2047 ist Einzelhandel E-Commerce, so die Grundannahme von bevh-Chef Christoph Wenk-Fischer. Mit den stetigen Wachstumsraten und den klar ansteigenden Gesamtumsätzen sei E-Commerce die prägende Komponente des Einzelhandels, betonte er auf der 2. Konferenz Farm & Food 4.0 in Berlin. Natürlich habe der Online-Anteil am Lebensmittelumsatz bisher nur 1,5 Prozent betragen (Quelle: IfH Köln, 2015), aber der Bon-Wert sei bei der Online-Bestellung von Food doppelt so hoch. Und so sei dieser Umsatz um fast 42 Prozent vom ersten Halbjahr 2015 bis zum ersten Halbjahr 2016 gewachsen – Tendenz steigend.
Das Konsumentenverhalten habe sich radikal verändert, betonten alle Referenten. So haben im vergangenen Jahr 82 Prozent der vom bevh in seiner regelmäßigen Umfrage Befragten mindestens einmal im Monat oder erheblich öfter online bestellt. 19 Prozent der 30- bis 39-Jährigen kauften 2015 bereits Waren des täglichen Bedarfs online. „Das spricht zwar nicht grundlegend gegen eine weitere Existenz des stationären Einzelhandels, aber die Customer Journey wird in der Regel mit der Online-Suche und -Information – via mobilem oder stationärem Internet – beginnen“, erläuterte Wenk-Fischer bei der Präsentation der aktuellen Jahreszahlen des Verbandes. Der Trend sei hier eindeutig: 2016 haben von allen Befragten knapp 41 Prozent mindestens 1 mal in 14 Tagen und öfter online bestellt. Der stationäre Handel werde 2047 in Orten ausreichender Zentralität weiter als lokale, unter Servicegesichtspunkten optimierte Ausprägung von E-Commerce bestehen. „Die vom Online-Handel pilotierte Same Day Delivery finden sowohl E-Commerce- als auch klassische Kunden eine „prima Angelegenheit“, so Wenk-Fischer weiter.
E-Commerce schafft Qualität
E-Commerce verdrängt die Nahversorgung nicht, er macht sie besser, so eine weitere These von Wenk-Fischer. Selbst in kritischen Anforderungen wie Arzneimittelversorgung oder frischen regionalen Lebensmitteln werde die technologische Entwicklung zu mehr Qualität führen, zu mehr individueller Beratung und zu mehr Kundenzufriedenheit. Den Einwand, der Kunde befürchte mangelnde Qualität gerade bei bestellter Frischware, lässt der bevh-Chef nicht gelten. Dann dafür sei ein Apfel wie häufig im stationären Handel eben nicht durch viele Hände gegangen und das sei viel hygienischer. Und der Verpackungsmüll durch den Versand könne durch clevere Lieferboxen wie sie beispielsweise Allyouneedfresh bereithalte deutlich vermindert werden.
Männer kaufen online
Vor allem sind es die Männer, die gerade den Online-Umsatz mit Lebensmitteln nach vorn bringen. Wenk-Fischer rechnet vor: Männer gaben 2016 rund 570 Mio. Euro dafür aus, Frauen nur 362 Mio. Das macht natürlich auch Schmunzeln: „Eine schwer zu interpretierende Tatsache ist das Umsatzplus von 38 Prozent durch Frauen beim Tierbedarf und der deutliche Rückgang bei den Männern von minus 35 Prozent. Möglicherweise kümmert sich in gemeinsamen Haushalten eher Frauchen ums Fresschen oder Spielzeug für die tierischen Mitbewohner oder alleinstehende Herren haben seltener überhaupt tierische Mitbewohner, die es zu versorgen gilt, so seine mögliche Erklärung. Einig sind sich beide Geschlechter aber darin, dass Same Day Delivery eine sehr gute Sache ist (beide ca. 43 Prozent). Und nach dieser Befragung plant heute schon ca. jeder fünfte Befragte, egal ob Mann oder Frau, künftig Lebensmittel bzw. Waren des täglichen Bedarfs online einzukaufen.
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E-Commerce-Fakten 2016
- Brutto-Jahresumsatz: Der interaktive Handel (E-Commerce und klassischer Versandhandel) hat im vergangenen 72,4 Mrd. Euro erwirtschaftet und spielt inzwischen mehr als jeden 8. Euro im Einzelhandel ein.
- Warenabsatz: 57,1 Mrd. Euro; 52,7 Mrd. Euro im reinen E-Commerce
- Dienstleistungen: 15,3 Mrd. Euro
- Umsatzbringer: Bekleidung mit ca. 11,16 Mrd. Euro, Elektronikartikel/Telekommunikation rund 8,7 Mrd.
- Online-Marktplätze wie Ebay oder Amazon realisierten 2016 einen Umsatz von ca. 26,7 Mrd. Euro.
- Versender mit stationärer Basis (klassische Einzelhändler) können ein Umsatzwachstum via E-Commerce von 31,7 Prozent vorweisen.