Globus-Gruppe Die Politik braucht Augenmaß

 Die Branche verändert sich, spürt Thomas Bruch. Der Chef der Globus-Gruppe über Sorgen, Herausforderungen und Chancen in Zeiten von Corona.

Sonntag, 26. April 2020 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Die Politik braucht Augenmaß
Bildquelle: Globus

„So eine Situation wie jetzt habe ich noch nicht erlebt“, sagt Thomas Bruch über die Corona-Krise. Der geschäftsführende Gesellschafter der Globus-Gruppe ist „schon ein paar Tage im Handel“, schließlich feiert er bald seinen 70. Geburtstag.

Wie sein Unternehmen durch die Krise kommt? „Ich mache mir Sorgen, um die Gesundheit unserer Mitarbeiter und der Kunden“, antwortet der Chef des Familienunternehmens. Am Anfang der Krise überwogen die Schwierigkeiten, überhaupt das Tagesgeschäft am Laufen zu halten: „Ich bin stolz auf unsere Mitarbeiter, die in den letzten Wochen eine riesige Aufgabe geschultert haben.“ „Für den unermüdlichen Einsatz“ erhalten die Mitarbeiter zwei Tage Sonderurlaub und einen Warengutschein in Höhe von 100 Euro. Mittlerweile normalisieren sich die Umsätze bei Lebensmitteln wieder. Nun beschäftigt sich Thomas Bruch intensiv mit den Problemfeldern: Ein Viertel der Globus-Baumärkte ist derzeit geschlossen, zum Beispiel in Bayern oder Sachsen. Die sechs Elektro-Fachmärkte arbeiten derzeit nur im Onlinegeschäft. In den SB-Warenhäusern sind die großen Gastronomiezonen, die Salat- und Antipasti-Bars sowie in den saarländischen Betrieben ein Großteil der Nonfood-Abteilungen nicht im Betrieb. „Da gehen uns Millionen-Umsätze verloren“, stellt der Saarländer fest.

Dabei ist ihm nicht verständlich, wieso er seinen Kunden einen Großteil der Nonfood-Waren nicht anbieten darf. Gerade in den weitläufigen Nonfood-Abteilungen sei der Andrang regel- und überschaubar. Zudem dürften die Discounter – anders als Globus – weiterhin mit entsprechender Ware handeln. Er fordert daher ein Umdenken von der Politik, und, dass sie „mit Augenmaß reagieren sollte“.

Bei allen Problemen sieht Bruch durchaus auch Chancen in der Krise. So nimmt er wahr, dass Menschen eine stärkere Achtsamkeit für andere entwickeln. Das gelte für Kunden ebenso wie für Mitarbeiter. Er ist selbst immer noch viel in den Märkten unterwegs und spürt, dass „die Wertschätzung für Arbeit in unserer Branche“ zunimmt: „Da verändert sich etwas!“

Ein positiver Effekt sei auch, dass die Digitalisierung einen kräftigen Schub bekommt. So verzeichnen die Baumärkte eine große Steigerung im Onlinegeschäft. Die Globus-Gruppe hält weiter an ihren Expansionsplänen fest. Der neue Markt in Halle ist bereits eröffnet, die Standorte Eschborn und Neunkirchen sollen wie geplant in Bau gehen, gleiches gilt für ein Projekt in Russland.

Seit April ist die erweiterte Führungsrunde im Familienunternehmen im Amt. Das gibt Thomas Bruch die Möglichkeit, etwas kürzer zu treten. Aber aus dem Geschäft zurückziehen will er sich noch nicht. „Es geht mir gut, und solange ich den Eindruck habe, dass ich Sinnvolles für Globus leisten kann, mache ich weiter.“