Rüschens Kolumne Brauchen wir noch Kassen-Personal ?

Gerade an den Kassen hat moderne Technik im Eiltempo Einzug gehalten. Auf welche Kassiersysteme wird der Handel künftig setzen?

Freitag, 08. April 2022 - Management
Stephan Rüschen
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Bildquelle: Carsten Hoppen

Selbst ist angesagt: Das EHI Retail Institute erhebt im zweijährlichen Rhythmus den Status von Selfscanning in Deutschland. Das Wachstum ist rasant: ein Plus von 137 Prozent an Geschäften, die Selfscanning anbieten (2021 vs. 2019).

Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen wird es für den Handel immer schwieriger, Personal zu finden. Daher sind Formen der Automatisierung von Prozessen im Handel willkommen. Zum anderen empfinden Kunden das Selfscanning auch als sehr bequem: Die Bereitschaft, es zu nutzen, steigt ebenfalls.

Die möglichen Optionen dabei sind vielfältig: Stationäre Self-Check-out-Kassen (SCO), mobiles Handheld-Scanning, mobiles Smart- phone-Scanning, Intelligente Einkaufswagen (wie zum Beispiel der „Easy Shopper“) und „Grab & Go“ sind fünf Formen, die in Deutschland bereits umgesetzt sind oder sich im Test befinden. Nur das Tunnel-Scanning und die Erfassung über RFID haben sich im deutschen LEH nicht durchgesetzt.

Viele Händler setzen bereits mehrere Self-Checkout-Lösungen in Kombination parallel ein. Die schon weitverbreitete SCO-Kasse wird somit um mobile Varianten ergänzt. Welche Kombination an Self-Check-out-Lösungen sich durchsetzen wird, wird sich zeigen. Die Händler, die noch zögern, haben wegen der Diebstahlgefahr Bedenken. Aber auch für die Diebstahlprävention gibt es technische Hilfsmittel (Kameras, KI zur Identifizierung von ungewöhnlichem Einkaufsverhalten und anderes mehr). Bereits 20 bis 40 Prozent der Kassenvorgänge werden bei Händlern nicht mehr von einem Kassierer oder einer Kassiererin abgewickelt, sondern durch automatisierte Lösungen – mit steigender Tendenz.

Die Tests zu Grab & Go (oder auch „Pick & Go“) von Rewe in Köln und Netto in München zeigen, dass auch die technische Entwicklung sehr dynamisch ist. Die Systeme werden präziser und weniger fehleranfällig.

Wir werden in Deutschland jedoch noch lange zumindest eine begrenzte Anzahl an traditionellen Kassen benötigen, da es immer noch eine große Zielgruppe gibt, die gerne an eine Kasse geht und bar bezahlen will. Die Zukunft wird aber weitestgehend Self-Check-out sein. McDonald’s zeigt, wie es werden könnte: acht Self-Terminals und eine traditionelle Kasse.

Das umfassendere Whitepaper #13 der DHBW zu „Selfcheckout im LEH“ steht auf www.handel-dhbw.de kostenlos zum Download bereit.