Interview mit Karl-Heinz Giehl Entspannter Arbeiten durch Videoüberwachung - Warum stehlen Menschen ?

Diebstahl gehört im Andernacher Hit-Markt zum Alltag. Wie man das Problem in den Griff bekommt, schildert Geschäftsführer Karl-Heinz Giehl.

Sonntag, 17. August 2014 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Entspannter Arbeiten durch Videoüberwachung - Warum stehlen Menschen ?
Bildquelle: Hoppen

Warum nur tun die Menschen so etwas?
Ich habe den Eindruck, dass das ein Sport ist, manche Menschen sind eben auf der Suche nach dem Kick. Das passiert auch bei Kunden, bei denen man es nicht vermutet, also bei den wohlhabenden, gut situierten. Aber auch die „normale Hausfrau“ stiehlt, gerade letzte Woche hatten wir einen Fall, bei dem eine Frau Slipeinlagen aus der Packung genommen und den Karton wieder ins Regal zurück gestellt hat. Probleme bereiten uns auch immer wieder Kinder und Jugendliche, die sich zu Gruppen zusammenschließen, auf der Suche nach Süßigkeiten und Trendgetränken.

Wie gehen Sie mit denjenigen um, die Sie erwischen?
Wir versuchen, mit jedem Ladendieb im Guten klar zu kommen. Wir verlangen natürlich die Bezahlung der Ware und eine Bearbeitungsgebühr. In der Regel gibt es ein Hausverbot. Wenn wir allerdings mit der Person nicht parat kommen, holen wir die Polizei hinzu, dann kommt es zu einer Strafanzeigen und zusätzlich zum Hausverbot.

Haben Sie mit manchen Tätern insgeheim Mitleid?
Ja, wenn ich ärmere Menschen sehe, habe ich das. Manchmal erwischen wir alkoholabhängige Tippelbrüder, die sich ein Fläschchen Weinbrand einstecken. Die haben ja kaum eine Möglichkeit, ihr Leben zu ändern und von ihrer Sucht wegzukommen.

Ihr Markt liegt in der Nähe der Andernacher Südhöhe. Meines Wissens nach gibt es dort kriminelle Jugendbanden, denen man nicht unbedingt im Dunkeln begegnen will.
Ja, das ist leider so…

Wie sollen Ihre Mitarbeiter reagieren, wenn eine solche Gang sich auf Beutezug durch den Markt macht?
Wenn die Bande schon beim Betreten des Marktes auffällt, beobachten wir sie natürlich. Wir stellen uns offensiv mitten in die Gruppe rein, damit sie erst gar nicht auf dumme Gedanken kommt. In der Regel verlassen die Jugendlichen den Markt dann unverrichteter Dinge wieder, ohne dass wir die Polizei rufen müssen.

Und wenn eine solche verdächtige Gruppe durch die Kassenzone raus will?
Die Kassiererinnen haben klare Anweisung, keinen mit Gewalt zurückzuhalten. Wegen einer Flasche Spirituosen soll niemand verletzt werden! Die Frauen an der Kasse sollen zwar höflich fragen, ob sie in den Rucksack schauen dürfen. Sie dürfen aber nicht verlangen, dass die Jugendlichen den Rucksack aufmachen – dann müssen wir die Polizei holen.

Welche Maßnahmen treffen Sie, um die Angestellten zu schützen?
Die Videoüberwachung hilft enorm: Alle wissen, dass sie dem Dieb nicht hinterherlaufen müssen, weil die Gesichter aufgezeichnet sind. Dann kann man den Diebstahl auch im Nachgang noch verfolgen.

Eine These besagt, dass manche Jugendliche Zigaretten und Spirituosen klauen, weil sie die Ware legal nicht kaufen dürfen. Wie beurteilen Sie das?
Das ist nachvollziehbar. Allerdings gibt es Zigaretten bei uns nur am Kassenautomaten, sie sind nicht greifbar. Bei Spirituosen spüren wir schon, welche Getränke im Trend liegen, wie gerade bunte Liköre oder Mixgetränke, da ist ein Diebstahl aus diesem Grund schon vorstellbar.

Schließen Sie sich mit anderen Unternehmen kurz, wenn Banden – egal von woher – bei Ihnen Ihr Unwesen treiben?
Wenn Täter innerhalb der Hit-Gruppe auffällig werden, werden wir benachrichtigt. So ist in einem Hit-Markt aufgefallen,dass Trickbetrüger an einem Automaten Leergutbons gefälscht hatten. Das ist über die Inventur erkannt worden, woraufhin alle Marktleiter informiert wurden.

Und wie ist die Kommunikation zu Ihren Mitbewerbern Kaufland, Rewe und Edeka hier am Ort?
Leider gibt es in diesem Punkt keine Zusammenarbeit.

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