Wenn es draußen regnerisch und ungemütlich ist, reibt sich Markus Kelterbaum die Hände. Denn dann verweilen erst recht viele Pendler in seinem neuen Rewe-Markt, um auf Bus und Bahn zu warten. Mit einem heißen Kaffee und einem leckeren Snack aus der Bistrotheke können sie sich an den Stehtischen gut die Zeit vertreiben.
Auf die Bistrotheke im Holzdesign ist Markus Kelterbaum sichtlich stolz. Das kann er auch, denn die Burger mit selbst gemachten Pattys, belegten Baguettes, Würstchen & Co. präsentieren sich appetitlich. Damit erzielt er bisher 7 Prozent des gesamten Umsatzes. Auch Backwaren in der Baked-off-Station, Getränke, frische Salate in der Salatbar sowie gekühlte Fertiggerichte laden zum Kauf ein. Wer mehr einkaufen möchte, fährt mit der Rolltreppe oder dem Fahrstuhl in den Supermarkt auf der unteren Etage. Eigentlich sollte hier schon längst ein weiterer Eingang von der U-Bahn-Station direkt in den Markt führen. Doch das dauert länger als erwartet. Typisch Köln …
Anderer Markt, anders planen
Der erfahrene Rewe-Kaufmann hat mit seinem Bruder Dominic, der diese Filiale leitet, ein ganz anderes Konzept als für die zwei anderen Märkte geplant. Da es hier keine Parkplätze gibt, macht auch niemand einen großen Wocheneinkauf. „Mir ist es wichtig, den Kunden trotzdem ein breites Sortiment für Produkte des täglichen Bedarfs zu bieten“, sagt Markus Kelterbaum. Bedientheken für Fleisch, Wurst und Käse sowie Truhen fielen allerdings dem Rotstift zum Opfer. Dafür war kein Platz. Und die Theken sind zu personalintensiv.
In dem Markt kaufen vor allem Pendler, junge Menschen sowie Berufstätige ein, die in den umliegenden Büros und Geschäften arbeiten. Abends deckt man sich gerne mit Knabberartikeln und (alkoholischen) Getränken ein. Darauf war Kelterbaum vorbereitet und hat vergleichsweise viel Fläche dafür eingeplant. Für Knabberartikel sind es allein 14 Meter.
Rewe Kelterbaum - Modern und historisch
Großbaustelle, Autos, Busse und U-Bahn – lebhaft geht es zu am Rudolfplatz in Köln. Und Parkplätze? Mangelware. Als die Rewe den Markt während der Neubauphase in die Selbstständigkeit führen wollte, bewarb sich Markus Kelterbaum und bekam den Zuschlag. Viele Erfahrungen, die er mit seinen ländlich gelegenen Märkten in Bonn und Troisdorf gemacht hatte, konnte er auf dieses Projekt nicht übertragen.Seit Anfang März ist der Markt am Start. Im Erdgeschoss bietet er Speisen und Getränke to go, der Supermarkt befindet sich in der unteren Etage. Interessant: Während der Bauphase kam ein Teil der alten Stadtmauer zum Vorschein, die Kelterbaum dekorativ integriert hat.
Aus Erfahrung lernt man
Gut laufen die typischen Trend-Sortimente, wie Veggie- und Vegan-Produkte, Convenience-Artikel, Milchalternativen, Proteinriegel und -shakes sowie Bioartikel in unterschiedlichen Segmenten. Obwohl dafür ebenfalls bereits viel Platz vorgesehen war, reicht er – vor allem für vegetarische und vegane Sortimente – jetzt schon nicht mehr aus. SB-Fleisch sowie -Wurst werden dagegen wenig nachgefragt.
Auch manche Gemüsearten, wie Wirsing oder Rote Bete, kaufen die Kunden kaum. „Die kennen die Städter nicht. Wir lernen somit gerade, wie unsere Kunden ticken“, sagt der Kaufmann und resümiert: „In der Sortimentsgestaltung müssen wir sicherlich nachjustieren. Aber damit haben wir gerechnet. Erfahrung macht eben klug.“
Rewe Kelterbaum, Rudolfplatz 9, 50674 Köln
qm Verkaufsfläche, plus 190 qm im EG (To-go-Bereich)
Mitarbeiter
Artikel
Euro Durchschnittsbon , in den ersten zwei Wochen nach Eröffnung
Kassen, davon 5 Self-scanning-Kassen, plus 2 an der Bistrotheke
Uhr geöffnet
Selbstinvestition + 1 Million Euro durch die Rewe
3 Fragen an
Was hatte Sie dazu bewegt, den Rewe-Markt am Rudolfplatz zu übernehmen?
Ich hatte einfach Lust auf etwas Neues. Einen Markt über zwei Etagen in einer Citylage zu konzipieren, war für mich eine spannende Herausforderung.
Welche erste Zwischenbilanz ziehen Sie gut zwei Wochen nach der Eröffnung?
Im Nachhinein hätte ich mit der Eröffnung gewartet, bis der geplante zweite Eingang von der U-Bahn-Station zu unserem Supermarkt im Untergeschoss fertiggestellt ist. Das dauert leider länger als erwartet. Als einen Tag nach der Eröffnung die Verkehrsbetriebe streikten, fehlten uns viele Pendler als Kunden, sodass wir Lebensmittel mit kurzem MHD an die Tafel abgegeben haben. Diesen Faktor habe ich unterschätzt.
Was steht als Nächstes für Sie an?
Wir müssen noch mehr im Social-Media-Bereich tun. Dafür planen wir ein Foto‧shooting für einen virtuellen Marktrundgang. Um noch mehr Kunden auf den Markt aufmerksam zu machen, wollen wir im Umkreis des Marktes Gutscheine für ein kostenloses Heißgetränk verteilen. Im To-go-Bereich bieten wir in Kürze eine Ananas-Schneidemaschine an. Und auf der ehemaligen Stadtmauer im Untergeschoss sollen Infotafeln auf deren Geschichte hinweisen.