Gigaliner Heilsbringer oder Gefahrenquelle? - „Schienenlobby“

Kommen die als Gigaliner bezeichneten langen Lkw bundesweit zum Einsatz? Über diese Frage wird derzeit heftig gestritten. Die Edeka Südbayern konnte die Riesen-Laster bereits testen. Das Fazit des Händlers dürfte die Gegner nicht freuen.

Montag, 03. November 2014 - Management
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Heilsbringer oder Gefahrenquelle? -  „Schienenlobby“

Das sieht die von den politischen Gegnern gerne als „Schienenlobby“ bezeichnete „Allianz pro Schiene“ naturgemäß anders. In dem Verkehrsbündnis arbeiten 20 Non-Profit-Verbände und mehr als 100 Unternehmen aus der gesamten Eisenbahnbranche. Und die wehren sich mit Händen und Füßen gegen das Projekt Gigaliner. Eine von der der „Allianz pro Schiene“, des Automobil-Clubs Verkehr (ACV) und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in Auftrag gegebene Studie von Forsa hat beispielsweise ergeben, dass mehr als drei Viertel der Deutschen Lang-Lkw ablehnen. Insgesamt sprachen sich 79 Prozent der Befragten gegen eine Zulassung der Lastwagen auf deutschen Straßen aus, während nur 17 Prozent dafür waren. Damit habe sich laut der Autoren die Ablehnung der Gigaliner in der Bevölkerung noch verstärkt: Bei der vorherigen Forsa-Umfrage im Jahr 2011 waren 77 Prozent der Deutschen gegen die Riesen-Laster und 18 Prozent dafür. Als einen Hauptgrund für ihr Votum nannten die Befragten das größere Unfallrisiko (55 Prozent). Auch die Verkehrstauglichkeit beispielsweise im Kreisverkehr oder in engen Straßen in der Stadt oder die Parksituation an Raststätten wird mit Sorge betrachtet.

„Im laufenden Feldversuch sind keine Lang-Lkw in gefährliche Verkehrssituationen geraten. Auch heute würde kein Spediteur auf den Gedanken kommen, einen 40-t-Sattelzug in die historische Altstadt zu schicken“, entgegnet Binnebößel. Auch die Suche nach geeigneten Rast-Parkplätzen sei heute für jede Art Lkw schon anspruchsvoll. Lang-Lkw müssten hier vorausplanen und hätten, wenn überhaupt Rast eingeplant werden müsse, einen überschaubaren Mehraufwand. „Die Handhabung der Lang-Lkw unterscheidet sich kaum von konventionellen Fahrzeugen, und genormte Kreisverkehre sind kein Problem“, ist Binnebößel überzeugt. Eine Aussage, die von der Edeka Sübayern gestützt wird: „Die Fahrer der Lang-Lkw haben keinerlei Probleme, weder in den Kreisverkehren noch an den Kreuzungen. Das Rangieren ist nach einer Eingewöhnungsphase leichter als mit Drehschemelanhängerzügen“, erklärt Klott.

Noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Bis Dezember 2016 sollen die Test-Lkw von Unternehmen wie Edeka Südbayern noch rollen. Dennoch sieht es derzeit so aus, dass die Befürworter der Gigaliner die besseren, da von der Wissenschaft und Praxis gestützten Argumente auf ihrer Seite haben.

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Bild öffnen Die Edeka Südbayern beteiligt sich am Feldversuch mit drei patentierten Tiefkühlfahrzeugen.
Bild öffnen Jetzt gilt es, die Skeptiker der Lang-Lkw mit den Ergebnissen zu überzeugen. Ulrich Binnebößel, HDE-Sprecher Logistik