Remstal Markt, Weinstadt Kunden und Mitarbeiter im Blick

Preisträger „Supermarkt des Jahres 2022“ bei den großen Selbstständigen: der Remstal-Markt in Weinstadt. Inhaber Rocco Capurso setzt voll auf Frische in Bedienung. Er hat ausreichend Personal, weil er seinen Mitarbeitern mehr bietet als die meisten Wettbewerber.

Dienstag, 14. Juni 2022 - Ladenreportagen
Heidrun Mittler
Artikelbild Kunden und Mitarbeiter im Blick
Deckel drauf! Dann bleiben die Kräuter länger frisch. Die Ware wird auch in der Schnippelküche genutzt, wo man 20 Salatvariationen herstellt.
Bildquelle: Mirco Moskopp

Eine Karriere wie aus dem Bilderbuch: Mit 14 Jahren hat Rocco Capurso Leergut sortiert. Als er bei Jörg Hieber im damals neu eröffneten Markt in Lörrach die Ausbildung begonnen hat, war er 15 – und hatte vor allem Fußball im Kopf. Doch dann hat er einen Karriereschritt nach dem anderen bei den Hiebers gemacht, zuletzt war er dort Chef in seinem alten Ausbildungsbetrieb.

Eine Woche vor seinem 40. Geburtstag hat der Mann mit italienischen Wurzeln den nächsten Schritt getan: 2015 wurde er Eigentümer des Remstal-Marktes Mack in Weinstadt.

Der gut funktionierende Markt im Speckgürtel von Stuttgart hatte schon zuvor voll auf Bedienung gesetzt. Als neuer Inhaber hat Capurso die Theken noch einmal verstärkt in den Fokus gerückt: Die Fleisch- und Wursttheke misst schon 20 Meter und beschäftigt allein sieben ausgebildete Metzger. Die sieben Käsedamen können locker mithalten, sie toben sich auf 15 Metern plus einem Showroom aus und haben 350 Sorten im Angebot.

Die elf Meter lange Fischtheke wird sechsmal pro Woche beliefert, die fünf Mitarbeiter räuchern heimische Ware und verkaufen ebenso gern exotische Fische.
Ungewöhnlich ist weiter die Obst- und Gemüse-Abteilung in Bedienung: Sie ist bestückt mit tagesfrischer Ware vom Stuttgarter Großmarkt. Fachkundiges Personal rund um Bereichsleiterin Angelika Kaiser sorgt dafür, dass die Abteilung eine „plastikfreie Zone“ ist. Nicht zu vergessen die „Centeria“, ein Gastronomiebereich, in dem mehrere Köche arbeiten und frisch sowie abwechslungsreich kochen.

Wie er es schafft, die Bedienungstheken mit Fachpersonal zu besetzen? „Ich zahle seit 2016 einen Mindestlohn von 13 Euro pro Stunde“, antwortet der Unternehmer. Außerdem zieht er die 5-Tage-Woche durch, „der sechste Tag in einer Woche muss bei mir angemeldet werden“.

Die Konsequenz: Der Schwabe erhält jeden Monat 50 bis 60 Bewerbungen, er kann also aus dem Vollen schöpfen. Natürlich unternimmt er auch eine Menge, damit die Mitarbeiter gern arbeiten und seinem Unternehmen (insgesamt betreibt Capurso zwei Märkte) treu bleiben. Das beginnt bei einem Personalrabatt in Höhe von 4 Prozent, geht über einen Geburtstags-Gutschein, Urlaubs- und Weihnachtsgeld weiter und hört bei regelmäßigen Feedback-Gesprächen noch nicht auf. Als während der Pandemie die Gastronomie schließen musste, durften die Mitarbeiter in einem benachbarten Restaurant zu Mittag essen, das Tagesessen wurde subventioniert. Angesagt sind auch die Betriebsfeste, Skiausflüge, Floßfahrten – und ganz besonders die Fahrten auf den Großmarkt in Paris, wo man nachts ausgefallene Ware aussucht, die am nächsten Tag schon in Weinstadt angeliefert wird.

Eine Ausbilderin kümmert sich um die derzeit zwölf Azubis, drei duale Studenten bekommen an der DHBW Heilbronn ihr Rüstzeug im Fach „BWL-Food Management“.

„Die höchste Ausbildungsstufe“
Weiterbildung steht ganz oben auf Capursos Zielen – „wir suchen immer die höchste Ausbildungsstufe“, wie eine Käse-Sommelière oder einen Schinken-Cortador. Im Gegenzug freut sich der Unternehmer über tolle Theken, viele selbst hergestellte Produkte (von Brotaufstrich über Salate und Smoothies bis zu Rinderfond) und geringe Abschriften (nur 0,3 Prozent). Ein gutes Betriebsklima und Beschäftigte, die teils schon lange im Unternehmen sind. Einen funktionierenden Lieferservice im Radius von 50 Kilometern (Kunden bestellen bis elf Uhr, ausgeliefert wird am gleichen Tag). Und, wenn nicht gerade Corona alles lahmlegt: Genuss-Abende – mit 500 Kunden.

Capurso genießt den Erfolg und „arbeitet täglich daran, besser zu werden“. Das gibt er auch der nächsten Generation weiter, sein Sohn Luca wirkt bereits im Geschäft mit.

Schnell gelesen

Remstal-Markt Mack, Strümpfelbacher Str. 11, 71384 Weinstadt

  • Den nur 1.700 Quadratmeter großen Markt besuchen 15.000 Kunden pro Woche.
  • Inhaber Rocco Capurso setzt voll auf Bedienung, zum Beispiel eine zehn Meter lange Fleisch- und zehn Meter lange Wursttheke.
  • Der Markt bietet einen Abhol- und Lieferservice im Radius von 50 Kilometern an. Lieferungen: mehr als 600.000 Euro Umsatz pro Woche.
  • Mindestlohn seit 2016: 13 Euro pro Stunde.

Fakten im Focus

  • 1.700 qm Verkaufsfläche
  • 128 Mitarbeiter im Markt, darunter 12 Azubis
  • 37.000 Artikel
  • 25,3 Mio. Euro Jahresumsatz
  • 37,40 Euro Durchschnittsbon
  • von montags bis freitags, 8 - 20 Uhr; samstags ab 7.30 Uhr

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Angelika Kaiser und Said al Kadir bedienen die Kunden bei Obst und Gemüse – mit Ware vom Stuttgarter Großmarkt.
Bild öffnen Deckel drauf! Dann bleiben die Kräuter länger frisch. Die Ware wird auch in der Schnippelküche genutzt, wo man 20 Salatvariationen herstellt.
Bild öffnen Gsälz (Schwäbisch für: süßer Brotaufstrich), vom Team gekocht.
Bild öffnen Andreas Kettner mixt Smoothies. Dabei kann er auch Ware verarbeiten, die äußerlich einen Makel hat.
Bild öffnen Der italienische Schwabe: Rocco Capurso vereint Freude an Genuss und Geschäftssinn.
Bild öffnen Exoten aus dem Meer: Ute Strähle präsentiert mit Freude einen Papageifisch.
Bild öffnen Gut bedacht vom Moos: Georgia Vervantidu (v.) und Simone Jungmann an der Kasse.
Bild öffnen Susanne Bousch-Zouhar will den Wildblumenkäse gleich teilen.
Bild öffnen Ein Augen- und Gaumenschmaus: die veredelten Käse.
Bild öffnen 60 Prozent der Weine kommen von Winzern aus dem Remstal.

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