Edeka Ueltzhöfer Wie sich Heimat anfühlt

Familie Ueltzhöfer zeigt in ihrem neuen Edeka-Markt in Untergruppenbach bei Heilbronn, wie man möglichst viele Artikel auf verhältnismäßig kleiner Fläche anbietet. Vor allem Produkte aus der Region werden in Szene gesetzt.

Freitag, 09. Oktober 2020 - Ladenreportagen
Sonja Plachetta
Artikelbild Wie sich Heimat anfühlt
Prokurist Florian Ueltzhöfer (l.) und Marktleiter Veton Ramaj wollen künftig 10.000 Kunden pro Woche in den Markt locken.
Bildquelle: Alexander Münch

Der neue Edeka-Markt von Familie Ueltzhöfer in Untergruppenbach bei Heilbronn hat eine Verkaufsfläche von „nur“ 1.500 Quadratmetern, aber eine Bier-Auswahl wie ein E-Center. Dabei ist die Getränkeabteilung überschaubar groß, nur die 30 beliebtesten Biere gibt es in Kisten. Zusätzlich bietet die Familie aber rund 150 weitere Sorten in Kisten über ein Bier-Terminal an. Die Kunden klicken auf einem Display die gewünschte Variante an, erhalten einen Code und können ihren Einkauf fortsetzen. Derweil bekommt ein Mitarbeiter die Bestellung übermittelt und holt die Kiste im Lager, sodass sie wenige Minuten später bereitsteht. Pro Woche wird das bisher bis zu 70-mal genutzt.

Prokurist Florian Ueltzhöfer, der für die Planung des Ladens verantwortlich zeichnet, war es wichtig, möglichst viel Sortiment unterzubringen. So wird die komplette Tiefkühlkost in Schränken angeboten, sogar das Impulseis. Auch vorgeschnittenes Obst liegt statt in einer Truhe im Wandkühlregal. Insgesamt sorgen in der gesamten Obst- und Gemüseabteilung dreistufige Regale für eine üppige Warenpräsentation.

Ein anderes Beispiel für die Warenfülle ist die Käseabteilung. Die Käsetheke hat zwar einen Bio-Block, ist mit 2,5 Metern aber überschaubar. Dafür gibt es nebenan eine große Auswahl an hochwertigem Prepack-Käse, sodass die Kunden insgesamt etwa 200 Käsesorten vorfinden.

Enorm viel Frische
„Für die Größe bieten wir enorm viel Frische“, sagt Ueltzhöfer zufrieden. Der Markt führe knapp 20.000 Artikel – nur 10.000 weniger als ihr Markt am Heilbronner Südbahnhof, obwohl der mit 2.400 Quadratmetern deutlich mehr Fläche habe.

Ob das der Grund ist, warum Lidl vor der Eröffnung des Ueltzhöfer-Marktes im Juli exklusiv für die Filiale in Untergruppenbach zusätzliche Rabatte ausgelobt hat? Ueltzhöfer bleibt da gelassen: „An sich ist es ja eine Ehre, wenn Lidl uns so viel Bedeutung zumisst.“ Auf einen Preiskampf will sich die Familie gleichwohl nicht einlassen. „Wir bieten mit den ,Gut und Günstig‘-Produkten die gleiche Qualität im Preiseinstieg wie Lidl“, sagt Ueltzhöfer. „Aber wir gehen nicht über den Preis. Die Produkte sind immer ihren Preis wert.“

Hochwertiges darf mehr kosten
Marktleiter Veton Ramaj, der seit 15 Jahren im Unternehmen arbeitet, und seinen 43 Mitarbeitern kommt die Aufgabe zu, den Kunden in Untergruppenbach, die Edeka Ueltzhöfer noch nicht so gut kennen, die gewohnte Qualität und bewährte Stärken nahezubringen. „Wir erklären unseren Kunden, was faire Partnerschaft zu regionalen Erzeugern bedeutet und auch, warum das ein oder andere auch mal etwas mehr kostet“, sagt Ramaj. Bisher habe es nur die Lidl-Filiale gegeben, die Einwohner müssten sich umgewöhnen. „Bei den Leuten spricht es sich aber sehr schnell herum, dass wir hochwertige Produkte aus der Region führen“, hat Ramaj festgestellt.

Übers Jahr beziehen die Ueltzhöfers Ware von mehr als 100 regionalen Lieferanten. Und sie unterstützen die Produzenten auch. Beispiel Eier-Produzent. „Sein zweites Hühnermobil haben wir finanziert und somit geholfen, eine kleine Existenz aufzubauen“, sagt Florian Ueltzhöfer. Diese Eier tragen, wie rund 20 weitere hochwertige Produkte aus der Region, zusätzlich das Ueltzhöfer-Logo. Eine konkrete Regionalitätsdefinition gibt es jedoch nicht. „Heimat ist eher ein Gefühl als eine konkrete Ortsbeschreibung“, sagt der Prokurist, also eher Richtung Hohenlohe, Zabergäu, das „Heilbronner Land“ und Schwäbisch Hall. „Die Kunden vertrauen uns, wenn wir sagen, das ist regional.“

Eine weitere Besonderheit sind die Kuechenwerk-Kreationen, vom hauseigenen Koch Markus Reinauer zubereitete Gerichte im Weckglas. Pro Woche werden in allen sechs Märkten etwa 200 Gläser verkauft. Der Renner sind die Rinder-Maultaschen. Sie enthalten, wie alle Fleischgerichte, ausschließlich Fleisch vom Limpurger Weideochsen. Alle zwei Wochen werden zwei Tiere für die Ueltzhöfers geschlachtet und komplett verwertet. In der Theke werden die Edelteile hervorgehoben. Das Kuechenwerk-Angebot soll ausgebaut werden. Geplant sind als Nächstes Wildgerichte. Zudem entsteht am Hauptsitz des Unternehmens in Sontheim eine Kuechenwerk-Eventlocation, in der Reinauer mit Kunden kochen wird.

Dort, in Sontheim, eröffnet Ende November übrigens auch ein eigener Ueltzhöfer-Bioladen, die Bioruebe. Doch auch in den Edeka-Märkten bietet die Familie viel Bio-Ware an. Darunter sind auch Marken aus dem Fachhandel, zum Beispiel die Molkerei Schrozberger. Der Bio-Anteil in Untergruppenbach liegt bei circa zehn Prozent. Es gibt dort, wie bereits in zwei anderen Märkten der Familie, außerdem eine Unverpackt-Station mit 71 Artikeln. „Dort funktioniert nur, was auch im Markt gut geht, etwa Reis, Nüsse, Nudeln. Aber Physalis laufen nicht“, nennt Ueltzhöfer Beispiele.

Das Ueltzhöfer-Motto „Mein Lebensmittel-Punkt – regional, ökologisch, authentisch“ bezieht sich jedoch nicht nur auf das Sortiment, es spiegelt sich auch im Ladenbau wider. „Wir spielen hier das Thema Bienen und Waben“, unterstreicht der Prokurist. Zudem stehen vor dem Markt vier Bienenvölker und ein Insektenhotel auf einer Fettwiese.

Zehn Millionen Euro sind das Ziel
Künftig will die Familie 10.000 Kunden pro Woche in den Laden locken und mittelfristig einen Jahresumsatz von zehn Millionen Euro erreichen. „Wir wollen in Untergruppenbach der Nahversorger Nummer eins sein“, sagt Florian Ueltzhöfer. Das klingt dann doch ein wenig wie eine Kampfansage an Lidl.

Fakten im Fokus

1.500 qm Verkaufsfläche
44 Mitarbeiter
20.000 gelistete Artikel
ca. 10 Prozent Bio-Anteil
10 Mio. Euro mittelfristiges Umsatzziel
von montags bis samstags 7 - 21 Uhr


Schnell gelesen
Edeka Ueltzhöfer, Mühlweg 20, 74199 Untergruppenbach

  • In ihrem sechsten Markt kann die Kaufmannsfamilie dank cleverer Platzierungen auf kleiner Fläche besonders viel Ware zeigen.
  • Eine Besonderheit ist das Bier-Terminal, an dem Kunden rund 150 Biersorten in Kisten bestellen können, die nach wenigen Minuten aus dem Lager gebracht werden.
  • Ein Schwerpunkt liegt auf regionalen Produkten. Artikel von mehr als 100 Lieferanten aus der Region stehen zur Auswahl.
  • Der Bio-Anteil liegt bei rund zehn Prozent. Im Angebot sind auch Fachhandelsmarken.

 

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Tageslicht, hohe Decke, breite Gänge, viel Holz: Die Einkaufsatmosphäre ist angenehm.
Bild öffnen Prokurist Florian Ueltzhöfer (l.) und Marktleiter Veton Ramaj wollen künftig 10.000 Kunden pro Woche in den Markt locken.
Bild öffnen Eigenkreationen im Weckglas: Koch Markus Reinauer verarbeitet für die Kuechenwerk-Gerichte nur Fleisch vom Limpurger Weidenochsen.
Bild öffnen Mit dem Bier-Terminal vergrößern die Ueltzhöfers die Auswahl: Die Kunden können 150 Sorten in Kisten bestellen, die kurz darauf aus dem Lager gebracht werden.
Bild öffnen In der geräumigen Kassenzone gibt es auch vier SCO-Kassen, zwei mit Barzahlung und zwei ohne.
Bild öffnen 71 Artikel können sich die Kunden an der Unverpackt-Station selbst abfüllen. Vor allem Reis, Nudeln und Nüsse laufen gut.
Bild öffnen Der regionale Gin hat einen festen Platz im mit Gin-Varianten prall gefüllten Regal.
Bild öffnen Das Motto „Mein Lebensmittel-Punkt – regional, ökologisch, authentisch“ spiegelt sich auch im Ladenbau.
Bild öffnen Zwar ist die Käsetheke nur 2,5 Meter lang, dafür gibt es aber daneben jede Menge hochwertigen Prepack-Käse.
Bild öffnen Die Edelstücke werden an der Fleischtheke in einer dreistöckigen Glasvitrine präsentiert.
Bild öffnen Die Weinabteilung hat laut Florian Ueltzhöfer einen Weinkellercharakter. Ein Hingucker sind die Weinflaschen mit LED-Spulen darüber.
Bild öffnen Die Familie spielt an dem Standort das Thema Bienen und Waben – im Markt und auch davor. Vier Bienenvölker stehen auf einer Fettwiese.
Bild öffnen Platzsparende Warenpräsentation: Selbst Impulseis wird statt in einer Truhe in einem Schrank angeboten.
Bild öffnen Bio-Eier aus dem Hühnermobil haben ihren Preis. Die Kunden zahlen ihn.
Bild öffnen Regionale Produkte werden wie hier an der Wursttheke besonders in Szene gesetzt.

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