Familienunternehmen Einfach gut aufgestellt

Ihre Kraft, ihr Ideenreichtum sind das Rückgrat des wirtschaftlichen Erfolgs Deutschlands: Doch wie meistern Familienunternehmen die Aufgaben der Zukunft? Welche Themen beschäftigen sie? Wo drückt der Schuh? Wir haben uns umgehört.

Mittwoch, 26. September 2018 - Strategie
Susanne Klopsch
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Bildquelle: Getty Images, WIFU Witten

Haribo, Tengelmann , Henkel, Aldi, Kathi Rainer Thiele: Sie alle eint eines – sie sind Familienunternehmen. Sie stehen für geballte Wirtschaftspower. „Von 2,7 Millionen Unternehmen gehören in Deutschland 91 Prozent zu den familienkontrollierten Unternehmen“, heißt es etwa bei der Stiftung Familienunternehmen. Nach Angaben von Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung, gehen 55 Prozent aller inländischen Umsätze der freien Wirtschaft auf Familienunternehmen zurück. Und etwa 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer hierzulande sind bei Familienunternehmen angestellt.

Familienunternehmen

Es gibt keine einheitliche Definition für Familienunternehmen. Das WIFU, das Wittener Institut für Familienunternehmen, arbeitet mit folgender Definition: Das Unternehmen ist ganz oder teilweise im Eigentum einer oder mehrerer Familien oder Familienverbänden. Diese bestimmen aus einer unternehmerischen Verantwortung heraus die Entwicklung des Unternehmens maßgeblich. Diese Verantwortung wird entweder aus einer Führungsoder Aufsichtsform heraus wahrgenommen. Die Rechtsform spielt keine Rolle. „Der transgenerationale Moment ist für Familienunternehmen entscheidend“, sagt Rüsen. Es könne erst von einem Familienunternehmen gesprochen werden, wenn in der Familie geplant wird, das Unternehmen in die nächste Familiengeneration weiterzugeben. „Start-ups oder eigentümergeführte Unternehmen sind in diesem Sinn allein noch keine Familienunternehmen“, sagt Rüsen.

Wie lässt sich diese Erfolgsgeschichte fortschreiben? Zu seinem 20-Jährigen wollte daher das WIFU, das Wittener Institut für Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke, von diesen wissen, was sie derzeit bewegt. Welche Themen sind für die nähere Zukunft wichtig? Schwerpunkte legten die Wissenschaftler bei der Erhebung auf die Bereiche Unternehmen, Familie und rechtliche Fragestellungen. Dabei wunderte es Tom A. Rüsen nicht, dass die Themen Nachfolge, Erbschaftssteuer oder die Digitalisierung Dauerbrenner sind. Der geschäftsführende Direktor war aber doch erstaunt, dass „die Bedeutung von Erziehungsfragen in der Kategorie Familie besonders hoch war“. Erheblichen Input aus der Wissenschaft erhoffen sich die Befragten zudem aus dem Bereich Rechtspolitik. „Uns hat überrascht, dass sie sich selbst derzeit eher weniger mit diesem Thema beschäftigen“, sagt Rüsen.

Insgesamt beschäftigen sich die befragten Familienunternehmer derzeit eher mit strategischen, nicht-operativen Fragen. „Aspekte der guten Unternehmensführung“ nennt sie Rüsen. An erster Stelle steht das Thema Personal, insbesondere die Gewinnung und Bindung qualifizierter Nachwuchskräfte sowie die Entwicklung operativer Nachfolger. „In Bezug auf die Familie, die hinter dem Familienunternehmen steht, sind vor allem die Fragestellungen zu den Themen Nachfolge-Dynamiken, Family Governance sowie zur Schnittstelle zwischen Familien und Unternehmen für die Befragten besonders wichtig“, beschreibt der geschäftsführende Direktor. Mit Blick auf rechtliche Themen sind die Erbschaftssteuer sowie das Allgemeine Steuerrecht – vor allem mit Blick auf das Eigentum – für Familienunternehmen von großem Interesse.

Es verwundert nicht, dass das Thema Personal die Familienunternehmer nachhaltig beschäftigt. Doch wie gut sind die Chancen im Kampf um die klugen Köpfe, wenn diese statt ins hippe Berlin oder coole Hamburg zu ziehen, ihre Zelte auf der schwäbischen Alb aufschlagen sollen? „Der Kampf um Talente ist eine der größten Herausforderungen für Familienunternehmen“, sagt denn auch Tom A. Rüsen. Hier seien attraktive Personalkonzepte gefragt. „Familienunternehmen können jedoch insbesondere aufgrund ihrer Langfristorientierung, die sich auch auf die Beschäftigung von Mitarbeitern bezieht, Vorteile gegenüber anonymen Personalgesellschaften vorweisen.“ Statt auf Quartalszahlen zu schielen, haben Familienunternehmen einen längeren Zeitraum im Blick.

Doch Beständigkeit kann auch ihre Schattenseiten haben. Im schlimmsten Fall verabschiedet sich der betagte Firmensenior nicht vom Unternehmen, hemmt vielleicht sogar die strategische Weiterentwicklung. Als Hilfestellung organisiert das WIFU laut Rüsen regelmäßig Veranstaltungen, in denen erfolgreiche Übergaben an die nächste Generation vorgestellt werden. Die Wittener bieten zudem Fallbeispiele, Studienergebnisse und praxisnahe Leitfäden, die Impulse für Lösungen geben sollen.