Kassen-Systeme „Ohne“ funktioniert

Schnell, schneller, kassenlos: Wie funktioniert ein Einkauf ohne Kasse? Ein Selbsttest im ersten Pilotmarkt der Rewe, mitten in Köln. Hier testet das Unternehmen das System Pick & Go.

Donnerstag, 13. Januar 2022 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild „Ohne“ funktioniert
Bildquelle: Stephan Ortmanns

Der kleinste Rewe-Markt Deutschlands steht in Köln, mitten in der Innenstadt. Direkt am stark frequentierten Neumarkt arbeitet Darius Malucha als Marktmanager und betreut mit seinem Team knapp 200 Quadratmeter. Nicht nur die kleine Fläche ist besonders: In diesem Markt, einem umgebauten Rewe to go, testet die Rewe Group ein neues Bezahlverfahren. Es heißt „Pick & Go“, ein kassenloses System.

„Und das funktioniert tatsächlich?“, will ich wissen. Marktchef Malucha ist überzeugt: „Die Technik klappt zuverlässig.“ Und wie sieht es mit Ladendiebstahl aus, hier, mitten im Großstadt-Trubel? „Sie können gar nicht klauen“, antwortet er. Um das zu erklären, nimmt er mich mit auf die Fläche.
Der Einkauf beginnt, indem der Kunde eine App installiert und seine Kreditkarte hinterlegt – bald sollen auch andere Debitkarten funktionieren. Dann scanne ich einen QR-Code auf dem Handy ein, eine Schranke lässt mich ein. Ab jetzt beobachten mich ungezählte Kameras, die an der Decke installiert sind. Sie erfassen allerdings nicht meine Gesichtszüge, sondern nur den Körperbau und meine Bewegungen.

Sobald ich einen Apfel (Stückpreis 79 Cent) in die Hand nehme, registriert eine Waage im Regalboden die Veränderung. Eine Technik, die ich als Kunde nicht sehe, geschweige denn verstehen muss, verknüpft die Informationen aus Waage und Kamera. Unbemerkt bucht sie 79 Cent auf mein Konto. Dann nehme ich eine Smoothie-Flasche aus dem Regal, entscheide mich aber um und nehme doch eine andere Sorte – auch das verarbeitet die Technik im Hintergrund richtig. Um die Hände frei zu bekommen, stecke ich Apfel und Smoothie in meinen Rucksack. Ein eigenartiges Gefühl, so müssen sich Ladendiebe fühlen. Marktmanager Malucha schmunzelt, diese Bemerkung hört er nicht zum ersten Mal. Kein Problem, versichert er mir, im Nullkommanix erhalte ich den Kassenbon in der App, dann legt sich das mulmige Gefühl.

Er ist froh und stolz darauf, diesen Markt zu führen: Malucha leitet ein junges Team mit vielen technikaffinen Studenten an, mit seinen 41 Jahren sei er „der Opi“. 17 Personen arbeiten hier, bis auf Marktmanager und Stellvertreter sind alle neu eingestellt worden.

Das Sortiment umfasst rund 2.000 Artikel, zu üblichen Rewe-Preisen, wie er betont. Ein kleiner Tresen, direkt gegenüber dem Ausgang, hält heiße Snacks wie Currywurst und Pizzafleischkäse-Brötchen bereit. Die Mitarbeiterin, die an der Theke bedient, überprüft die Ausweise für die Altersfreigabe der alkoholhaltigen Getränke. Außerdem bedient sie Zigaretten und Tabakwaren, auch Kondome und Schwangerschaftstests reicht sie über die Theke. Der Kunde steht auf einem gekennzeichneten Punkt, nimmt ein Putenschnitzel entgegen – im Hintergrund addiert die Technik 3 Euro, fertig.

Am Ausgang lässt mich die Schranke wieder hinaus – und schon vibriert mein Handy. Die App zeigt eine Buchung, alles korrekt. „Verrückte Welt“, denke ich. Noch während ich meinen Bon überprüfe, stürmt eine Gruppe junger Menschen in den Markt und zwei Minuten später wieder hinaus.
Für „Guten Tag“, „Tschüss“ oder gar ein Schwätzchen hatten die sicher keine Zeit.