Ladendiebstahl Unerlaubter Zugriff

Die Inventurdifferenzen im deutschen Handel nehmen weiter zu – und das, obwohl die Unternehmen stark in Prävention und Sicherheitsmaßnahmen investieren.

Dienstag, 25. August 2020 - Management
Sonja Plachetta
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Bildquelle: Sonja Plachetta

Aufgrund der Corona-Pandemie sind Zugangsbeschränkungen und Sicherheitsleute an den Eingängen der Supermärkte Teil der neuen Normalität geworden. Manche Unternehmen hoffen, dass diese Maßnahmen dazu beitragen, den Ladendiebstahl, insbesondere von Banden, einzudämmen. Andere befürchten, dass sich die Diebstahlsquoten durch gesellschaftliche Entwicklungen wie Kurzarbeit und sinkende Gehälter erhöhen. „Speziell im Lebensmittelhandel wird erwartet, durch die Umsatzsteigerungen im Jahr 2020 prozentual niedrige Bestandsverluste verbuchen zu können“, heißt es dazu in der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2020“.

Im gesamten Lebensmittelhandel haben sich 2019 laut der Studie die durchschnittlichen Inventurdifferenzen mit 0,57 Prozent leicht verschlechtert. Rund jeder 200. Einkaufswagen passiert unbezahlt die Kasse. Insgesamt lag der Schaden im vergangenen Jahr mit 4,4 Milliarden Euro um 5 Prozent über dem Vorjahr. Der größte Verlust – 3,75 Milliarden Euro – davon entsteht durch Entwendung. Kunden stehlen Waren im Wert von 2,44 Milliarden Euro, auf Mitarbeiter-Diebstähle entfallen 950 Millionen, und 360 Millionen Verlust gehen auf Diebstähle durch Lieferanten und Servicekräfte zurück. 660 Millionen Euro Schaden entstehen durch organisatorische Mängel, beispielsweise durch falsche Preisauszeichnung.

Dem Einzelhandel schwächen die Inventurdifferenzen erheblich die Rendite. Setzt man die entgangenen Verkaufspreise in Bezug zum Bruttoumsatz, entsprechen sie in branchengewichteter Hochrechnung einem Wert von rund 1 Prozent des Umsatzes. Zusammen mit den Ausgaben für Diebstahlprävention und Sicherungsmaßnahmen entgeht dem Handel so rund 1,32 Prozent seines Umsatzes.

Ein Viertel der Verluste geht laut der Studie auf Bandendiebstähle zurück, die für den Handel schwer nachzuweisen sind. Zwar werden immer weniger Entwendungen angezeigt. Doch es wird deutlich, dass sich schwere Ladendiebstähle in den vergangenen dreizehn Jahren nahezu verdreifacht haben, während die Zahl der einfachen Ladendiebstähle seit 1997 nahezu kontinuierlich gesunken ist. Den Händlern bleibt oft nur, in Sicherheitsmaßnahmen wie Kameraüberwachung zu investieren. Denn Banden wählen eher schlecht gesicherte Läden aus.