Interview mit Lionel Souque - Rewe „Die Zentrale flankt, das Marktteam schießt das Tor“ - „To go”-Läden, Temma, Toom

Die Rewe bietet ihren Kunden eine Vielfalt an Formaten. Vorstand Lionel Souque über Erfolg und Schwierigkeiten der verschiedenen Vertriebslinien.

Montag, 11. März 2013 - Management
Susanne Klopsch
Artikelbild „Die Zentrale flankt, das Marktteam schießt das Tor“ - „To go”-Läden, Temma, Toom
Bildquelle: Mugrauer

Welche Bedeutung kommt Convenience-Artikeln zu?
Im Vergleich zu England oder Holland hinkt Deutschland hier noch hinterher. Aber schon allein wegen der demografischen Entwicklung, der steigenden Anzahl an Single-Haushalten, wird Convenience immer interessanter. Darauf ist unser „To go“-Konzept eine gute Antwort. Was in diesen Läden gut läuft, kann oft auch in unseren Supermärkten angeboten werden. Eine allgemeine Aussage, welche Produkte besonders gut ankommen, ist aber schwierig. Je nach Standort – ob Bürolage, Einkaufsstraßen oder Bahnhöfe – stellen wir standortspezifische Sortimente zusammen.

Welche Rolle spielen Ihre Eigenmarken in den „To go“-Läden?
Wir führen sie, aber wir legen nicht unser Hauptaugenmerk darauf.

Verdienen Sie schon Geld in diesen Shops?
Die Wirtschaftlichkeit bei den „To go“-Märkten ist mit Sicherheit eine große Herausforderung. Die Standortmieten sind sehr teuer, und der Durchschnittsbon ist im Vergleich zum Supermarkt sehr gering. Wir haben eine hohe Kundenfrequenz, aber auch hohe Personalkosten. Wir befinden uns noch in einer Testphase, können aber jetzt schon sagen, dass uns einige Märkte viel Freude bereiten. Es geht uns vor allem darum, dazuzulernen – für weitere „To go“-Standorte, aber auch für die Supermärkte. Wir räumen diesem Konzept einen hohen Stellenwert ein. Deshalb haben wir in der Zentrale auch die Mannschaft verstärkt, die sich um „To go“ kümmert.

Wie viel mehr ist der Kunde in den „To go“-Läden bereit zu bezahlen?
Eine schwierige Frage. Wir müssen auf alle Fälle günstiger sein als die Wettbewerber wie Bäckereien, Gaststätten, Fast-Food-Läden, und viel teurer als ein normaler Rewe-Markt dürfen wir auch nicht sein – maximal 10 Prozent.

Zählen Sie auch „Albert Heijn to go“ zu Ihren Wettbewerbern?
Theoretisch ja, aber in der Praxis gibt es noch keinen Standort, wo beide Konzepte direkt miteinander konkurrieren. Ich finde es mutig, dass Ahold nach Deutschland gekommen ist, aber wir nehmen die Herausforderung gern an.

Wie viele „To go“-Standorte wollen Sie in diesem Jahr eröffnen?
Wir sind noch in einer Testphase und lernen von Markt zu Markt. Deshalb ist es nicht sinnvoll, viele Märkte gleichzeitig aufzumachen und dann nach einem Jahr umbauen zu müssen. Alle neuen Märkte werden in NRW sein, da gibt es noch genug Potenzial. Mit Neueröffnungen und bereits abgeschlossenen Mietverträgen werden wir 2014 rund zehn „Rewe to go“-Märkte am Netz haben.

Werden Sie mit Temma expandieren?
Ja, wir haben entschieden, in diesem Jahr auch Märkte außerhalb von NRW zu eröffnen, und zwar in Hamburg und im Rhein-Main-Gebiet. In beiden Regionen sind wir mit Rewe schon sehr präsent und nutzen Temma als Alternativangebot für die Kunden. Beide Konzepte ergänzen sich sehr gut.

Wie sieht die Zukunft der Großfläche aus?
Die Großfläche leidet in Europa insgesamt – aus unterschiedlichen Gründen. Aufgrund der hohen Benzinpreise ist die Fahrt zur Großfläche teuer geworden, dadurch wird der Vorteil, dass die Preise günstiger sind, wieder aufgehoben. Der Zeitaufwand für Anfahrt und Einkauf ist höher, den die Menschen aufgrund des hohen Zeitdrucks seltener aufbringen wollen. Und ein weiterer Grund ist, dass sich die Großfläche in der Vergangenheit stark mit den Nonfood-Sortimenten profiliert hat. Diese Profilierungsstärke haben die Großflächen in den vergangenen Jahren durch die wachsende Fachmarktpräsenz insbesondere durch die aggressiven Angebote der Online-Händler verloren.

Wie sieht das bei Toom aus?
Toom ist mit seinen bundesweit 56 Märkten und einem Umsatz von mehr als 1 Mrd. Euro eine eher kleine Einheit im deutschen Großflächenmarkt. Der Umsatz ist auf vergleichbarer Fläche im vergangenen Jahr stabil geblieben. Es ist schwierig, auf der Großfläche immer mehr Umsatz zu machen, während gleichzeitig unter anderem die Kosten für Energie stark steigen. Wir glauben, dass die Integration der Toom-Märkte in die Rewe-Regionen für die Großfläche Vorteile bringt. Zum Beispiel können so die regionalen und lokalen Sortimente gestärkt werden, was bisher bei Toom nicht im großen Ausmaß der Fall war.

Wird Toom umbenannt?
Das ist noch nicht entschieden. Sicher ist: In diesem Jahr werden die Märkte auf keinen Fall umbenannt. Der Name ist aber auch zweitrangig. Das Wichtigste ist ein Konzept, das dem Kunden einen Mehrwert bietet, das ihn dazu bringt, sich ins Auto zu setzen und 15 km in den nächsten Toom-Markt zu fahren. Dafür müssen wir an den Sortimenten arbeiten. Zum Beispiel werden wir ein neues Nonfood-Konzept präsentieren. Außerdem werden wir einige Services anbieten, die es bisher bei Toom nicht gab. Genaueres wird Ende des Jahres in unseren beiden Konzept-Märkten in Darmstadt und Egelsbach zu sehen sein.

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Bilder zum Artikel

Bild öffnen Wenn die Auslastung steigt, lässt sich künftig mit dem Lieferservice Geld verdienen, ist Rewe-Vorstand Lionel Souque überzeugt.
Bild öffnen „In diesem Jahr werden die Toom-Märkte auf keinen Fall umbenannt.“
Bild öffnen „2014 werden wir rund zehn ,Rewe to go’-Märkte am Netz haben.“
Bild öffnen Toom wird auf Vordermann gebracht. Es wird mehr regionale Produkte, ein neues Nonfood-Konzept und erweiterten Service geben, sagt Souque.