Im Lebensmittelhandel gibt es rund 30.000 Verkaufsstellen mit mehr als zehn Stellplätzen. Das besagt eine Hochrechnung des EHI Retail Institute für den deutschen LEH. Diese ergibt auch, „dass rund 6.000 Verkaufsstellen mit mehr als zehn Stellplätzen kurzfristig mit einem Ladepunkt ausgestattet werden müssen, wenn das GEIG (Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz) in Kraft tritt“, kommentiert Laura Fleischmann, Expertin für Energiemanagement, die Studie „Elektromobilität im Handel 2020“.
Der Handel ist sensibilisiert
Aufgrund der neuen Gesetzeslage durch das GEIG muss der Handel vielerorts nachrüsten: Parkplätze mit mehr als 20 Stellflächen müssen ab 2025 mit mindestens einer E-Ladestation ausgerüstet werden. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Die Rewe Group zum Beispiel ist hauptsächlich Mieter von Immobilien. Damit hat sie keinen direkten Einfluss auf die Platzierung von E-Ladestationen an den Rewe-Märkten. Kaufland wiederum rühmt sich bereits jetzt mit 134 Schnellladestationen an seinen Filialen. Bis Ende 2020 sollen 50 weitere folgen. Norma hat aktuell die Parkplätze von mehr als 25 Filialen mit E-Ladesäulen ausgestattet, weitere sind geplant. Rund 100 Aldi Süd-Filialen haben derzeit eine Ladestation für Elektroautos. Das Unternehmen will in Anzahl und Leistung der Ladepunkte deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Bis Ende 2020 werden noch etwa 200 Filialen mit neuen E-Ladestationen bestückt. Danach sind jährlich rund 300 Ladesäulen geplant. Um den Bedarf passgenau zu decken, stellt das Unternehmen verschiedene Ladesäulentypen auf. Während der Öffnungszeiten können E-Autos bis zu eine Stunde kostenlos geladen werden. Danach wird der Ladevorgang automatisch beendet.
Noch verhaltene Kundenresonanz
Um von vornherein mit der Konkurrenz mithalten zu können, wurde der Edeka-Markt Schenke in Rheda-Wiedenbrück mit zwei Ladesäulen ausgestattet. Seit der Eröffnung am 7. März 2020 gab es allerdings höchstens zehn Kunden mit E-Autos. „Rheda-Wiedenbrück ist eine eher ländliche Gegend“, erklärt Marktleiter Lars König. „Da fahren nur wenige Leute E-Autos.“ Trotzdem können Kunden bei einer weiteren der insgesamt sieben Schenke-Filialen ihr Auto ebenfalls aufladen. Das ist gebührenpflichtig. „Aber mit etwa 25 Cent pro Stunde ist die Säule sehr günstig“, so König. Den genauen Preis erfahren Kunden, sobald sie ihre Ladekarte benutzen. Zudem gebe es keine Höchstparkdauer, denn dazu sei in der näheren Umgebung zu wenig los. „Deshalb war auch die externe Parkplatzkontrolle bisher nie ein Thema für uns.“
Bisher rentieren sich E-Ladesäulen also noch nicht wirklich. Nun ist es an der Kundschaft, mit E-Autos nachzurüsten. Bis dahin muss sich der Handel in Geduld üben, das Angebot halten und weiter ausbauen. Auch EHI-Expertin Fleischmann sieht die Problematik: „Im Hinblick auf den Ausbau von Ladeinfrastruktur im Handel liegt die größte Herausforderung nach wie vor in der langfristigen Finanzierung beziehungsweise einem wirtschaftlichen Betrieb der Ladesäulen.“