum Beispiel belegt eine LP-Analyse der Google- Trends per Eingabe der Suchbegriffe Xing und LinkedIn ein nachlassendes Interesse an Xing und mehr Resonanz für LinkedIn über die letzten fünf Jahre hinweg. Der Report Bitkom Research zeigt ebenfalls: Anfang 2023 nutzten 25 Prozent der Befragten Linked­In aktiv, bereits ein Prozent mehr als Xing. Eine Untersuchung der Intelligence Group bestätigt für Deutschland aktuell: Von den 21.692 Befragten bevorzugen 22,9 Prozent LinkedIn. 2022 hatten nur 21,4 Prozent LinkedIn favorisiert. Xing stand 2022 mit 22,1 Prozent auf dem dritten Platz, schafft nun lediglich Platz vier mit 21,1 Prozent.

Bemerkenswert: Die Jobbörsen Indeed und Stepstone führten das Ranking an. Hier könnte also Xing ebenso wie LinkedIn eine ernsthafte Konkurrenz erwachsen. Für Jobsuchende ergeben sich zusätzliche Optionen.