Harsch - dm Lohnfreiheit

Der Chef der Drogeriemarktkette dm, Erich Harsch, lehnt Mindestlöhne ab. Die Tarifparteien sollten auch weiterhin über die Bezahlung verhandeln.

Donnerstag, 02. September 2010, 12:22 Uhr
Lebensmittel Praxis

Die Drogeriemarktkette dm steht dem Thema Mindestlöhne kritisch gegenüber: „Wir dürfen uns nicht durch eine Diskussion um gesetzlich fixierte Mindestlöhne hinter die soziale Errungenschaft differenzierter Tarifverträge zurückwerfen lassen, sondern wir brauchen bei den Lohn- und Gehaltsvereinbarungen die Differenzierungsspielräume der Tarife“, sagt dm-Chef Erich Harsch. Damit stellt er sich gegen Forderungen von Lidl. Zwar sei es keine Frage, dass das Einkommen der Beschäftigten des Einzelhandels eine „vernünftige Größenordnung“ haben müsse, schließlich müssten sie von ihren Einkommen auskömmlich leben und ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

Aber die Politik dürfe keine Löhne und Gehälter bestimmen – auch keine Mindestlöhne. Dafür sei sie zu weit weg von der Wirklichkeit in Branchen und Betrieben. „Wir brauchen die Allgemeinverbindlichkeit der Entgelttarife – nicht nur für ein Basisentgelt, sondern im Besonderen auch für die jeweiligen differenzierten Ausgestaltungen zu den Löhnen und Gehältern in der Branche“, betonte Harsch. Die Tarife müssten jedoch aktualisiert werden. dm zahle seinen Mitarbeitern „mindestens Tariflohn“. Den durchschnittlichen Stundenlohn bezifferte Harsch mit 12 bis 13 Euro. Die Einführung von Mindestlöhnen würde dm daher nicht betreffen. Dennoch wollte man Stellung zu diesem Thema beziehen. „Unsere interessante und lebendige Branche muss angesichts sinkender Geburtenraten für junge Menschen und Berufseinsteiger attraktiver werden“, forderte Harsch.

Dazu gehöre auch das Ermöglichen vernünftiger Einkommen. Die Kette konnte im ersten Halbjahr (31. März) des laufenden Geschäftsjahres die Erlöse um 9 Prozent auf 2,77 Mrd. Euro steigern. Davon entfielen gut 2 Mrd. Euro auf Deutschland. Flächenbereinigt lag die Umsatzsteigerung hier zu Lande bei 3 Prozent. Der Gewinn sei „auskömmlich“, sagt Harsch.
Der dm-Chef erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatz-Plus von rund 9 Prozent. Im Vorjahr hatte das Unternehmen mit 5,21 Mrd. Euro beim Umsatz erstmals die 5-Mrd.-Euro-Grenze durchbrochen. „Der Staat ist zu weit weg, um über Mindestlöhne zu entscheiden“, sagt dm-Chef Erich Harsch.