Interview mit Globus Scupin Die Großfläche vor neuen Herausforderungen - Beteiligt Globus Mitarbeiter weiter am Unternehmen?

Der neue Globus-Sprecher Johannes Scupin über wichtige Zukunftsaufgaben, die Vorteile eines handwerks-orientierten Konzepts auf der Großfläche und den vermutliche zentralen Erfolgsfaktor im Unternehmen: Dem Menschenbild.

Freitag, 17. Oktober 2014 - Management
Reiner Mihr
Artikelbild Die Großfläche vor neuen Herausforderungen - Beteiligt Globus Mitarbeiter weiter am Unternehmen?
Bildquelle: Mugrauer

Beteiligt Globus Mitarbeiter weiter am Unternehmen?
Bei Globus sind rund die Hälfte der Mitarbeiter stille Beteiligte des Unternehmens. Die Möglichkeit der stillen, finanziellen Beteiligung gibt es bereits seit 1990. Wir wollen die Mitarbeiter aber auch stärker an den Entscheidungen im Unternehmen beteiligen. Führungskräfte und Mitarbeiter müssen zusammenkommen, die Faktenlage diskutieren, sich über Verbesserungen austauschen. Unser Ziel ist die dialogische Unternehmenskultur.

Was heißt das konkret?
Nur ein Beispiel: Nehmen Sie unseren neuen Markt in Koblenz. Bei der Gestaltung der Abteilungen haben die Mitarbeiter direkt mitbestimmt. Wir verstehen Führung auch als Selbst-Führung. Und da sind wir wieder beim Menschenbild im Unternehmen.

Hilft das im Wettbewerb?
Der Wettbewerb wird immer intensiver. Waren die Discounter noch vor kurzer Zeit die großen Gewinner und die Vollsortimenter die Verlierer – ändert sich dies gerade wieder. Das wiederum führt zu Veränderungen beim Discounter – schauen sie sich deren Sortimente an – und stellt umgekehrt die Großfläche vor neue Herausforderungen. Wir wollen und müssen uns differenzieren, sonst haben wir keine Existenzberechtigung. Wir legen unseren Fokus auf die Frische und Eigenproduktion, die anspruchsvollen Nonfood-Artikel und natürlich die große Herausforderung „Internet“.

Da verfolgen Sie ja eine eigene Strategie, bei der der Kunde online bestellt und selbst die Ware abholt. Jetzt stoppen Sie den Test in Gensingen. Was ist der Hintergrund?
Die Akzeptanz für den Drive-In in Gensingen war nicht ausreichend. An unserem zweiten Standort in Ensdorf sieht das ganz anders aus, auch wenn es nicht fürs Ausrollen reicht. Wir betrachten unser Drive-Konzept ein wenig als Versuchslabor, in dem wir die Anforderungen der digitalen Welt kennen lernen. Auch wenn Lebensmittel allgemein online noch nicht das große Geschäft sind, dürfen wir das Online-Geschäft mit Lebensmitteln nicht Branchenfremden überlassen.

Noch kein großes Wachstumsfeld also – wachsen könnte Globus aber auch durch die Besetzung von bestehenden weißen Flecken auf der Landkarte…
Unser Ziel ist die größte mögliche Akzeptanz am jeweiligen Standort. Unsere Ausrichtung ist es nicht, flächendeckend mit nationalem großen Marktanteil vertreten zu sein. Dies ist natürlich keine Absage an Wachstum. Wir expandieren zum Beispiel durch die Übernahme der ehemaligen Real-Häuser oder durch das Auslandsgeschäft in Tschechien und Russland, das nach wie vor großes Potenzial hat.

In Koblenz haben Sie gerade einen neuen Markt eröffnet. 8.000 qm an einem Standort, der nicht gerade arm an Verkaufsfläche ist. Neu gebaut und 40 Mio. Euro Investition - das wird man in dieser Größenordnung so schnell nicht mehr erleben. Was ist dort besonders?
Koblenz ist für Globus kein neuer Standort. Wir sind dort seit 30 Jahren in der Innenstadt vertreten. Der Umzug nach Koblenz-Bubenheim ermöglicht uns, weiterhin für unsere Koblenzer Kunden vor Ort zu sein. Das war uns sehr wichtig. Wir haben dort den deutschlandweit modernsten Globus-Markt eröffnet. Mit einer Verkaufsfläche von 10. 000 Quadratmetern und 80. 000 Artikeln ist er fast doppelt so groß wie der alte Markt. Besonders sind die Frische und Eigenproduktion, die Fachmetzgerei, die Meisterbäckerei, aber auch das gastronomische Angebot. Außerdem haben wir uns ein paar ’Goodies’ einfallen lassen, die spannend sind. Unsere Kunden können beispielsweise mit dem Angebot „Scan & Go“, ihre Artikel während des Einkaufs selbst scannen. Das erspart Aus- und Einräumen an der Kasse und geht superschnell. Neu ist auch der Artikelfinder, den wir selbst entwickelt haben. Außerdem setzen wir als einer der Ersten im deutschen Lebensmitteleinzelhandel ’G oodster’,eine Art Kunden-Überraschungs-System, ein.

Globus ist ja breit aufgestellt: 47 SB-Warenhäusern, 84 Baumärkte, eine Drive Station und acht Elektrofachmärkte allein in Deutschland. Wo liegen die Schwerpunkte?
Unsere Baumärkte sind sehr erfolgreich, mit der Integration ehemaliger Max-Bahr-Standorte gelang die Expansion auf 86 Standorte. Die SB-Warenhäuser entwickeln sich auf bestehender Fläche und wachsen besonders im Ausland. Wir blicken in beiden Geschäftsfeldern erwartungsvoll in die Zukunft.

Globus-Fakten
  • Globus in Deutschland: 47 SB-Warenhäuser
  • Globus international: 15 SBW in Tschechien, 8 SBW in Russland
  • Anzahl Mitarbeiter Globus SB-Warenhäuser Deutschland: 17 000
  • Anzahl Mitarbeiter gesamt (Bau- und Fachmärkte/international): 37 000
  • Umsatz gesamt (GJ 12/13): 6,69 Mrd. Euro
  • Umsatz SB-Warenhäuser Deutschland (GJ 12/13): 3,26 Mrd. Euro

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