Immobilien Mikrokosmos mit Seeblick

Einkaufen, parken, wohnen, leben und arbeiten – der Lebensmittelhändler Jürgen Baur hat in Konstanz auf einer Industriebrache ein urbanes Quartier geschaffen. Nicht zuletzt prosperiert die Stadt durch sein Engagement.

Sonntag, 22. August 2021 - Management
Dr. Friederike Stahmann
Artikelbild Mikrokosmos mit Seeblick
Bildquelle: Frederike Stahmann

Die Reichenaustraße im Konstanzer Ortsteil Petershausen: Da möchte man wohnen. Nur 50 Meter vom Bodensee entfernt, verläuft sie mit direkter Aussicht über den See und die Schweizer Alpen und ist zudem über die Rheinbrücke unmittelbar mit der Altstadt verbunden. Beste Voraussetzungen für eine der begehrtesten Wohnlagen in Konstanz.

Als Bundesstraße ausgebaut, ist sie jedoch eine der Haupt-Einfallstraßen von Konstanz, gepflastert mit den unterschiedlichsten Companys – von Autohäusern bis hin zu Werkzeugherstellern – rechts und links der Fahrbahn. Vor gut zehn Jahren war sie auch noch gespickt von der ein oder anderen Industriebrache, so wie das trapezförmige Grundstück der Reichenaustraße Hausnummer 36. Ein Traumgrundstück für eine Mall. Jürgen Baur, Eigentümer der Frischemärkte-Baur-Unternehmensgruppe, schwärmt daher damals wie heute: „Die Lage ist außergewöhnlich gut.“

Spielplatz und Grünanlagen
Hinter einer architektonisch ansprechenden Gesamthülle stecken im Erdgeschoss 6.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, die größtenteils vom Flaggschiff der Frischemärkte-Baur, dem E-Center, genutzt werden, im ersten und zweiten Obergeschoss 480 Parkplätze und das darüberliegende Seerhein-Deck. Hinter dem Namen verbirgt sich ein eigenes Quartier. In 38 Loft- und Gartenhofhäusern, jeweils mit eigenen Außenbereichen, sowie im östlichen Gebäudekopf mit mehreren Eigentumswohnungen leben über 200 Menschen. Ein eigener Mikrokosmos mit gemeinschaftlich nutzbarem Spielplatz, Grünanlagen und Wegenetz. Zwei große Büros bieten Arbeitsplätze. Eine Mixed-Use-Immobilie auf 14.000 Quadratmetern mit Wow-Effekt. „Der Ortsteil Petershausen ist eindeutig dadurch aufgewertet worden“, bestätigen nicht nur Be- und Anwohner, sondern auch die Stadtverantwortlichen dem Bauherrn.

Wer sich von Osten dem hellbeigen Klinkerbau nähert, kommt über den begrünten Vorplatz mittig in die Mall. An einem breiten Mittelgang reihen sich ein Bistro, ein Tabaklädchen, ein Futterladen sowie eine Drogeriefiliale. Prominent endet der Mittelgang im E-Center mit 4.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Ein großzügiges Raumkonzept, warme Farben und liebevolle Details wie ein restaurierter alter Apothekerschrank laden zum Shoppen ein. Über 50.000 Artikel und Sortimente, von „Bio“ über „Vegetarisch“, „Vegan“ und „Glutenfrei“ bis zu einer umfangreichen Haushaltswarenab‧teilung, die jeweils Fachhandelsdi‧men‧sion erreicht hat, wissen Kunden weit über den Ortsteil hinaus zu schätzen.

„Wir haben so viel Frequenz, dass wir uns wünschen würden, wir hätten mehr Quadratmeter“, so der Händler. Das geben die Lage und die Immobilie jedoch nicht her. Die Möglichkeit, einen Teil der großzü‧gig bemessenen Parkplätze für eine Erweiterung der Verkaufsfläche zu opfern, lehnt er ab. In ihnen sieht er einen Teilerfolg für die hohe Kundenfrequenz. Daher nennt Jürgen Baur seine nicht vorhandenen Expansionsmöglichkeiten ein Luxusproblem, mit dem er leben könne.

Die zwei Parkdecks befinden sich über den Verkaufsflächen im Erdgeschoss. Ein- und ausgefahren wird von der Bundesstraße aus. Von den insgesamt 480 Stellflächen sind rund 80 den Wohnungseigentümern vorbehalten. Die können von dort aus direkt per Aufzug ins dritte Obergeschoss fahren oder aber über das Treppenhaus an der Ostseite des Gebäudekomplexes ihre Wohnungen und Häuser erreichen. Die Fahrradmitnahme im Aufzug ist problemlos möglich.

Auf der Decke des oberen Parkdecks hat ein externer Bauträger einen Wohnpark errichtet, der aus 38 zweigeschossigen Reihenhäusern in Flachdachbauweise mit einer Gesamtwohnfläche von rund 5.000 Quadratmetern besteht. Zusätzlich gibt es im Ostflügel einen dreigeschossigen Würfel mit Eigentumswohnungen. Jedes Haus wurde individuell nach Kundenwunsch geplant und gebaut. Die Innenausstattungen variieren von der Studenten-WG bis hin zur luxuriösen Wohnung mit Bodenseeblick inklusive Sauna, Whirlpool und Glasbadewanne. Die Beheizung des gesamten Objektes erfolgt mit einer Pelletsheizung, passend zum nachhaltigen ökologischen Gesamtkonzept.

Der Mikrokosmos über den Dächern hat viele Vorteile für die Bewohner. So können Kinder gefahrlos weit ab jeglicher Straße in der zentral gelegenen gemeinschaftlichen Grünparkanlage spielen; Bänke unter Bäumen bieten Raum für einen Plausch unter Nachbarn. Für einen sommerlichen Wärmeschutz sorgt Dachbegrünung auf den Flachdächern. Hohe Glasscheiben an den Außenfronten schützen vor Lärm, lassen aber gleichzeitig den Blick auf den See und die Berge zu. Jedes Haus hat einen eigenen Garten. Urbanes Leben mit einem Touch Vorstadtidylle. „Die Menschen fühlen sich hier wohl“, verwundert daher die Aussage von Marko Peic, der hier oben wohnt, nicht. Familien schätzen zudem, dass Kindergärten und Schulen fußläufig zu erreichen sind.

Jürgen Baur ist wie alle Haus- und Wohnungsinhaber Teileigentümer der Immobilie Reichenaustraße 36. Zwar hat der Händler mit 70 Prozent den größten Anteil, „doch bei unseren Eigentümerversammlungen, die jährlich stattfinden, würde ich niemals meine absolute Mehrheit ausnutzen“, weiß Jürgen Baur, wie er den Frieden im Haus erhält.

Ja, selten, ab und zu gebe es Meinungsverschiedenheiten. Doch die ließen sich mit Hilfe der Expertise der Hausverwaltung bisher immer lösen. Vielen möglichen Reibungspunkten ist er beim Bau des Komplexes durch geschickte Planung und Ausführung schon im Vorfeld aus dem Weg gegangen. So erfolgt die Warenanlieferung komplett innerhalb des Gebäudes. Ein Rolltor verhindert, dass Schall nach außen dringt. Auch eine exakte Mülltrennung stoppt Gerüche. Einzig und allein die Geräusche des Verflüssigers der Kühlanlagen seien bisher von einer Wohnungseigentümerin beanstandet worden. „Es gibt mehr Reibungen zwischen den Wohnungseigentümern als mit uns“, weiß er aus Berichten.

Wie beurteilt Jürgen Baur den Bau der Mixed-Use-Immobilie nach zehn Jahren? „Die Entscheidung für dieses Projekt war zu 100 Prozent richtig.“ Es gebe wenige Punkte, die er heute anders machen würde. Diese Art der Verdichtung und des Flächenmanagements könnte als Blaupause für weitere Projekte dieser Art dienen. Auch die Entscheidung, nicht als Immobilienmakler aufzutreten, habe er nie bereut. „Ich habe mir zu Beginn überlegt, was wir betreiben wollen. Ein Geschäft oder ein Immobilienbüro? Für was wollen und für was können wir verantwortlich sein?“ Damit waren die Würfel gefallen.