Plattform X von Elon Musk „Go f*** yourself!“

Der Twitter-Nachfolger verliert immer mehr Werbekunden. Die kommen vor allem mit dem neuen politischen Wind nicht klar.

Freitag, 02. Februar 2024 - Social Media
Thomas Klaus
Artikelbild „Go f*** yourself!“
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Ende Januar verabschiedete sich auch Aldi Nord von dem Kurznachrichtendienst X (vorher Twitter). Viele weitere Unternehmen kehrten X in den vergangenen Monaten ebenfalls den Rücken, darunter aus dem LEH-Spektrum vor allem Rewe und Penny. Das Motiv bei Aldi Nord: ein angeblich viel zu lasches Vorgehen gegen Hass und Hetze im Internet, der sogenannte Hatespeech.

Threads als Alternative?
Das hat anscheinend zum großen Teil System bei X. Im Oktober 2022 wurde der Tech-Milliardär Elon Musk Eigentümer von Twitter, taufte die Plattform mit rund 5,6 Millionen Nutzern in Deutschland (so die Online-Studie von ARD und ZDF) in „X“ um und stampfte bis auf Überreste die Abteilungen gegen Hassrede und Falschinformationen ein. Musk selbst fällt auf X mit strammen Positionen der US-Rechten auf. Und er öffnete die Plattform für Rechtsextremisten, die in der Vor-Musk-Zeit von Twitter noch verbannt worden waren. Für auf X werbende Unternehmen wird es somit wahrscheinlicher, dass ihre Anzeige in einem zweifelhaften Umfeld auftaucht.

Auf der Suche nach einer möglichen Alternative gewinnt Threads aus dem Hause des Facebook- und Instagram-Mutterkonzerns Meta an Zuspruch. Das weiß zum Beispiel Daniel Rehn, Head of Executive Communications bei der Werbeagentur „Achtung!“. Er sagt LP: „Marken, die hier und jetzt den Ton passend zu ihrer Brand Personality und Community etablieren, können ganz viel gewinnen.“ Der Datenverband Bitkom sieht das ähnlich, bringt außerdem Bluesky und Mastodon als denkbaren Ausweg aus X ins Gespräch.

„Irritierendes Rebranding“
Doch der spezielle politische Kurs ist nicht der einzige Grund, der Unternehmen von X vertreibt. Das bestätigt auf LP-Anfrage Susanne Kunz, Geschäftsführerin der Organisation Wer-
bungtreibende im Markenverband (OWM): „Das Rebranding hat einen Großteil der bisherigen User und Markenverantwortlichen irritiert.“ Zahlreiche Änderungen bei Nutzungsbestimmungen und Funktionen in schneller Abfolge müssten verkraftet werden. Ein Ergebnis der Verunsicherung laut einer Bitkom-Umfrage im Herbst 2023: 36 Prozent der deutschen Firmen schalten dort weniger oder gar keine Anzeigen mehr. 21 Prozent planen den Abschied von X beziehungsweise denken zurzeit intensiv darüber nach.

Die sinkenden Werbeeinnahmen dürften Elon Musk durchaus wehtun. Er selbst bestätigt 50 Prozent weniger Umsatz seit seinem Einstieg bei Twitter. Offiziell hat er für die abspringenden Werbekunden allerdings nur einen einzigen verächtlichen Kommentar übrig: „Go f*** yourself!“