Friedenau ist eine ruhige, bürgerliche, zentrale Wohngegend mit Villen, Gründerzeithäusern und großzügigen Plätzen. Friedenau ist der Stadtteil mit den wohl hübschesten Altbauten Berlins. Es gibt aber auch Neues. In einem dieser neuen Hochhäuser befindet sich der alte, neue Markt von Peter Görse, seinem Sohn Sören und Ingo Meichsner. Hochmodern, kontrastreich, und doch fügt sich das Gebäude harmonisch in den Kiez ein. Der Markt ist nach knapp zwei Jahren an seinen alten Standort zurückgekehrt, darüber fünf Etagen mit Wohnungen – alles Eigentum. Kaufpreis: 6.000 Euro der Quadratmeter. Noch nicht bezugsfertig, aber längst verkauft. Doch wie auch die Neubauten muss der Kunde sich die Altbauten mit den hübschen Jugendstilfassaden leisten können. In Friedenau ist das Bildungsbürgertum zu Hause, die können das, und die leisten sich auch gute Lebensmittel, die es nun wieder im Supermarkt um die Ecke gibt.
Auf die inneren Werte kommt es an
Außenplatzierungen, Werbung an den Schaufenstern oder Markisen: Fehlanzeige. Das ist den Eigentümern vom Stadtbaurat untersagt worden. Lediglich das Firmenschild über dem Eingang und Fahrradständer sind erlaubt. Doch ein Blick durch die bodentiefen Fenster im Eingangs- und Verweilbereich reicht, um Kunden ins Innere zu locken. Kaum hat der Kunde den Markt betreten, wird er von einem Farbkonzept überrascht, dass er bei den Blau-Gelben nicht für möglich gehalten hätte. Die behaglichen grünen Farben heißen bei „Schöner Wohnen“ Seegrün und Talismangrün und sind kombiniert mit Petrol Dream.
Die Farben zieren nicht nur Wände. Auch Accessoires wie die Kissen auf der Bank sind mehr als Dekoration, sie beeinflussen das Wohlbefinden. Farben erzeugen Atmosphäre und Stimmung. Dazu das klassische Schwarz der hohen Decken und das helle Grau der Steinfußböden. In der Summe eine gelungene Komposition der Raumgestaltung: beruhigend und anregend. Das Lichtkonzept, speziell in Café und Bedienung, mit den Kupferlampen, passt dazu. Die Regale in schlichtem Schwarz und das helle Holz an den Gondelköpfen sorgen für Kontrast und setzen Akzente. Klares Fazit: Das Ladenkonzept ist edel und wertig.
Gut durchdacht und kombiniert
800 Quadratmeter Verkaufsfläche und die Ansprüche eines Vollsortimenters in Einklang zu bringen, war für die Betreiber eine sportliche Aufgabe, die gut gelungen ist. Kaum hat der Kunde einen Schritt auf den Loop gemacht, wird er schon zum Innehalten verführt. Je nachdem, wo seine Präferenzen liegen, blickt er nach rechts oder links. Rechts eine große Truhe mit Food-to-go-Angeboten. Gefolgt vom Café mit verschiedenen Sitzoptionen, inklusive Windowboard. Auch die Kuchentheke ist ein Highlight, viele Artikel stammen aus der Wiener Konditorei am Roseneck. Wer sich zu den Kaffeeliebhabern zählt, wird belohnt: entweder mit einem Espresso oder einer anderen Kaffeespezialität für sofort oder mit den vor Ort gerösteten verschiedenen Kaffees für den heimischen Genuss.
Für den schnellen Hunger sind Pizzen und Burger erhältlich – keine Hausmannskost wie gewohnt bei Görse & Meichsner. Ein Spagat, schließlich kommen doch die 1.000 Schüler der nahe gelegenen Schule täglich in „ihre Kantine“. Auf der linken Seite dann die kleine, feine, gut sortierte Obst- und Gemüseabteilung und der allseits bekannte Sushi- Stand. Auf diesen wollten die Inhaber nicht verzichten, und so musste der Anbieter den kleinsten Sushi- Stand Deutschlands entwickeln und bauen. Auf den neun Quadratmetern Fläche ist die komplette Su-shi-Range erhältlich.
Rechts vor der Kühlstrecke befindet sich das WC. Kunden von morgen werden es lieben, denn neben den normalen Örtlichkeiten befindet sich ein Kinder-WC wie in einer Kita. Weiter geht es auf dem Loop durch den SB-Bereich mit den verschiedenen Warengruppen. Hier und da wird deutlich, wie sehr der Markt auf die junge Zielgruppe eingestellt ist, aber auch, wie der Markt zu regionalen Produkten steht. Gegenüber dem Eingang findet der Kunde den Leergutautomaten. Rechts daneben – kundenfreundlich – ein Handwaschbecken.
Fast auf der Zielgeraden
Dann noch ein Highlight: die Frischetheken für Käse, Wurst und Fleisch. Schon von Weitem geraten sie ins Blickfeld der Kunden, dafür sorgen Farben, Materialien und die Ausstattung. Steht der Kunde direkt davor, lenkt seinen Blick jedoch nichts mehr von all den leckeren Artikeln ab. Auf der Zielgeraden zum Check-out geht es an den verglasten Tiefkühlschränken vorbei. Sie tragen keine Mainstream-Beschilde‧rung, sondern eine winterlich schweizerische Berglandschaft, die bildlich auf die darunter befindlichen Produkte hinweist. Erfrischend anders, genau wie die Schilder mit den Bezeichnungen auf den Regalgondeln und die liebevoll gestalteten Tafeln, die auf Produkte hinweisen. Dann ist der Kunde am Check-out angelangt. Warum es keine SCO-Kassen gibt, erklärt Peter Görse so: „Die hatten wir geplant und auch bestellt, doch wir haben uns an die Empfehlung der Schulrektorin gehalten.“ Diese meinte: „… und führe uns nicht in Versuchung.“ So gibt es klassische Kassen mit persönlichem Kontakt – das passt auch viel besser zum Standort.
Schnell gelesen
Edeka Görse & Meichsner, Handjerystr. 98-99, 12159 Berlin
- außergewöhnliches, angenehm warmes Farbkonzept
- lichtdurchfluteter Sitzbereich, abgeschirmt vom Kundenlauf
- Wohlfühlatmosphäre durch ein aufeinander abgestimmtes Konzept aus Farben, Materialien, Mobiliar und Kundenleitsystem
- Highlights wie Kuchen und Torten aus der Tortenmanufaktur des Wiener Cafés, Kaffee aus eigener Röstung, kleinster SushiStand Deutschlands, Kräuter der
Kräuterfarm Goodbang
Fakten im Focus
- 800 qm Verkaufsfläche
- 30 Mitarbeiter im Markt, darunter 2 Azubis
- über 20.000 Artikel
- 6 Kassen, davon 2 Express-Kassen für den schnellen Einkauf
- 11 Millionen Euro Planumsatz (alter Markt 8,5 Mio. Ist)
- Bedienung Backwaren, Fleisch, Wurst, Käse