Interview mit Thomas Starz „Wir wollen uns weiter entwickeln“

Die LP traf Thomas Starz, Vorstand Sales & Marketing bei der Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG, auf der Internorga.

Montag, 13. April 2015 - Management
Tobias Dünnebacke
Artikelbild „Wir wollen uns weiter entwickeln“

Sie bringen mit Coca-Cola Life eine neue Variante mit Stevia-Extrakt auf den Markt. Seit Ende 2011 sind Steviolglycoside als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen. Warum kommen Sie erst jetzt mit einem solchen Produkt?
Thomas Starz: Wir generieren mit Coca-Cola in Deutschland seit Jahren kontinuierlich Wachstum. Daher haben wir keinen Druck, müssen nichts überstürzen. Da Stevia-Süße einen leicht bitteren Beigeschmack entwickeln kann, haben wir lange nach der richtigen Formel gesucht, bevor wir auf den Markt gegangen sind. Wir sind zwar nicht die ersten, aber ich denke der Geschmack wird überzeugen.

An wen richtet sich das Produkt?
Coca-Cola Life ist eine Antwort auf den demographischen Wandel, die immer älter werdende Gesellschaft. Wir wollen uns mit dem Neuprodukt in erster Linie an die Generation 50+ wenden. Gleichzeitig bieten wir eine weitere Alternative mit dem klassischen Coca-Cola Geschmack, die gleichzeitig aber keinen künstlichen Süßstoff verwendet und weniger Kalorien hat, weil gut ein Drittel des Zuckers durch Stevia-Extrakt ersetzt wurde. Wir wollen darüber hinaus auch frühere Verwender von Coca-Cola zurückgewinnen.

Fürchten sie mit der neuen Variante keine Kannibalisierung beim eigenen Portfolio?
Eine leichte Kannibalisierung bei der klassischen Coke ist möglich. Wichtig ist, dass wir auch mit Coca-Cola Life weiter wachsen. Die Beispiele Argentinien und Chile, wo das Produkt zuerst eingeführt wurde, haben gezeigt, dass dies auch mit der vierten Variante von Coca-Cola möglich ist. Wir glauben, dass wir auch in Deutschland diesen Wachstumskurs mit allen vier Coca-Cola Varianten erzielen können.

Das „grüne“ Image mit Coca-Cola Life oder auch der neuen Bio-zertifizierten Limonade von Vio scheint nicht zu der Ankündigung zu passen, sich in Zukunft stärker aus Mehrweg zurückzuziehen.
Obwohl wir die 1,5-l und 0,5-l-PET-Mehrwegflasche in Zukunft nicht mehr anbieten werden, wird unser Mehrweganteil auch in Zukunft deutlich über dem Branchendurchschnitt bleiben. Der Mehrweg-Anteil von Coca-Cola Deutschland ist mit aktuell 57 Prozent doppelt so hoch wie der Branchendurchschnitt. Der Großteil, nämlich 75 Prozent des Mehrwegvolumens bei Coca-Cola, ist von der Sortimentsumstellung nicht betroffen. Die 1-l-PET-Mehrwegflasche bleibt unsere Hauptverpackung. Der Grund für die Umstellung ist, dass einerseits die Nachfrage für unsere 1,5-l-Mehrweg-PET-Flaschen in den letzten Jahren zurückgegangen ist. 0,5-l-Mehrweg-PET-Flaschen werden zudem oft an einem anderen Ort zurückgegeben als sie verkauft werden. Das führt zu vielen Fahrten mit leeren Kisten, was unwirtschaftlich und ökologisch unvorteilhaft ist. Die 0,5-l-Mehrwegflaschen werden außerdem häufiger als andere Flaschen nicht zurückgegeben und können deshalb insgesamt nicht so oft wiederbefül lt werden wie andere Mehrweggebinde – im Durchschnitt weniger als zehn Mal.

Also wird es keinen kompletten Mehrwegausstieg geben?
Nein, auch in Zukunft wird unser Mehrweganteil weit über dem Branchendurchschnitt bleiben. Die Bedeutung ist sowohl für uns als auch den Handel viel zu groß. Man sollte auch nicht vergessen, dass Coca-Cola immer ein Förderer von Mehrweg-Gebinden war. Aber: Der Markt ändert sich auch. Wir haben den demographischen Wandel, die kleineren Haushalte und immer kleinere Portionen je Kaufakt. Dem müssen wir Rechnung tragen. Wir werden aber auch in Zukunft alles anbieten: Mehrweg und Einweg sowie große und kleine Gebinde. Wir machen keine Revolution, sondern durchlaufen eine Evolution. Wir wollen uns weiter entwickeln und ressourcenschonender werden. Das haben wir auch mit dem neuen rPET-Gebinde bewiesen. Wir führen hier in Deutschland erstmalig im weltweit agierenden Konzern eine Flasche ein, die ausschließlich aus Recycling-PET besteht. Sie ist somit die erste Flasche bei Coca-Cola, die den Materialkreislauf schließt. Neumaterial wird nicht benötigt. So können CO2-Emissionen gespart werden.

Wie sieht es mit dem Thema Glas aus?
Wir bekennen uns klar zu der Qualität und Wertigkeit von Glas und setzen weiter auf unser Glas-Mehrwegangebot. Wenn Sie sich neue Innovationen anschauen, sei es bei den alkoholfreien Getränken oder aktuell beim Craft-Bier, dann werden diese immer in Glas auf den Markt gebracht. Das spricht für das Gebinde. Wir haben nicht nur in unsere Glas-Produktion investiert, sondern mit den Jubiläen der Konturflasche von Coca-Cola und Fanta eine Glas-Offensive gestartet. Im Handel ist die 0,2-l-Coca-Cola Glasflasche im Sixpack und die neue Fanta Klassik in der 0,25-l-Glas-Ringflasche in Kürze deutschlandweit verfügbar.