Verpackung Verwirrte Konsumenten

Verunsicherung schlägt auf die Recyclingquote der Deutschen. So das Ergebnis einer Studie von Verpackungshersteller DS Smith. Ein neues Kreislauf-Design-Prinzip soll Abhilfe schaffen.

Samstag, 08. August 2020 - Management
Silke Wartenberg
Artikelbild Verwirrte Konsumenten
Bildquelle: Getty Images

Im Durchschnitt verbraucht jeder Konsument hierzulande pro Jahr 207 Plastikflaschen, 94 Einwegkaffeebecher und 190 Joghurtbecher. Hinzu kommen pro Person im Schnitt 127 Getränkedosen, 158 Gläser und Glasflaschen sowie fast 600 Karton- und Wellpappenverpackungen. Dies ergab die Umfrage „Cost of Confusion“ des international tätigen Verpackungsunternehmens DS Smith. Wohl fühlen sich die Deutschen dabei nicht: Drei Viertel der Befragten gaben an, in Anbetracht der produzierten Müllmengen zumindest gelegentlich ein schlechtes Gewissen zu haben. Ein Blick auf die Altersgruppen zeigt nach Aussage von DS Smith Parallelen zum „Fridays for Future“-Trend: Während rund 80 Prozent der 18- bis 44-Jährigen einräumen, dass ihre Abfälle häufiger Schuldgefühle bei ihnen auslösen, steigt mit zunehmendem Alter die Gelassenheit. So bestätigen dies nur 64 Prozent der 45- bis 54-Jährigen und 60 Prozent der über 55-Jährigen.

Das schlechte Gewissen veranlasst viele Konsumenten dazu, ihr Verhalten zu überdenken. Ein erster Schritt ist oft der Versuch, Müll zu vermeiden. So geben 46 Prozent der Befragten an, Einwegprodukte, wie beispielsweise Trinkhalme, zu vermeiden. 45 Prozent nutzen wiederverwendbare Flaschen oder Kaffeebecher. Brotboxen statt Folie beim Transport von Lebensmitteln nutzen 43 Prozent der Verbraucher und etwa jeder Dritte ist in den letzten Jahren auf wiederaufladbare Geräte ohne Batterien umgestiegen.

Im Zweifel in den Restmüll
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, recyceln 44 Prozent der Deutschen heute mehr als noch vor fünf Jahren. Jedoch werden große Mengen an Müll falsch getrennt. Die größten Probleme bereiten Elektronikgegenstände (40 Prozent der Befragten), gefolgt von Batterien (28 Prozent) und Metallprodukten (27 Prozent). Jeder Vierte ist sich nicht klar darüber, wohin Plastikmüll gehört. Interessanterweise tendieren 45 Prozent der Verbraucher dazu, auf Nummer sicher zu gehen und die Verpackung in den Restmüll zu werfen, sobald sie unsicher sind, ob eine Verpackung recycelt werden kann oder nicht. Mehr als zwei Drittel wirft gelegentlich Gegenstände in den Restmüll, von denen sie glaubt, dass sie recycelbar sind. Nach den Gründen befragt, beklagen 23 Prozent eine mangelhafte Kennzeichnung; 27 Prozent verunsichert die Kombination verschiedener Materialien.

Es fehlt der Überblick
Den übervorsichtigen Recyclern gegenüber stehen die so genannten Wish-Cycler: Auch wenn sie Zweifel haben, ob ein Gegenstand recycelt werden kann, werfen sie ihn – in der Hoffnung das Richtige zu tun – in eine für das Recycling vorgesehene Tonne. Etwa 27 Prozent der Befragten fallen in diese Gruppe. Mehr als die Hälfte gaben an, bereits Gegenstände in die Recyclingtonne geworfen zu haben, die nicht recycelbar waren. Jeder Dritte unter ihnen wusste nach wie vor nicht, welches die richtige Tonne für den Abfall war. Und auch Bequemlichkeit spielt hier einen wichtige Rolle: Etwas mehr als einer von zehn Befragten (13 Prozent) räumte ein, Müll falsch entsorgt zu haben, weil es schlicht einfacher war, beispielsweise unterwegs. Grundsätzlich gilt: Ob risikoaverser Recycler oder Wish-Cycler - das Kernproblem ist das gleiche. Generell ist ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ein Interesse an Recycling vorhanden. Jedoch führen laut Umfrage ein fehlender Überblick über die Recyclingregeln sowie eine fehlende oder mangelhafte Kennzeichnung der Verpackungen zu unerwünschten Ergebnissen. Auf die Bitte, aus einer Liste mit Vorschlägen bis zu drei Punkte auszuwählen, die ihnen helfen würden, mehr zu recyceln, wählten 53 Prozent genauere Angaben auf den Produkten oder Verpackungen. Nur ein Drittel wäre durch finanzielle Anreize oder mehr Sammelstellen beziehungsweise eine konsistentere Recyclingpolitik zu motivieren.

Der Ansatz von DS Smith
Das Unternehmen DS Smith Packaging hat in Zusammenarbeit mit der Ellen MacArthur Foundation eigene, so genannte Kreislauf Design Prinzipien entwickelt. Diese haben das Ziel, Abfall zu vermeiden, die Wiederverwertbarkeit von Produkten und Materialien zu erhöhen und natürlichen Systemen die Möglichkeit zu geben, sich zu regenerieren. Was bedeutet das konkret? Designer sollen dafür sorgen, dass eine Verpackung ihren Inhalt erfolgreich schützt. Denn beschädigte Produkte durch schlechte Verpackung haben wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen.

Des Weiteren sollen beispielsweise durch eine Änderung der Anordnung oder Anzahl der Produkte innerhalb der Verpackung Lager- und Transportplatz besser ausgenutzt werden. Schließlich soll Abfall eliminiert werden, indem Verpackungsprodukte so lange wie möglich in Gebrauch bleiben. Das Unternehmen schließe den Kreislauf für die Kunden, indem aus recycelten Produkten wieder neue Produkte werden. Ein optimiertes System könne auch das Wachstum der Verpackungsindustrie vorantreiben, so das Unternehmen. „Es gibt in der deutschen Bevölkerung den unbestreitbaren Wunsch, bei der Klimakrise zu helfen. Viele Verpackungen sind jedoch noch immer nicht recycelbar, und die Menschen sind sich nach wie vor nicht immer sicher, welche Verpackung in welche Tonne gehört“, sagt Stefano Rossi, CEO bei DS Smith. „Durch die Einführung unserer Prinzipien fördern wir Recyclingfähigkeit als Designprinzip, vermeiden Abfall und erhöhen den Anteil von Wellpappverpackungen, die für die Kreislaufwirtschaft geeignet sind“, so Rossi.