Rewe Bio Bio-Entwicklungshilfe

Die Rewe Group will Verbrauchern Bio-Lebensmittel nicht nur schmackhafter, sondern auch verständlicher machen. Dafür schraubt sie an Sortiment und Kommunikation.

Montag, 06. November 2017 - Management
Bettina Röttig
Artikelbild Bio-Entwicklungshilfe
Bildquelle: Peter Eilers

Die Rewe Group will ihr Bio-Engagement verstärken und machte inmitten des bunten Getümmels der Anuga Organic mit einem eigenen Stand auf ihre grüne Handelsmarke aufmerksam. „Unser zweiter Anuga-Auftritt gibt uns die Gelegenheit, ,Rewe Bio‘ ein Gesicht zu geben und unsere Themen zu platzieren“, erklärt Dirk Heim, Bereichsleiter Bio und Nachhaltigkeit bei der Rewe Group. Dabei geht es ihm vor allem um das Thema „Tierwohl“ und eine verbesserte Kommunikation. „Wofür Bio steht ist oft noch zu diffus. Verbraucher wünschen sich Regionalität, Nachhaltigkeit, Tierwohl. Wir müssen unseren Kunden klar machen, dass Bio diese Aspekte oft beinhaltet, denn um Bio in die Breite zu bringen, müssen wir mehr Kaufmotive bedienen. Kaum jemand weiß z. B., dass hinter der Naturland-Zertifizierung unserer Bio-Fleisch-Produkte Haltungskriterien stehen, die jenen der Premiumstufe des Labels ,Für mehr Tierschutz‘ des Deutschen Tierschutzbundes entsprechen.“ Im neuen Jahr investieren die Kölner daher in eine neue aufmerksamkeitsstarke Kampagne für ihre grüne Eigenmarke.

Mehr Tierwohl in Bio
Aktuell umfasst Rewe Bio mehr als 500 Artikel, mehr als 200 davon sind Naturland-zertifiziert. Rund 1 Mrd. Euro Umsatz machen die Kölner – einschließlich Penny – insgesamt mit Öko-Produkten. Der Anteil von Bio am Gesamtumsatz beträgt mehr als 5 Prozent – „ohne Schönrechnerei“, betont Heim. Rewe Bio allein betrachtet kommt auf einen Anteil von mehr als 3 Prozent. Bio bleibe ein relevanter Trend, ist er sich sicher. Allein bei Bio-Fleischwaren verzeichne man bei Rewe Zuwachsraten zwischen 20 und 30 Prozent.

Der steigenden Nachfrage kommt die Gruppe mit neuen Projekten und Angeboten nach. So werden die Rewe-Bio-Putenprodukte ab 2018 vollständig auf eine neue Rasse umgestellt. Die braunbefiederte Auburn Pute eigne sich durch ihre hohe Robustheit und Vitalität perfekt für die Haltung nach biologischen Standards – langfristig sei sogar das Heranziehen von Bio-Elterntieren möglich. Auch Eier unter der Marke „Spitz & Bube“ soll es bald in Bio geben. Die Eier stammen von Hennen mit ungekürzten Schnäbeln, zudem werden die männlichen Küken, die in der Regel nach dem Schlupf getötet werden, aufgezogen. Konventionelle Eier aus dem Leuchtturmprojekt werden bis Ende 2017 in allen Rewe-Supermärkten erhältlich sein, bis Ende 2018 sollen die Rewe-Bio-Eier komplett auf das Konzept umgestellt sein, kündigt Heim an. Pro Jahr verkauft der Konzern rund 16 Mio. Sechserpacks Rewe-Bio-Eier. Der Eierpreis deckt die Kosten der Bruderhahnaufzucht, das Fleisch der konventionellen Hähne wird aktuell z. B. zu Hühnerfrikassee verarbeitet. Eine entsprechende Lieferkette für Bio-Fleisch aufzubauen sei eine große Herausforderung. „Müssen wir die Hähne aus der Bio-Linie auch als Bio-Hähnchen aufziehen? An dieser Frage arbeiten wir gerade“, sagt Heim auf Nachfrage. Wünschen würde sich der Manager auch ein größeres bio-regionales Angebot bei Rewe und Penny. „Die Bio-Flächen in der Landwirtschaft wachsen aber zu langsam, in Hessen beispielsweise gibt es kaum Bio-Landwirtschaft.“

Erfahrungen möchten die Kölner auch weiterhin im Bio-Fachhandel sammeln. Neun Temma-Märkte betreiben sie bundesweit, der weitere Roll-out lässt auf sich warten. Die Rewe Group habe bewiesen, dass sie fähig sei, eine Bio-Fachhandelskompetenz in einer Nische zu leben, so Heim. „Temma funktioniert nicht überall, aber an passenden Standorten übertreffen wir gute Bio-Fachhandelsmärkte deutlich“, betont er. Die Service-Bereiche mit Bedienung seien sehr kostenintensiv und erforderten eine entsprechende Frequenz. Wo Temma in fünf Jahren steht, kann Heim nicht sagen. „Es gibt leider nicht ausreichend gute Standorte, zudem hat aktuell der Roll-out von Rewe City Vorrang bei der Wahl der Flächen. „Schon jetzt können wir aber innerhalb der Gruppe von den mit Temma gesammelten Erfahrungen profitieren.“ Zum Beispiel eigne sich das Format dazu, frühzeitig Trends zu erkennen und für Rewe Bio zu nutzen, wie bereits rund um die Themen Kokosöl, Chiasamen, Leguminosen-Pasta oder die Ernährungstrends vegan und low-carb geschehen.