Die eierlegende Wollmilchsau gehört ins Reich der Legenden. Ähnliches gilt auch für Hühner: Entweder, sie legen 300 Eier oder noch mehr pro Jahr. Oder aber, sie setzen im Lauf von 35 Tagen viel Fleisch an, am besten an der Brust. Beides gleichzeitig funktioniert nicht, außerdem sind nur die weiblichen Tiere interessant.
Die männlichen legen keine Eier, bei der Mast sind sie schlechte Futterverwerter: Sie brauchen bis zu 100 Tage, ehe sie ein vergleichbares Schlachtgewicht wie die Hennen erreichen. Dabei setzen sie wenig Fleisch an der Brust an. Ihre Aufzucht ist unwirtschaftlich, deshalb ist es gängige Praxis, dass die männlichen Küken nach dem Schlüpfen aussortiert, betäubt und geschreddert werden. Nicht nur Tierschützer, sondern auch Händler wollen diesen Prozess ändern. Schon seit einigen Jahren arbeiten Forscher an unterschiedlichen Methoden, um bestimmen zu können, ob ein weibliches oder männliches Küken aus dem Ei schlüpfen wird.
Die Rewe Group hat sich nun auf ein bestimmtes Verfahren festgelegt. Es funktioniert, indem dem Ei mit einer sehr kleinen Nadel Flüssigkeit entzogen wird. Darin finden sich bei weiblichen Eiern bestimmte Hormone – das Prinzip ähnelt einem Schwangerschaftstest. Dr. Ludger Breloh, Experte bei der Rewe Group, erklärt, dass die Rewe dieses Verfahren in einem Joint-Venture zur Praxisreife bringen wird. Spätestens in zwei Jahren soll es flächendeckend einsetzbar sein. Dann dürfte es nicht mehr lange dauern, bis das Handelsunternehmen nur noch Produkte listet, die ohne Kükenschreddern hergestellt worden sind. Die zusätzlichen Kosten für die Untersuchung sind gering, vor allem, wenn man gegenrechnet, dass nur noch die weiblichen Eier tatsächlich ausgebrütet werden. Die männlichen Eier hingegen gelangen in die Futtermittel-Produktion.
Was passiert mit der Bruderhahn-Aufzucht, bei der in kleineren Projekten Hähne trotz ihrer Unwirtschaftlichkeit groß gezogen werden? Breloh geht davon aus, dass Projekte wie „Spitz und Bube“ überwiegend im Bio-Bereich ihren Platz haben. „Damit kommt man einer Forderung dieser Branche entgegen“, sagt Breloh. Die Spitz-und-Bube-Eier werden seit Kurzem bundesweit verkauft. Bei der konventionellen Tierhaltung hingegen, wo die Kosten im Fokus stehen, setzt er auf die Bestimmung des Geschlechts noch im Ei.