Bis zum 24. Februar lief alles super. Jetzt muss Inhaber Pascal Gerdes umsteuern.
Auf einen Schlag war alles anders. Dabei funktionierte der neu eröffnete Markt der Familie Gerdes vorher richtig gut: der Markt selbst optisch ein Schmuckstück, die Mitarbeiter motiviert. Die Kunden nahmen weite Anfahrtswege in Kauf, das Einzugsgebiet erstreckte sich über einen Radius von bis zu 25 Kilometern. Und dann hat Putin die Ukraine angegriffen. Unter den Folgen des Krieges leiden alle, Händler, Produzenten, Verbraucher. Pascal Gerdes fasst die Auswirkungen für sein Geschäft so zusammen: „Die Kosten steigen, der Umsatz sinkt.“
qmVerkaufsfläche plus 1.000 qm Trinkgut-Getränkemarkt.
Mio. Euro Umsatz im ersten Geschäftsjahr angepeilt (plus 2 Mio. im Getränkemarkt)
Mio. Euro Umsatz im ersten Geschäftsjahr erzielt (plus 3 Mio. im Getränkemarkt)
Mitarbeiter umgerechnet auf Vollzeit (plus 7 im Getränkemarkt)
Preiswahrnehmung ändert sich
Von heute auf morgen haben die Verbraucher auf die gestiegenen Spritkosten reagiert. Diejenigen, die am Wochenende zum Erlebnis-Einkauf von weiter weg anreisten, fehlen jetzt zum Teil. Dafür kaufen mehr Kunden aus dem Nahbereich ein, das beschert Wachstum unter der Woche.
Ein weiterer Punkt treibt den Inhaber um: Wer die prachtvolle Mall und den geschmackvoll gestalteten Lebensmittelmarkt betritt, könnte leicht assoziieren, dass der „Markt eine Apotheke ist“. Dabei bietet er natürlich auch das breite Edeka-Sortiment im Preiseinstieg. Deshalb platziert Gerdes im Hauptgang an jeder Ecke die Artikel aus der Werbung und setzt weiter verstärkt auf den Handzettel. In Blickhöhe finden nun zudem günstigere Produkte Platz, die zuvor zwei Reihen tiefer im Regal standen.
Das E-Center hat rund ums Jahr einen hohen Promi-Faktor. Es liegt direkt gegenüber der neuen Zentrale der Edeka Rhein-Ruhr. Nicht nur die Mitarbeiter dieser Regionalgesellschaft gehen im Markt ein und aus, auch die Führungskräfte der nationalen Ebene sind sehr häufig zu Besuch. Der Markt und insbesondere die Mitarbeiter stehen also ständig unter Beobachtung. Daran ist Gerdes gewöhnt, sein Schwiegervater Wolfgang Nottebohm war lange in leitenden Edeka-Funktionen tätig, bevor er im Sommer in den Ruhestand gewechselt ist.
Bistro bietet Platz für 100 Gäste
Die Unternehmerfamilie hat ihr Gastronomiekonzept unter anderem auf die Belegschaft der Zentrale ausgerichtet. Die Mitarbeiter können – wie alle anderen Kunden – bei der Bäckerei Büsch frühstücken oder sich im Markt-Bistro der Vorkassenzone mittags zum Beispiel eine Pizza gönnen. Eine aus dem Steinofen mit selbst hergestelltem Teig, versteht sich.
Allerdings konkurriert das groß angelegte Bistro mit italienischem Einschlag („Cucina alla Mamma“) mit der Edeka-Kantine. In Zeiten, wo der Geldbeutel schmaler wird, geht manch einer lieber in die subventionierte Kantine essen. Pascal Gerdes plant deshalb, mehr Gerichte „to go“ anzubieten und das Angebot preislich insgesamt günstiger zu gestalten.
Edeka Frische Center Gerdes, Edeka Platz 12, 47445 Moers
weitere Fakten:
Frische-Center
- Durchschnittsbon 29,58 Euro
- Sortiment: 35.000 Artikel
- 300 Parkplätze
Getränkemarkt
- Durchschnittsbon 18,49 Euro
- Sortiment: 4.000 Artikel
- 200 Parkplätze
3 Fragen an
Pascal Gerdes
Hingucker und Highlights: Der Markt begeistert Architekten. Woher die Ideen stammen.
Was ist das Highlight hier bei Ihnen im Markt?
Pascal Gerdes: Wir haben hier in Moers einen einzigartigen Markt hingesetzt, was die Ladengestaltung angeht. Ein Auftrag über Generationen hinweg: Meine Mutter hat vor 20 Jahren mit der Planung begonnen, ich durfte die Umsetzung mit zu Ende führen.
Ein Beispiel für das Besondere ist Ihre offene Käsetheke. Wo haben Sie sich Anregungen für ihre außergewöhnlichen Elemente geholt?
Wir haben uns querbeet Lebensmittelhändler angeschaut, aber auch gastronomische Betriebe, Möbelhäuser, Hotels, und das auch länderübergreifend.
Der Markt ist ein Jahr am Netz. Worauf sind Sie besonders stolz?
Wir sind in Bezug auf den Umsatz deutlich über den Erwartungen gestartet. Das zeigt, dass wir den Kunden vom Start weg gut abgeholt haben. Erfolgreich ist außerdem unsere Personalpolitik. Bis auf eine Handvoll Mitarbeiter, die aus eige‧nen Reihen kommen, haben wir die meisten von außen dazu geholt. Es ist schon eine Herausforderung, 80 Charak‧tere unter einen Hut zu bringen. Obwohl wir im gesamten Unternehmen nun fast 200 Menschen beschäftigen, haben wir uns nach meinem Gefühl das familiäre Miteinander bewahrt.